Wäschetrockner und Waschmaschinen sind echte Stromfresser. Wer heutzutage ein Geräte kaufen möchte, sollte darauf achten, dass der Verbrauch sich in Grenzen hält, raten Verbraucherschützer. Immerhin ist der Strompreis in den vergangenen Jahren beachtlich gestiegen. 28 Cent kostete im vergangenen Jahr eine Kilowattstunde im Schnitt. Eine vollbeladene Siemens-Maschine (WM 14 A 163) verbraucht 0,90 Kilowattstunden pro 60-Grad-Waschgang. Wer also drei Mal in der Woche wäscht, kommt bei diesem Gerät auf einen Jahresverbrauch von knapp über 140 Kilowattstunden. Kostenpunkt: 40 Euro im Jahr nur für den Strom der Waschmaschine.
Bei derartigen Preisen lohnt es sich, beim Kauf genau darauf zu achten, wie viel Energie das gewünschte Gerät verbraucht. Die so genannten Energieeffizienzlabel sollen dem Verbraucher hier helfen. „Die Label sind eine echte Bereicherung für den Verbraucher“, sagt Annegret-Claudine Agricola von der Deutschen Energieagentur (Dena). „Schließlich schaffen sie klare Transparenz, wie viel Energie relevante Produkte wirklich verbrauchen.“ Außerdem sei das Label auch für die Hersteller von Vorteil. „Es wird sehr stark im Marketing eingesetzt. Dadurch entsteht ein hoher Anreiz die Geräte auch auf hohe Energieeffizienz zu designen“, sagt Agricola.
Wer schon einmal durch die langen Gänge eines Elektrofachhandels gegangen ist, kennt die Balkendiagramme in rot, gelb und grün , die anzeigen, ob die Effizienz eines Gerätes die Note A, B, C oder D verdient hat. Und tatsächlich finden sich kaum noch Geräte mit dem Label B, C oder D in den Geschäften. Stattdessen leuchtet einem fast immer die positive Bewertung „A“ entgegen. So auch bei der oben genannten Siemens-Maschine. Doch obwohl das „A“ positiv klingt, ist es nur die viertbeste Kategorie. Denn die Bewertungstabelle geht von A+++ bis D.
Bei dieser Spanne gibt es eigentlich keine B- und D-Bewertungen mehr am Markt. „Sogar unsere 15-Kilogramm fassende Waschmaschine, die für Privat-Haushalte keine große Rolle spielt, verfügt bei uns über die Energieeffizienzklasse A++“, sagt LG-Managerin Sylke Wendt. „Es gibt bei LG keine Geräte mehr, die schlechter als A bewertet werden.“ Und tatsächlich: Die Waschmaschinen der Koreaner verfügen alle über ein A+++, Kühlgeräte haben in der Regel mindestens die Note A++, abgesehen von den großen amerikanischen Modelle, die mit A+ bewertet werden.
Also alles A und besser. „Für Verbraucher, die gelernt haben, dass A das beste Label ist, wird es langsam schwierig“, sagt Elke Dünnhoff von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Sie leitet seit April 2012 das Projekt „Irreführende Werbung im Bereich der Energieverbrauchskennzeichnung“. „Das Label ist mittlerweile oft keine selbsterklärende Hilfe mehr“, so Dünnhoff.
Tipps für Kunden
Die Europäische Union hat das Energieeffizienzlabel bereits 1998 für Waschmaschinen eingeführt und nach und nach auf Trockner, Kühlschränke, Geschirrspüler und Co. ausgeweitet. Anfangs ging das Spektrum der Tabelle von A bis G. Weil sich die Waren in der Konsequenz aber immer weiter verbessert haben, war mehr Spielraum gefragt. So hat die Kommission Ende November 2011 die Skala um die Klassen A+++, A++ und A+ erweitert. Da das grün-gelb-rote Balkendiagramm nur sieben Klassen vorsieht, wurden die Kategorien G, E und F einfach weggelassen.
Zur Verwirrung der Verbraucher dürfen die Händler jedoch alle Geräte, die vor dem 30. November 2011 schon im Großhandel waren, immer noch unter dem alten Label verkaufen. Dadurch gibt es zum Beispiel immer noch Spülmaschinen im Handel, die eine Effizienzklassentabelle von A bis G, statt von A+++ bis D aufweisen.
„Vor allem in Küchenstudios und Möbelhäusern haben wir bei unserer Marktüberwachung noch jede Menge alte Küchengeräte mit dem alten Label entdeckt“, sagt Elke Dünnhoff. Die Ergebnisse vom Dezember 2012 haben ergeben, dass der Anteil immerhin noch bei durchschnittlich 29 Prozent liegt. Grund dafür ist die große Marge, die die Küchenverkäufer aus dem Verkauf der Elektronik ziehen.
Noch absurder wird das System beim Blick auf TV-Geräte. Seit 2011 müssen diese aufgrund der energiefressenden Großbildschirme ebenfalls das Label tragen. Weil die EU die Anforderungen an die Geräte jedoch sehr hoch ansetzte, bekamen diese keine Skalierung von A+++ bis D, sondern wie gehabt von A bis G. Allerdings legten sich die Hersteller ins Zeug und konnten bald Geräte mit A+ und A++-Werten auf den Markt bringen. Für die Mühe wurde ihnen von der EU eine Sonderregelung gestattet, nach der sie ihre Label selbst gestalten können – zum Beispiel von A++ bis E.
Worauf Verbraucher achten sollten
„Eigentlich müssten die Übergangsfristen auf sechs bis zwölf Monate begrenzt werden", sagt Elke Dünnhoff. Um durch dieses Chaos noch durchblicken zu können, hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz für alle Produkte am Markt Informationsblätter erstellt:
„Allgemein empfehlen wir den Verbrauchern, nicht nur auf die Effizienzklasse, sondern auch auf den absoluten Stromverbrauch der Geräte zu achten, der ebenfalls auf dem Label steht“, sagt Dünnhoff. Denn die Hersteller bedienen sich eines Tricks: Sie bringen größere Geräte auf den Markt. „Wenn die Hersteller zum Beispiel Waschmaschinen so gestalten, dass sie mehr Kilo fassen, können sie über die Menge eine gute Effizienzklasse erreichen“, erklärt Dünnhoff. Dahinter liegt ein kompliziertes Berechnungsschema, das sich vereinfacht auf die Frage herunterbrechen lässt: Wie viel Energieaufwand brauche ich pro Kilogramm?
Eine neue Berechnungsformel muss her
Das hat konkrete Folgen auf die Produktpalette der Hersteller. Vor etwa zehn Jahren hatten Waschmaschinen und Wäschetrockner in der Regel noch ein Fassungsvolumen von fünf Kilogramm Wäsche. Heute liegt es bei sieben Kilogramm. Für einen Ein- bis Zwei-Personen-Haushalt ist das deutlich zu groß. In der Konsequenz laufen in einem Großteil der deutschen Haushalte ständig halbleere Waschgänge, immerhin sind 40 Prozent der deutschen Haushalte sind Ein-Personenhaushalte. Und wer die Volumenkapazität der Waschmaschine nicht ausnutzt, kann den angegebenen Effizienzwert auch nicht erreichen. Der geht nämlich von einer Vollauslastung aus.
Die automatische Beladungserkennung der Geräte führt bei halber Beladung im Schnitt nur zu 20 Prozent Stromeinsparung. „Daher fordern wir, dass die Berechnungsformel so angepasst wird, dass die Hersteller keinen Anreiz bekommen, größere Maschinen zu entwickeln“, sagt Dünnhoff.
So lange es diese Begrenzung nicht gibt, ist es bei jedem Gerätekauf aufs Neue wichtig zu wissen, wie das eigene Nutzerverhalten eigentlich ist. Wie viel Wäsche wasche ich im Monat, wie lange läuft der Fernseher und wie viel Platz brauche ich im Kühlschrank? Und beim Neukauf: Wie viel verbraucht eigentlich mein altes Gerät und wie viel könnte ich mit dem neuen sparen? Der Verbraucher braucht also viele Informationen, um eine Kaufentscheidung treffen zu können.
Die EU soll es richten
Das hat mittlerweile auch die EU erkannt. Die Kommission stellt die gesetzlichen Grundlagen für die Energieeffizienzlabel. Aktuell werden die gesetzlichen Grundlagen für das Energielabel (wie die Ökodesign-Richtlinie und die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung) im Rahmen einer Evaluation auf den Prüfstand gestellt. „Da immer mehr Geräte die Top-Klassen belegen, macht das Sinn“, sagt Elke Dünnhoff. Bei den Waschmaschinen belegen inzwischen 65 Prozent der Haushaltshilfen A +++. „Damit Hersteller auch langfristig effizientere Produkte entwickeln, müssen also wieder neue Anreize geschaffen werden.“
Gleichzeitig hat die Ökodesignrichtlinie schlechte Produkte (je nach Warengruppe unterschiedlich) aus dem Verkehr gezogen. Sie dürfen also gar nicht mehr neu in den Handel kommen. Damit werden Kunden fast nur noch A-Waren im Einzelhandel präsentiert. Die unteren Klassen bleiben leer. „Da muss man sich dann fragen, welchen Informationswert das Label überhaupt noch hat“, sagt Dünnhoff. Studien der Verbraucherzentrale haben zudem gezeigt, dass die Käufer den Unterschied zwischen A+ und A+++ kaum noch wahrnehmen. Dabei kann er ebenso beträchtlich sein, wie zwischen den Kategorien A und C.
In der Diskussion um neue Labels setzen sich vor allem die Umweltverbände, aber auch die Verbraucherzentrale, für eine dynamische Skala ein, wie es auch in Japan praktiziert wird. Dabei bekommen immer die besten Geräte am Markt die Note „A“ und die anderen werden daran gemessen.
Bessere Geräte, schlechterer Überblick
Die Hersteller wehren sich gegen diese Idee. „Das Modell aus Japan mag am dortigen markt seine Berechtigung haben, aus unserer Sicht hat das europäische Modell jedoch deutliche Vorteile“, sagt Home-Entertainment-Manager Alexander Krüger bei LG. „Denn nur wenn Verbraucher alle notwendigen Rahmenparameter des Geräteverbrauchs aller am Markt befindlichen Anbieter schnell und unkompliziert identifizieren können, können sie auch for sich entscheiden, welches Gerät das passende für das eigene Verbraucherverhalten ist.“ Und das stelle das EU-Label sicher.
Der Vorteil der dynamischen Skala wäre sicher, dass mit jeder Produktinnovation nicht wieder eine neue Kategorie erfunden werden muss. „Außerdem wäre das für Verbraucher die transparenteste Methode“, sagt Energieexpertin Elke Dünnhoff.
Derzeit scheint die EU eine Variante zu befürworten, die das Balkenmodell beibehält. Statt der Bewertungen könnte dann jedoch eher die Zahl für den Energieverbrauch nach Kilowattstunden in das Diagramm eingetragen werden. Allerdings scheint diese Variante nicht zwingend mehr Transparenz zu schaffen. Denn kaum jemand kennt seinen Stromverbrauch und die damit verbundenen Kosten genau. Laut einer Dena-Befragung aus dem Jahr 2013 wussten 28 Prozent der Deutschen nicht, wie hoch ihre jährlichen Stromkosten sind. Lediglich 37 Prozent wussten es genau, 35 Prozent gaben an, die Summe „in etwa“ zu kennen.
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