Energieversorgung Was sich seit Fukushima verändert hat

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China

Die chinesische Flagge weht vor der aufgehenden Sonne Quelle: dapd

Daya Bay

Dicht bewachsene Hügel prägen die Landschaft im Süden der Provinz Guangdong. Palmen, Bananenbäume und dazwischen immer wieder terrassenförmige Reisfelder ziehen sich durch die Ebene mit ihren zahllosen Fabriken. Die Region nahe der früheren britischen Kolonie Hongkong ist der Exportmotor des Riesenreichs. Spielzeug, T-Shirts, Schuhe, iPads und Weihnachtsschmuck: Von Guangdong aus versorgt China die Welt mit seinen Konsumgütern – und bald mit Atomstrom.

In der Daya Bay will Peking ein gewaltiges Atomprogramm verwirklichen. Trotz der Nähe zu Japan lässt die Regierung dort zwei neue Atomreaktoren bauen, zwei Meiler sind schon am Netz. In der benachbarten Stadt Yangjiang sind sechs Reaktoren im Bau. Auch anderswo im Land rollen die Bagger: Insgesamt will Peking bis 2015 allein 25 Reaktoren ans Netz anschließen, bis 2020 noch einmal so viele. So würde China seine Atomerzeugungskapazitäten um rund 800 Prozent steigern. Der Anteil der Kernenergie liegt derzeit bei rund zwei Prozent, 2020 könnte die Quote im hohen einstelligen Bereich liegen.

Problematische Informationspolitik

Die neuen Meiler seien sicher, beteuern die Behörden. Richtig ist: Peking stützt sich für seine Atomkraftwerke auf Technologie aus Frankreich. Was viel mehr beunruhigt, ist die Informationspolitik der Regierung. Als es 2010 in Daya Bay zu einem Störfall kam, durften die Medien nicht darüber berichten. Bekannt wurde das Leck im Kühlsystem nur durch Artikel in Hongkonger Zeitungen. Die wies der Betreiber des Reaktors daraufhin prompt zurecht.

Anteile an der Stromversorgung in Prozent Quelle: IEA, BDEW, DECC

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat die Skepsis gegenüber der Atomkraft in der chinesischen Bevölkerung zugenommen. Immerhin: Auf Druck des Volkes haben die Behörden eine Überprüfung der Sicherheitsstandards angekündigt.

Das größte Problem allerdings ist, dass die Menschen der notorisch lückenhaften Informationspolitik der Regierung nicht trauen – ein fruchtbarer Boden für Gerüchte. Nach dem Unfall in Japan war im ganzen Land das Salz ausverkauft – die Chinesen wollten sich gegen eine angeblich heraufziehende Atomwolke schützen.

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