So sehr, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsverbände darin unisono eine „Riesenchance für Deutschland“ erkennen. In einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom etwa erklärten 90 Prozent der High-Tech-Unternehmen, dass Industrie 4.0 wichtig für das produzierende Gewerbe sei, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Denn weltweit sind laut Cisco bis 2022 rund 14,4 Billionen Dollar mit dem Internet der Dinge zu verdienen. Die Bundesregierung hat Industrie 4.0 längst als Ziel ihrer High-Tech-Strategie festgeschrieben und will dafür bis zu 200 Millionen Euro bereitstellen.
Eine Entwicklung, in der sich gerade für Firmengründer zahlreiche neue Möglichkeiten auftun. „Innovationen von Startups spielen beim Thema Industrie 4.0 eine entscheidende Rolle“, heißt es etwa beim halbstaatlichen High-Tech Gründerfonds, der junge Technologieunternehmen finanziert. Erst durch die Verbindung von innovativen, wendigen Startups mit der etablierten Industrie kann der Wirtschaftsstandort Deutschland von der vierten Welle der Industrialisierung profitieren, sind Experten überzeugt. Darin liege der „Schlüssel für eine kreative Weiterentwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0“, heißt es etwa beim Wirtschaftsrat der CDU.
Bernd Groß hat eines dieser wendigen Startups gegründet: Cumulocity. Das Unternehmen hat sich im Düsseldorfer K-LAN niedergelassen, einem Innovationsinkubator, und entwickelt Software, die die mobile Kommunikation zwischen Maschinen ermöglicht.
Groß sitzt an einem Schreibtisch und betrachtet bunte Balkendiagramme auf seinem iPad. Die zeigen an, wie viel Kaffee ein Getränkeautomat in der Darnall Service Station heute ausgeschenkt hat, einer Tankstelle irgendwo in Großbritannien. Gerade eben hat sich jemand den 301. Caffè Latte des Tages für 1,50 Pfund gezapft. Groß sitzt Hunderte Kilometer entfernt, aber er kann das Geld förmlich im Automaten klimpern hören.
Groß kann aber nicht nur beobachten, wie viel die Getränkeautomaten ausschenken und wie viel sie einspielen – er sieht auch, wann Tee und Kaffee nachgefüllt werden müssen. Das erspare dem Automatenbetreiber unnötige Anfahrten und so bis zu 40 Prozent der Kosten, sagt Groß. Außerdem verdiene er mehr, weil Kunden ihren Automatenkaffee nun auch bargeldlos zahlen können.
Cumulocity
Cumulocity, Düsseldorf.
Nokia Siemens Networks, Dt. Telekom.
Über die Plattform von Cumulocity lassen sich Geräte via Internet weltweit kontrollieren und steuern.
Möglich machen das ein kleiner Computer im Automaten, der mit dem Internet verbunden ist – und die Software von Cumulocity. Damit lassen sich aber nicht nur Getränkeautomaten in England überwachen, sondern etwa auch Fuhrparks von Unternehmen, die wissen wollen, wie sparsam ihre Mitarbeiter mit den Fahrzeugen umgehen. „Wir können alles mit unserer Plattform verbinden, um Geschäftsprozesse zu optimieren“, sagt Groß, „Automaten und Autos, Bügeleisen und Spielzeug.“
Eine Technologie, die auch für die deutsche Industrie interessant sein könnte. So dachte jedenfalls Bernd Groß, als er und seine drei Mitgründer vor gut zwei Jahren auf die Idee zu Cumulocity kamen.