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Wachstum in der Wüste

Dachgartenfarm Quelle: Pressebild

Die Wüste lebt

Alles begann 1977 auf einem 70 Hektar großen Stück Wüste im Nordwesten der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Ibrahim Abouleish, der in Graz Chemie und Medizin studiert und einige Jahre in der Pharmaindustrie gearbeitet hatte, wollte das unwirtliche Stück Wüstensand mithilfe biologisch-dynamischer Anbaumethoden à la Demeter beackern. Anthroposophische Grundsätze, wie sie der Demeter-Verband verfolgt, hielt er für am besten geeignet, um Wüstenboden fruchtbar zu machen. Aus der kleinen Farm, die anfangs Heilkräuter wie die Blüten der Königskerze für den Export anbaute, ist heute ein Firmenkonglomerat mit 2000 Mitarbeitern an drei Standorten geworden: Unter dem Firmendach Sekem konnte es als Biopionier schon Anfang der Achtzigerjahre Westkunden Kräuter und Gewürze liefern, die Demeter-Standards genügten. Heute steigt die Nachfrage nach Biolebensmitteln auch in Ägypten. So entstanden neben den drei Biohöfen sechs weitere Firmen, die Biolebensmittel, Naturmedikamente und Ökotextilien vertreiben.

Als jüngste Gründung kam 2007 Ecotec hinzu. Das von Sohn Helmy geführte Unternehmen baut und vertreibt Anlagen zur Wasseraufbereitung und Gewinnung von regenerativer Energie. Der Vater, der aus den Gewinnen eine anthroposophische Schule betreibt und gerade eine Universität für nachhaltige Entwicklung aufbaut, bekam neben vielen anderen Auszeichnungen 2003 den alternativen Nobelpreis. Gerade wurde ihm der Business for Peace Award der gleichnamigen Osloer Organisation zuerkannt. Nachhaltigkeit sei eine der dringlichsten Aufgaben, sagt Abouleish: „Es bedeutet, heute Lebensbedingungen zu schaffen, die es zukünftigen Generationen erlauben, in Würde zu leben.“

Grüner High-Tech für Stadt und Land
Schlafkapsel von Leap-Factory Quelle: PR
Prototyp eines wärmespeichernden Grills Quelle: PR
Mini-Windkraftwerk von MRT Wind Quelle: PR
Leuchtendes Kindle-Cover Quelle: PR
Selbstversorgende Insel in der Südsee Quelle: PR
Tomaten in einem Gewächshaus Quelle: dpa
Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" steckt in einer aufgeschnittenen Tomate neben einem Maiskolben Quelle: dpa/dpaweb

Frisch vom Dach

Dunkelrote Tomaten, knackige Kopfsalate und duftendes Basilikum gedeihen mitten in der Stadt auf dem Flachdach des Supermarktes. Nur wenige Stunden nach der Ernte liegen sie dort zum Verkauf – frisch, reif und lokal hergestellt. Diese Art der urbanen Landwirtschaft gibt es heute schon in New York. Dort hat das Unternehmen Brightfarm Systems 1500 Quadratmeter Dachfläche von Büros und Privathäusern für den Anbau von Gemüse erschlossen und plant gerade die mit gut 9000 Quadratmeter weltgrößte Dachgartenfarm im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Das Unternehmen ist Kooperationspartner des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen.

„Integrated Farming“, kurz Infarming, nennt Fraunhofer-Projektleiter Volkmar Keuter die Stadtfarmen. „Unser Ziel ist es, bestehende Bauten für den Anbau von Gemüse zu nutzen“, sagt Keuter. Allein in Deutschland gibt es rund 1200 Millionen Quadratmeter Flachdächer. Würde nur ein Viertel dieser Flächen zum Anbau von Gemüse und Obst genutzt, könnten laut Keuter 28 Millionen Tonnen CO2 gebunden werden.

Die zusätzlichen Grünflächen sollen zudem das Mikroklima der Städte verbessern. Die Vorteile der Stadttomaten sind enorm: dank neuer Technik geringerer Flächen- und Wasserverbrauch als bei herkömmlichem Anbau, kaum Transportkosten und dadurch weniger CO2-Emissionen – und natürlich: frischere Produkte. Derzeit entsteht in Duisburg im Fraunhofer-inHaus-Zentrum ein Prototyp für das Infarming.

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