Airbus' Antwort auf den Dreamliner So fliegt es sich im A350

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Tolles Licht und große Fenster

Dann aber wird die Maschine doch rückwärts geschoben und es geht zur Startbahn. Wer mag, kann das von jedem Sitzplatz aus beobachten, über zwei Kameras. Die eine filmt vom oberen Ende des Heckruders mit, die andere hinter dem vorderen Fahrwerk. Monitore übertragen neben den Flugdaten die Sicht über den weißen weiten Rumpf.

Unterhaltung wird groß geschrieben an Bord, wenn auch nicht unbedingt zwischen den Passagieren in der Business Class. Die müssen sich, wenn sie als Paar reisen, nach vorne beugen, um mit dem anderen zu sprechen. Denn die Trennwand zwischen den Sitzen in der Business Class verhindert direkten Sichtkontakt - oder schützt vor neugierigen Blicken des Nachbarn.

Insgesamt aber soll das Sprechen leichter fallen - und der Passagier in der Röhre weniger den Dingen ausgesetzt sein, die Fliegen noch immer für den Körper zu einer Belastung machen.

Leiser soll der A350 sein. Gefühlt ist das auf Anhieb nicht so recht nachzuvollziehen. Dass die Triebwerke für die Menschen außerhalb der Maschine leiser sind, ist gut möglich, wird aber im Rumpf nicht so recht klar. Der ist aus Verbundstoffen gefertigt, die den Außenschall weniger gut abhalten als die früher üblichen Metalle.

In der Maschine wird das Außengeräusch ohnehin von der Lüftung übertönt. Die ist dafür so effizient, dass alle zwei bis drei Minuten die gesamte Luft innerhalb des Flieger ausgetauscht wird - ohne dabei Zug entstehen zu lassen. Höhere Luftfeuchtigkeit ist damit gegeben, spröde Lippen kommen später und der Körper ist weniger gestresst. Nach einem langen interkontinentalen Flug sollen die Folgen des Jetlags deutlich reduziert sein.

Was haben das Kreuzfahrtschiff „Queen Mary 2“ und das weltgrößte medizinische Zentrum und eine Stadt in Rumänien gemeinsam? Ihre Energie liefert ein umkonstruiertes Flugzeug-Triebwerk. Und das hat viele Vorteile.

Doch die Lüftung ist auch laut: Eine Smartphone-App zum Messen von Dezibel misst im A350 auf Reiseflughöhe eine höhere Lautstärke als auf dem Rückflug im A319. Ruhiger ist der Flug mit der A350 aber deswegen, weil die Maschine spürbar weniger vibriert. Das tiefe Brummen, das in dem A319 im Sinkflug zu erleben ist, fällt beim A350 flach.

Schöner ist der neue Airbus-Flieger ohnehin. Der Innendesigner für die Maschine, Vertti Kivi, hat Licht-Szenarien entworfen, die bei Flügen in der Dunkelheit besonders zum Tragen kommen sollen. Von Kaiserwetter bis zur speziellen Atmosphäre des Nordlichts, wie es die Finnen vom Boden schon kennen, rangiert das Angebot. Die LEDs des Bordlichts können 16,7 Millionen Schattierungen und Kombinationen abbilden. Allein - bei Sonnenschein über den Wolken fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Zumal der A350 deutlich größere Fenster besitzt als andere Modelle. Selbst von einem Mittelgangplatz aus ist die Landschaft beim Landen zu betrachten.

Wichtiger für den Wohlfühlfaktor als die Leuchtszenarien ist am Ende sicherlich, dass der Innendruck der Kabine deutlich angenehmer ist als bei früheren Generationen der Airbusfamilie. Das fällt auf Anhieb nicht so auf, ist aber spätestens im Sinkflug spürbar. Der lässt sich deshalb bei der Landung in Helsinki auf den 11 Zoll messenden Monitoren in den Economy-Sitzen besonders gut genießen.

Doch sanft in der finnischen Hauptstadt gelandet, muss der A350 erstmal warten. Der neue Stolz der Finnair ist an ihrem Heimatflughafen noch so frisch, dass der Finger, aus dem die Passagiere aussteigen sollen nicht passt.

Zehn Minuten später ist eine konventionelle Treppe an das Heck gerollt und Stephan Austermühle kommt nach seinem Upgrade in die Business-Class noch in das Vergnügen, auch die Reihen der Economy zu bestaunen. Er strahlt, die Kamera ist noch griffbereit für ein paar Fotos vom A350 vom Vorfeld aus. Austermühle hat also Glück, dass er den Hintereingang nehmen muss: "So hätte man die Maschine sonst nicht zu sehen bekommen."

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