Beim Energiesparen sind die Deutschen kreativ: Wahre Pfennigfuchser ersetzen Glühbirnen durch Energiesparfunzeln, kaufen teure Spar-Kühlschränke und schirmen ihr Haus mit einem halben Meter Dämmschicht luftdicht von der Umwelt ab. Ausgerechnet auf die nächstliegende und wirksamste Sparidee aber kommt kaum einer: die Heizung an die Wetterprognosen zu koppeln.
Das aber dürfte sich jetzt ändern. Schließlich verspricht der Ansatz drastisch niedrigere Energiekosten. Einer der Vordenker ist Markus Werner. Der Chef des Jülicher Unternehmens Meteoviva hat eine Steuerung entwickelt, die mithilfe von Sonnen- oder Niederschlagsvorhersagen für die nächsten Tage die Regelung optimiert. Der Brenner beispielsweise bullert dann nur noch, wenn es wirklich kalt wird – und nicht bloß, weil der Außenfühler an der Hauswand gerade noch im Schatten liegt.
Bei Bürogebäuden und Fabrikhallen spart das teils schon mehr als 40 Prozent. Nun wird die Technik auch für Mieter und Eigentümer bezahlbar. Denn Werner ist nicht der Einzige, der Petrus das Thermostat in die Hand drückt. Ähnliche Technik kommt vom Münchner Startup Tado, vom Unternehmen Nest aus den USA oder von Passive Systems aus Großbritannien.
Alle versprechen: Heizungen für Einfamilienhäuser lassen sich einfach per Fingerstreich auf dem Smartphone regeln. Zudem passt sich die Technik, in schick designten Geräten verpackt, mit jedem Tag besser an den Nutzer an. Sie merkt sich, wann er gewöhnlich nach Hause kommt und welche Temperatur er dann bevorzugt – und stellt sie automatisch ein.
„Es ist doch erstaunlich, dass es in dem Bereich bisher kaum Innovationen gibt“, sagt Ingenieur Christian Deilmann, einer der Gründer von Tado. Der Markt für Energiespartechnik wäre gewaltig: Fast drei Viertel der rund 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland stammen aus der Zeit vor 1979, als die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat. Die Unternehmensberatung Roland Berger kalkuliert, dass der Markt für Energiespartechnik von heute etwa 40 Milliarden bis 2020 auf rund 76 Milliarden Euro wächst.
Das ist zwar nur eine grobe Schätzung. Doch klar ist: Die meisten Altbauten sind wahre Energieverschwender. Sie verbrauchen nach den Zahlen der Deutschen Energieagentur (Dena) 75 Prozent der Gesamtenergie für Heizung und Warmwasser. Das zu ändern wäre überfällig: Denn um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten die Gebäude viel schneller energetisch saniert werden, als dies im Moment passiert. Tatsächlich aber tut sich erschreckend wenig.
Sparen beim Spielen
Nun aber kommt Bewegung in den Markt: mit smarter neuer Technik, die sogar Spaß machen kann, weil sie auch den Spieltrieb der Nutzer befriedigt. Eines der ansehnlichsten Geräte stammt vom US-amerikanischen Unternehmen Nest. Deren Gründer Tony Fadell hat als ehemaliger iPhone-Entwickler die Apple-Optik auf einen kreisrunden Thermostaten mit Bewegungsmelder und einem Minirechner im Innern übertragen. Er merkt beispielsweise, ob jemand im Raum ist, und lernt, wann der Nutzer aus dem Haus geht und welche Temperatur er bevorzugt. Zudem zeigt er Statistiken zum Energieverbrauch an. Mit einem schicken Ring aus gebürstetem Aluminium lässt sich die Temperatur verstellen, die ein LCD-Bildschirm anzeigt.
Nest vereinfacht vor allem die Bedienung dramatisch und erzielt so, ähnlich dem 270 Euro teuren Smart-Home-System des Essener Energiekonzerns RWE, alleine dadurch einen Einspareffekt. Denn Technik für das gezielte Absenken und Ausschalten der Heizung, etwa wenn der Bewohner nicht da ist, gibt es schon länger. Sie ist nur meist kaum bedienbar. Die hohen Preise der smarten Regler allerdings verhindern derzeit noch, dass sich die Investition schnell rentiert.