Ernst Ulrich von Weizsäcker "Die Ausplünderung des Planeten stoppen"

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Allianz zwischen Europa und Asien

Wer bei der Nachhaltigkeit punktet
Gelsenkirchen Quelle: obs
Oberhausen Quelle: dpa/dpaweb
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Herne Quelle: dpa/dpaweb
Hamm Quelle: dapd
Mönchengladbach Quelle: dpa/dpaweb
Essen Quelle: AP

Chinesen und Amerikaner werden dabei kaum mitmachen – die deutschen Unternehmen verlören bei einem einseitigen Vorpreschen ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Eine Erfahrung aus den Siebzigerjahren widerlegt diese Annahme. Damals haben die Japaner als Reaktion auf die Ölengpässe ihre Energiepreise schockartig nach oben gejagt. Von 1978 bis 1990 hatte Japan etwa doppelt so hohe Industriestrompreise wie Deutschland und drei Mal so hohe wie die USA. Die Industrie hat natürlich gejammert. Doch was ist passiert? Japan stieg raketenartig zum technologischen Wettbewerbsführer der Welt auf, denken wir nur an Kameras, Industriekeramik, den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen und Hybridautos.

Aber für die Umwelt brächte nur das koordinierte Vorgehen vieler Länder eine nennenswerte Entlastung. Wen wollen Sie als Verbündeten gewinnen?

Ich plädiere für eine Allianz zwischen Europa und Asien.

Ausgerechnet Asien. China pustet inzwischen mehr CO2 in die Atmosphäre als jedes andere Land.

China ist im Moment immerhin das einzige Land auf der Erde, das die Erhöhung der Energieeffizienz verbindlich festgeschrieben hat. Das sehe ich nur ansatzweise in der EU und überhaupt nicht in den USA.

Woher rührt Ihr Vertrauen in die chinesische Führung?

Ministerpräsident Wen Jiabao und sein designierter Nachfolger Li Keqiang setzen sehr auf ökologische Nachhaltigkeit. Sie haben erkannt, dass Wachstum auf Dauer nur funktioniert, wenn dabei keine Ressourcen vergeudet werden.

Und die Amerikaner ignorieren das?

In den USA will man den Staat aus allen solchen Sachen heraushalten. Das kann auch ein vernünftiger Präsident wie Barack Obama nicht ändern.

Die Weltmacht USA verweigert sich einem Zukunftsdialog?

Unternehmen wie Google, General Electric und sogar Wal Mart sind ökologisch ganz vorn. Und Ökonomen wie Joseph Stiglitz und Paul Krugman sind Weltspitze beim Umdenken. In weiten Kreisen an der Ost- und Westküste denkt man wie wir in Europa. Das ändert aber noch nicht den Kongress, der ökologisch seit Jahren weitgehend untätig ist.

Eine Achse Europa–Asien würde diese Fortschrittlichen in den USA doch nur weiter in die Enge treiben?

Ganz im Gegenteil. Wenn Amerika sieht, wie sich der ungeliebte Machtblock Europa mit dem gefürchteten Machtblock Asien zusammentut, dann ist das eine verdammt gefährliche Nachricht für die Wall Street und für die Amerikaner. Dann krempeln sie die Ärmel hoch und denken: Wir waren auf dem falschen Dampfer.

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