Ganz genau werden das Wissenschaftler erst in einigen Jahrzehnten wissen. Klar aber ist: Nicht nur die Temperaturkurven verlaufen anders als geplant. Auch die Kosten des Klimaschutzes weichen von den Berechnungen ab. Noch vor einigen Jahren nahm das Umweltbundesamt an, dass die Vermeidung von CO2 Deutschland vier Milliarden Euro pro Jahr kosten werde. Ex-Weltbank-Ökonom Nicholas Stern glaubt gar, dass eine Begrenzung des Temperaturanstiegs nur möglich sei, wenn die Staaten jährlich zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Klimaschutz ausgeben. Deutschland müsste dann rund 53 Milliarden Euro berappen, 20 Milliarden mehr als der deutsche Verteidigungshaushalt.
Doch egal, wie man rechnet: Die Vermeidung von CO2 – der Kern der Klimaschutzpolitik – wird noch teurer als gedacht. Grund dafür ist, dass sich mit neuen Technologien offenbar weniger CO2 vermeiden lässt als erhofft und dass die Erfolge durch den Emissionshandel geringer sind als angenommen. Das ist aus dem Kreis der IPCC-Gutachter zu hören. Offiziell kommentieren sie das nicht, weil der aktuelle Bericht zu dem Thema noch nicht fertig ist.
Muss sich die Welt also mit höheren Deichen und der Umsiedlung von Menschen aus überflutungsgefährdeten Gebieten an den unvermeidbaren Wandel anpassen?
Wie aus dem Klimagas CO₂ Schaumstoff wird
CO₂ lässt sich unter anderem in fossilen Kraftwerken gewinnen, wo es dem Abgas mithilfe der Rauchgaswäsche entzogen wird.
Verflüssigt kann das CO₂ zur Weiterverarbeitung transportiert oder – gasförmig – direkt vor Ort chemisch umgewandelt werden.
Im Idealfall werden Wärme oder Wasserstoff und der benötigte Strom mit regenerativen Quellen wie Windkraft erzeugt.
Mithilfe von Katalysatoren werden die CO₂-Bausteine Kohlenstoff und Sauerstoff mit anderen Elementen zu neuen Chemikalien umgebaut.
Die Basis-Chemikalien können in der weiteren Produktion chemisch identische Stoffe ersetzen, die bisher auf Erdölbasis hergestellt werden.
CO₂-basierte Polykarbonate, Polyurethane aber auch Methanol lassen sich zum Beispiel zu CDs, Schaumstoffen oder Treibstoff verarbeiten.
Es wird wohl nicht ohne gehen, weil ein bestimmtes Maß an Klimawandel nicht aufzuhalten ist. Doch billiger wird auch dieser Weg nicht. Denn sieht man einmal von den Kosten des Klimawandels selbst ab – Dürren und Wüstenbildung, Waldbrände und Hitzetote –, wird auch die Anpassung an den Wandel teurer als geplant.
Bislang gingen Klimaforscher grob davon aus, dass dieser Prozess ein Fünftel der Vermeidung von Treibhausgasen kosten werde. Doch diese Faustformel basierte auf wenig belastbaren Zahlen.
Das zeigt das Beispiel Küstenschutz. Hier veranschlagte die EU vor einigen Jahren insgesamt Kosten von zwei Milliarden Euro pro Jahr. Aktuelle Studien aber ergeben: Allein die Niederlande müssen jährlich 1,3 Milliarden Euro in die Befestigung ihrer Küsten investieren. Wo lag der Fehler? „Die Modelle waren bislang einfach zu schwach“, sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der sich auch für den IPCC mit den Kosten der Anpassung an den Klimawandel befasst. „Wir müssen nun mit realen Daten noch mal neu rechnen.“