Hans-Gerd Funke kann es sich gar nicht mehr anders vorstellen: Seit mehr als 18 Monaten bezieht er den Strom für das 200-Quadratmeter-Haus, in dem er mit seiner Frau, drei Kindern und einem Hund wohnt, fast vollständig aus einem Brennstoffzellen-Testgerät. Es steht im Keller seines Hauses, ist nicht größer als eine Spülmaschine - und völlig geräuschlos.
Rund 24 Kilowattstunden produziert die Brennstoffzelle jeden Tag. Anders als bei Solarzellen auf dem Dach fließen die Elektronen auch nach Sonnenuntergang. Die Abwärme, die bei der Stromproduktion entsteht, wird genutzt, um Duschwasser zu erhitzen oder die Räume zu heizen. Funke ist zufrieden: „Bisher läuft das System sehr zuverlässig.“
Der Oldenburger ist Teilnehmer eines bundesweiten Großprojekts namens Callux. Hersteller von Viessmann bis Vaillant prüfen seit 2008 fast 400 Geräte im Alltagsbetrieb auf Herz und Nieren.
Und das funktioniert so: Die Geräte gewinnen aus Erd- oder Biogas Wasserstoff. Dieser wird in der Brennstoffzelle in Wärme und Elektrizität umgewandelt. In Autos oder auch in U-Booten hat die Zukunftstechnik ihre Tauglichkeit längst bewiesen. In Japan tut sie bereits in mehr als 40.000 Privathaushalten ihren Dienst.
Sprung nach Deutschland
Nun soll der Markt auch in Deutschland in die Gänge kommen. Laut Wolfram Münch, Chef der Forschungsabteilung beim Energiekonzern EnBW Baden-Württemberg und Sprecher der Callux-Initiative, sind die Systeme reif für den Hausgebrauch. Bei dieser Einschätzung stützt er sich auf eine Befragung der Testkunden: 98 Prozent gaben an, mit den Geräten zufrieden zu sein.
Das macht den Herstellern offensichtlich Mut. Nach den Vorreitern Ceramic Fuel Cells (CFC) und Hexis wagen sich dieses Jahr auch Elcore und Viessmann in den Markt. Als letzter Anbieter will nach derzeitiger Planung Vaillant 2017 einsteigen.
Die wichtigsten Brennstoffzellen-Hersteller und -Systeme
Hersteller: Baxi Innotech
System: Gamma Premio
Typ: NT-PEM
Gesamtwirkungsgrad: 96%
Markteinführung: 2015
Hersteller: Buderus
System: Logapower FC10
Typ: SOFC
Gesamtwirkungsgrad: 90%
Markteinführung: 2016
Hersteller: Ceramic Fuel Cells
System: BlueGen
Typ: SOFC
Gesamtwirkungsgrad: bis zu 85%
Markteinführung: 2012
Hersteller: Elcore
System: elcore 2400
Typ: HT-PEM
Gesamtwirkungsgrad: 98%
Markteinführung: 2014
Hersteller: Hexis
System: Galileo
Typ: SOFC
Gesamtwirkungsgrad: 95%
Markteinführung: Ende 2013
Hersteller: Junkers
System: CeraPower FC
Typ: SOFC
Gesamtwirkungsgrad: 90%
Markteinführung: 2016
Hersteller: Vaillant
System: Prototyp
Typ: SOFC
Gesamtwirkungsgrad: 80-90%
Markteinführung: spätestens 2017
Hersteller: Viessmann
System: Vitovalor 300-P
Typ: NT-PEM
Gesamtwirkungsgrad: 90%
Markteinführung: April 2014
Größte Einstiegshürde dürften die hohen Preise für die Brennstoffzellen sein. Das BlueGen-Gerät von CFC zum Beispiel kostet inklusive Installation rund 28.000 Euro. Dennoch soll es sich CFC-Geschäftsführer Frank Obernitz zufolge nach etwa sieben Jahren über die Energieeinsparung amortisiert haben.
Das funktioniert allerdings nur, wenn ein Investitionszuschuss von bis zu 13.000 Euro aus einem Förderprogramm eingerechnet wird. Damit unterstützt zum Beispiel die nordrhein-westfälische Landesregierung die Markteinführung. Sonst dauert es deutlich länger - laut Energieagentur NRW 20 Jahre und mehr.
Wann rechnet sich die Anschaffung?
Die CFC-Manager schwören jedoch Stein und Bein, mit wachsenden Stückzahlen die Verkaufspreise massiv senken zu können. Europa-Vertriebschef Andreas Ballhausen ist sich sicher: „Ab 2020 kann sich die Brennstoffzelle ohne zusätzliche Förderung am Markt behaupten.“ Schon heute soll sie die Kilowattstunde für rund zwölf Cent erzeugen können, gibt das Unternehmen an. Das liegt etwa 14 Cent unter dem, was Stromkunden derzeit bundesweit durchschnittlich für elektrische Energie an ihren Versorger zahlen.
Das Einstiegsmodell für Ein- und Zweifamilienhäuser, das Viessmann unter dem Namen Vitovalor 300-P gemeinsam mit dem japanischen Elektronikgiganten Panasonic vertreibt, kostet inklusive Montage sogar zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Dennoch sind die Partner zuversichtlich, bis zum Jahr 2020 in Europa eine fünfstellige Zahl an Kellerkraftwerken absetzen zu können. Genauer wollen die Unternehmen sich nicht festlegen.
Viessmann stellt zum Gerät ein kleines Zusatzprogramm bereit, über das Benutzer von Smartphones oder Tablet-PCs ihr Gerät auch aus der Ferne steuern können. Zudem haben sie immer im Blick, wie viel Strom und Wärme es gerade generiert.
Bleibt festzuhalten: Wer sich für die innovative Technik entscheidet, tut zumindest der Umwelt etwas Gutes. Gegenüber einer herkömmlichen Gasheizung und dem Strombezug aus dem Netz hinterlässt die Brennstoffzelle dank der zweifachen Brennstoffausnutzung bei gleicher Energieausbeute rund zwei Drittel weniger CO2-Emissionen. Bei den gegenwärtigen Systempreisen rechnet sich die Anschaffung allerdings nur dann in einem überschaubaren Zeitraum, wenn der Käufer eine ansehnliche staatliche Förderung ergattert.
Weiterer Wermutstropfen: Der Käufer bleibt abhängig von Erdgas, einem fossilen Brennstoff - es sei denn, er steigt auf Biogas um.