Energie Gas ist das neue Öl

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"Energiewende preiswerter zu haben"

Warum die Energiepreise steigen
Euroscheine stecken an einer Steckdose Quelle: dpa
Logos der vier großen Engergiekonzerne EnBW (l, oben), RWE (r, oben), Vattenfall (l, unten) und Eon (r, unten) Quelle: dpa
Ölpumpen stehen im Sonnenuntergang auf einem Ölfeld bei Los Angeles Quelle: dpa
Bild einer Raffinerie auf einem Bildschirm der Firma Gazprom Quelle: REUTERS
Ein Mitarbeiter eines Heizöllieferanten bereitet die Betankung eines Mehrfamilienhauses mit Heizöl vor Quelle: dpa
Ein Tankwagenfahrer beliefert einen Privathaushalt mit Heizöl Quelle: AP
Ein Monteur verkabelt einen Strommast Quelle: dapd

Schon ist die Rede davon, dass die Schwerindustrie wegen der sinkenden Energiepreise neue Anlagen in den USA baut. Diese Entwicklung beobachten auch Europäer und Asiaten mit Interesse: Bei ihnen steigen die Energiepreise beharrlich; und so hoffen sie auf eine Trendwende, wenn große Schiefergas-Vorkommen aus den USA, China und Argentinien sowie kleinere aus Europa auf den Markt kommen.

Die sinkenden Energiepreise helfen der Konjunktur: Den USA prophezeien Analysten der Schweizer UBS etwa einen halben Prozentpunkt zusätzliches Wachstum – jedes Jahr. Und weltweit würden bis 2035 knapp 2,8 Billionen Dollar in die Förderung von schwer abzubauendem Erdgas aus Schiefergestein investiert, schätzen die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA). Für sie hat das „goldenen Gaszeitalter“ daher längst begonnen.

Übersicht zur regionalen Verteilung der Erdgas-Reserven (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Davon könnte auch Europa profitieren: A.T. Kearney-Energieexperte Kurt Oswald erwartet, dass der Gaspreis hier zunächst zwar weiter steigt – ab 2015 aber um bis zu 60 Prozent einbrechen wird. Grund dafür sei ein absehbares Gasüberangebot auf dem Weltmarkt. Wie sehr das auch Privathaushalte entlastet, darüber wagt Oswald keine Prognose.

Auf jeden Fall würde billigeres Gas die Folgen der Energiewende lindern: Fotovoltaik und Windkraft könnten länger ausreifen und dann eingesetzt werden, wenn sie Strom kostengünstiger erzeugen als heute, findet der Energieexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Manuel Frondel: „Die Energiewende wäre dadurch preiswerter zu haben.“

Zieht Europa nach?

Ob auch Europa massenhaft unkonventionelles Gas fördern wird, ist indes fraglich. In Polen – wo Experten große Vorräte vermutet hatten – verliefen erste Probebohrungen enttäuschend. Und längst nicht alle Menschen sind begeistert vom großen Gasrausch. Nach Protesten in Deutschland, Frankreich und Rumänien stockt die Exploration in vielen Ländern. Um nämlich an die Reserven zu gelangen, müssen Unternehmen Millionen Liter mit teils giftigen Chemikalien versetztes Wasser in die Erde pumpen. Das macht vielen Angst.

Welche Folgen der Gasboom für Unternehmen und Verbraucher hat, welche Sorgen berechtigt sind und ob tatsächlich nach dem Jahrhundert des Öls das Gaszeitalter anbricht, haben WirtschaftsWoche-Reporter auf den nächsten Seiten analysiert.

Vom Umwelt-Rüpel zum Klimaschützer

Klar ist, dass der Gasrausch den weltweiten Energiemarkt aus den Angeln hebt. In den USA haben sich seit 2008 die Strompreise halbiert. Aus Sorge, ihre Meiler könnten unwirtschaftlich werden, haben US-Konzerne den Bau zweier Atomreaktoren gestoppt. Ihre Alternative: billiges Gas, das auch noch die klimaschädliche Kohle aus den Kraftwerken verdrängt. Die wiederum wird von US-Unternehmen nach Europa verschifft.

Ein andere Folge des Gasbooms: Weil der Energieträger weniger CO2 verursacht, haben die Amerikaner seit 2006 so viel CO2 eingespart, wie kaum ein anderes Land.

So werden die Umwelt-Rüpel doch noch zu Klimaschützern – völlig ohne Kyoto-Protokoll und Emissionshandel.

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