Atommüll Altmaiers ernüchternde Endlagersuche

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Beunruhigende Perspektive

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Dort begänne Teil zwei des komplexen Sicherungsverfahrens: Pressen verdichten die Fässer in einer sogenannten Konditionierungsanlage zu handlichen Ballen. Sie werden dicht an dicht in Betonbehälter gedrückt; flüssiger Beton füllt die Hohlräume aus. Derart präpariert landen die Betonbehälter in riesigen Containern, deren Wände die radioaktive Strahlung für Jahrhunderte abschirmen sollen. Um die Container aufzubewahren, plant das BfS den Bau eines gigantischen Zwischenlagers in dem Naturschutzgebiet – 20 Fußballfelder groß.

Doch noch existieren Verpackungsanlage, ferngesteuerte Bagger und Roboter sowie das Zwischenlager nur als Ideenskizzen. Ob sie technisch zu bezahlbaren Kosten realisierbar sind, hat noch niemand ausgerechnet – Hindernis Nummer fünf.

Wegen all dieser Unwägbarkeiten bei der Operation Wahnsinn drängt sich die Frage der Alternativen auf. Manche Experten plädieren dafür, die Hohlräume, wie im ursprünglichen Stilllegungsplan vorgesehen, mit Sorelbeton auszufüllen. Dieser Spezialwerkstoff ist resistent gegenüber Salzen. Die Methode, argumentieren sie, würde den Berg stabilisieren. Und die mühsame Suche nach den Fässern entfiele.

Doch ob dies wirklich funktioniert, ist unter Fachleuten nicht minder umstritten als die Rückholung. Und wiederum ist unklar, ob der marode Förderkorb die gewaltigen Mengen an Material befördern kann, die für die Verfüllung nötig wären.

Das viel größere Problem jedoch: Die Wassereinbrüche aus dem Deckgebirge – derzeit 10.000 Liter pro Tag – können sich schlagartig vervielfachen. Dann müsste die Grube womöglich sofort evakuiert werden. Zum Schluss würde sie absaufen, wie Bergleute das Einströmen von Wasser nennen. 30 Jahre später, so steht es in einem Gutachten des Öko-Instituts, würde schwach radioaktives Salzwasser aus der Grube herausgepresst, das – ohne Gegenmaßnahmen – die Gegend am Austrittsort verstrahlte, wenn auch nur leicht.

Rundum keine beruhigenden Perspektiven. So könnte am Ende der wirkliche Wert des ungelösten Asse-Desasters in drei wichtigen Lehren für die im April erst neu begonnene Suche nach einem atomaren Endlager bestehen.

Die erste Erkenntnis lautet: Es kommen nur Salzstöcke infrage, in denen das Salz nicht wandert. Daher verbietet es sich, die Standorte nach politischer Opportunität statt nach deren geologischer Eignung auszuwählen, so die zweite Lehre. Die dritte nennt BfS-Chef König: Das Endlager findet sich nur im gesellschaftlichen Konsens.

Die Asse, mahnt er, sei wie ein Bilderbuch voll Warnungen: „Wir können es aufschlagen und sehen, wie es nicht geht.“

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