Dow-Chemical-Manager Wasserstoffspeicher, groß wie der Kölner Dom

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"Wir können auf Kohle nicht verzichten"


13 bittere Wahrheiten über den Strompreis
Stromzähler Quelle: dpa
Ein Mann arbeitet in der Industrie Quelle: dapd
Rauchende Schornsteine Quelle: dpa
Ein Offshore-Windpark Quelle: dpa
Ein Windpark Quelle: dpa
Vormontierte Teile von Windkraftanlagen Quelle: dpa
Solaranlage Quelle: dpa

Wie hoch sind die Kosten für das Projekt?

Wir sind noch in der Entwicklungsphase, aber refinanzieren lässt sich so ein Speicher nur über Börsenstrompreise kaum. Mit der Sicherung der Netze und der Stromversorgung bieten wir aber einen extra Nutzen. Der sollte entsprechend vergütet werden. Da ist wiederum die Politik gefragt.

Mit Ihrem Kavernenspeicher hätten Sie schlagartig eines der größten Energielager in Deutschland. Wann starten Sie?

Wir müssen die Wasserelektrolyse für diese konkrete Anwendung auslegen. Die Kaverne ist bereit, die nutzen wir schon jetzt als Gasspeicher. Die Technik, für den Wasserstoffeinsatz, prüfen wir derzeit. Wenn wir 2018 starten, passt das gut in den Zeitplan der Energiewende.

Zugleich aber planen Sie ein eigenes Kohlekraftwerk in Stade, das den Standort energieautark macht. So ganz scheinen Sie dem grünen Umbau der Stromversorgung also nicht zu trauen, oder?

Dieses Projekt hat mit den gestiegenen Preisen für langfristige Stromlieferverträge zu tun. Wir dürfen uns nichts vormachen: Energie ist inzwischen in den USA und am Persischen Golf so billig, dass es bald günstiger ist, chemische Produkte dort zu produzieren und sie dann nach Deutschland zu verschiffen, als sie hier vor Ort herzustellen. Da ist ein eigenes Kraftwerk grundsätzlich ein gutes Argument für einen Standort. Allerdings müssen wir jetzt natürlich prüfen, ob das auch dann noch gilt, wenn die Pläne des Umweltministeriums umgesetzt werden.

Ihre Begeisterung für den grünen Wasserstoff und ein schmutziges Kohlekraftwerk – wie passt das zusammen?

Widerspruch! Unser geplantes Industriekraftwerk würde zu den saubersten seiner Art gehören. Zumal wir dort auch Gas und Biomasse verfeuern könnten. Aber richtig ist auch: Wir können auf Kohle nicht verzichten, weil sie derzeit der konkurrenzfähigste und auf lange Sicht der kostengünstigste Energieträger ist. Und das Risiko, nur auf einen Energieträger zu setzen, wollen wir nicht eingehen.

Die Grünen fordern inzwischen einen Kohleausstieg bis 2030; schlechte Aussichten für Ihr Projekt. Sind 100 Prozent Erneuerbare realistisch?

Da habe ich meine Zweifel. Am Ende werden wir einen gesunden Mix mit einem klaren Schwerpunkt bei regenerativen Energien haben. Wenn wir die produzierende Industrie im Land behalten wollen, können wir auch in Zukunft nicht auf effiziente Industriekraftwerke verzichten, die jederzeit günstigen Strom bereitstellen. Kohle und Wasserstoffspeicher – wir brauchen beides.

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