Ernst Ulrich von Weizsäcker "Die Ausplünderung des Planeten stoppen"

Der neue Co-Präsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, will grüne Wachstumsoptionen entwickeln und fordert ein Bündnis zwischen Europa und Asien.

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Kuriose Folgen der Energiewende
Schwierige Löschung von Windrad-BrändenDie schmalen, hohen Windmasten sind bei einem Brand kaum zu löschen. Deshalb lassen Feuerwehrleute sie meist kontrolliert ausbrennen – wie im April in Neukirchen bei Heiligenhafen (Schleswig-Holstein). Quelle: dpa
Tiefflughöhe steigtDie Bundeswehr hat die Höhe bei nächtlichen Tiefflügen angepasst. Wegen Windradmasten kann die Tiefflughöhe bei Bedarf um 100 Meter angehoben werden. Der Bundesverband Windenergie (BWE) begrüßt, dass dadurch Bauhöhen von bis zu 220 Meter realisiert werden können. Die Höhe des derzeit höchsten Windradtyps liegt bei etwa 200 Metern. Quelle: dpa
Dieselverbrauch durch WindräderViele neue Windkraftanlagen entstehen – ohne ans Netz angeschlossen zu sein. Solange der Netzausbau hinterherhinkt, erzeugen die Windräder keine Energie, sondern verbrauchen welche. Um die sensible Technik am Laufen zu halten, müssen Windräder bis zu ihrem Netzanschluss mit Diesel betrieben werden. Das plant etwa RWE bei seinem im noch im Bau befindlichen Offshore-Windpark „Nordsee Ost“. Quelle: AP
Stromschläge für FeuerwehrleuteSolarzellen lassen sich meist nicht komplett ausschalten. Solange Licht auf sie fällt, produzieren sie auch Strom. Bei einem Brand droht Feuerwehrleuten ein Stromschlag, wenn sie ihren Wasserstrahl auf beschädigte Solarzellen oder Kabel halten. Diese Gefahr droht nicht, wenn die Feuerwehrleute aus sicherer Entfernung den Wasserstrahl auf ein Haus richten – aber, wenn sie dabei ins Haus oder aufs Dach gehen. Stromschlagsgefahr gibt es ebenso für Feuerwehrleute, wenn sie nach einem Straßenunfall Personen aus einem beschädigten Elektroauto bergen müssen. Quelle: AP
Störende SchattenWindräder werfen Schatten – manche Anwohner sehen darin eine „unzumutbare optische Bedrängung“, wie es das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ausdrückte. Es gab einer Klage recht, die gegen ein Windrad in Bochum gerichtet war. Im Februar wies das Bundesverwaltungsgericht die Revision des Investors ab. Das Windrad wird nun gesprengt. Quelle: dpa
Gestörte NavigationAuf hoher See wird es voll. Windparks steigern nicht nur das Kollisionsrisiko mit Schiffen. Die Rotoren stören auch das Radarsystem. Der Deutsche Nautische Verein schlägt daher vor, dass Windparks nur genehmigt werden, wenn die Betreiber auch neue Radaranlagen an den Masten installieren. Quelle: dapd
Windrad-LärmWindräder drehen sich nicht nur, dabei machen sie auch Geräusche. Je stärker der Wind, desto lauter das Windrad – und das wollen viele Bürgerinitiativen nicht hinnehmen. Ein Beschwerdeführer aus dem westfälischen Warendorf erreichte im September 2011 vorm Verwaltungsgericht Münster zumindest, dass eine Windkraftanlage nachts zwischen 22 und 6 Uhr abgeschaltet wird. Quelle: dpa

Weizsäcker, 73, ist seit Oktober Co-Präsident des Club of Rome. Von 1998 bis 2005 saß der Neffe des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker für die SPD im Bundestag. Von 1991 an baute der Diplom-Physiker das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie auf, das er bis 2000 leitete.

WirtschaftsWoche: Herr von Weizsäcker, sind Sie ein fröhlicher Mensch?

Ernst Ulrich von Weizsäcker: Durchaus.

Dann muss es ja regelrecht eine Qual für Sie sein, einer Institution wie dem Club of Rome vorzusitzen, der beharrlich den Weltuntergang predigt.

Ich versuche, für den Club eine optimistische Perspektive für die Welt zu entwickeln, die, aufbauend auf den leider richtigen Analysen, technologische und politische Vorschläge enthält, die uns aus der Gefahr der Apokalypse hinausführen können.

Im gerade veröffentlichten Nachfolgebericht zum legendären Buch von 1972 über die Grenzen des Wachstums ist davon nichts zu lesen. Im Gegenteil: Danach droht der Erde wiederum der Kollaps.

Jeder Arzt weiß, dass die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie eine gute Diagnose ist. Und die lautet nun einmal: Die Menschheit stellt sich blind und denkt: Solange sich das Klima noch nicht dramatisch verändert hat, warum sollen wir was tun? Solange man Kupfer und High-Tech-Metalle wie Indium und Neodym noch irgendwo rauskratzen kann, worüber sollen wir uns sorgen? Solange das so ist, rückt die Welt dem Abgrund immer näher.

Und der Club of Rome glaubt, die Menschen mit seiner Katastrophenrhetorik aufrütteln zu können?

Leider ist vielen Menschen die kurzfristige Wohlstandsökonomie immer noch viel wichtiger als das Schicksal unserer Enkel. Und deswegen verdrängen sie die Gefahren kollektiv.

Was heißt verdrängen? Viele der düsteren Annahmen des Club of Rome waren doch schlicht falsch.

Natürlich gab es Fehleinschätzungen. Zum Beispiel ist die angenommene feste Kopplung zwischen industriellem Ausstoß und Umweltverschmutzung geknackt worden. Aber nur, weil die Politik wegen dieser Warnungen aktiv geworden ist. Sie hat in Deutschland und anderswo mit scharfen Umweltgesetzen dafür gesorgt, dass es ökonomisch richtig wehtat, das Wasser weiter zu verschmutzen. Sonst hätte sich nichts gebessert.

Wie sieht Ihr Reformplan für den Club of Rome denn aus?

Fünf Dinge habe ich mir vorgenommen. Wir müssen erstens eine positive Wachstumsoption entwickeln. Zweitens müssen wir Skandale wie die fortgesetzte Subventionierung des Leerfischens der Ozeane oder des Einsatzes fossiler Brennstoffe viel öffentlichkeitswirksamer anprangern. Wir wollen drittens verstärkt Geschäftsideen und Initiativen ermutigen, die das Zeug haben, die Erde zu einem besseren Ort zu machen.

"Der Unterschied zwischen Kollaps und Stabilisierung"

Die nachhaltigsten Unternehmen
Innenansicht einer Filiale der Drogerie-Kette dm Quelle: AP
Ein Mann lehnt an einer Wand, unter dem Logo von Mercedes Benz Quelle: REUTERS
Palina Rojinski bei der Pressepäsentation zum OTTO Saisonstart 2012 in Hamburg Quelle: Morris Mac Matzen
Ein Audi A1 Quattro in der Produktion Quelle: dpa
Ein Marmeladenglas der Sorte Landliebe Quelle: dpa/dpaweb
Produkte der Bärenmarke Quelle: AP
Ein Mitarbeiterin von Miele montiert eine Waschmaschine Quelle: dpa

Haben Sie ein Beispiel?

Eine Möglichkeit wäre die Kooperation mit Investmentfonds, die ihr Geld nach strengen ökologischen Kriterien anlegen. Das hätte großen Einfluss auf die Märkte.

Und die anderen Reformschritte?

Wir müssen, wie das auch die OECD fordert, weltweit für Regierungen wie Unternehmen verbindliche Regeln einführen, die der Ausplünderung des Planeten ein Ende bereiten. Und schließlich will ich fünftens die Nachwuchsorganisation des Clubs wiederbeleben. Sie soll die modernen Kommunikationsströme nutzen und sich verstärkt in die Diskussion in sozialen Medien wie Facebook und Twitter einschalten.

Soll sich der Club auch in die gesellschaftliche Breite öffnen?

Bisher galt das ungeschriebene Gesetz, dass der Club nie mehr als 100 Mitglieder haben darf. Aber wenn wir künftig ein halbes Dutzend Programme vorantreiben, dann kann es auch Projekt-, Unternehmens- oder Jugendmitgliedschaften geben. So können wir unsere Aktivität sinnvoll verstärken.

Gehen wir in die Details. Welche umweltverträgliche Wachstumsoption schwebt Ihnen denn vor?

Ich behaupte, wir schaffen mehr Wohlstand mit den gegebenen bekannten Ressourcen, wenn wir lernen, diese dramatisch effizienter einzusetzen. Es ist schon mit den heute verfügbaren Technologien möglich, jede Einheit Wohlstand mit einem Fünftel des jetzigen Ressourcenverzehrs zu erzeugen. Langfristig halte ich auch eine Verzwanzigfachung für realistisch. Das würde die Ausplünderung unseres Planeten endlich stoppen.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Eine einzige Maßnahme rettet die Welt?

Erstaunlich, nicht wahr! Aber es ist so. Noch als Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie habe ich ausrechnen lassen, wie es sich im Modell des Club of Rome auswirkt, wenn die Ressourcenproduktivität jedes Jahr um vier Prozent steigt. Was war die Folge? Stabilisierung! Der ganze Unterschied zwischen Kollaps und Stabilisierung ist eine Steigerung der Ressourcenproduktivität um vier Prozent pro Jahr.

Und wie bekommen wir diese dauerhafte Steigerung hin?

Indem wir die Preise für Energie und Rohstoffe in Höhe des jährlichen Fortschritts bei der Ressourcenproduktivität per Steuer kontinuierlich erhöhen. Das setzt Hersteller, Handel und Verbraucher unter Handlungszwang.

Industrie und Verbraucher ächzen doch jetzt schon unter galoppierenden Energie- und Rohstoffpreisen. Strom würde für Geringverdiener unbezahlbar, und es gingen Arbeitsplätze verloren.

Mitnichten. Der Ansatz wird weder zu sozialem Elend noch zu Auswanderung von Unternehmen führen – wenn zwei Nebenbedingungen eingehalten werden. Das eine ist ein bezahlbarer Sockeltarif, damit nicht die Hartz-IV-Empfänger die Zeche zahlen. Das Zweite eine Aufkommensneutralität für gefährdete Branchen: Sie bekommen zurückgefüttert, was sie vorher eingezahlt haben.

Effizienzverbesserung des Ressourcenverbrauchs

Schnelle Wege aus der Klimafalle
Klimaexperten haben mehr als 400 Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels unter die Lupe genommen. Im Fokus der im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung stand ausnahmsweise nicht der Klimakiller CO2, sondern das Treibhausgas Methan sowie Ruß, der in der Atmosphäre dafür sorgt, dass weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert wird. Schon mit einigen einfachen Maßnahmen, so die Wissenschaftler, ließe sich der Ausstoß von Methan und Ruß so stark reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 um ein Drittel geringer ausfallen würde als bislang vorhergesagt. Die zehn wichtigsten Maßnahmen im Überblick. Quelle: dpa
Durch eine bessere Filterung bei der Entlüftung von Kohleminen würde deutlich weniger Methan freigesetzt. Quelle: dpa
Lecke Gaspipelines sind eine weitere Treibhausgas-Quelle, die sich mit relativ geringem Aufwand schließen ließe. Quelle: dpa
Deponie-Gas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, entsteht durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Seine Freisetzung zu verhindern und es nutzbar zu machen, würde dem globalen Klimawandel entgegenwirken, so die Forscher. Quelle: dpa
Durch unkontrolliertes Abblasen bei der Ölförderung gelangen ebenfalls große Mengen Methan in die Atmosphäre, die durch verbesserte Fördertechnik eingefangen werden könnten. Quelle: dpa
Auch durch eine bessere Aufarbeitung der bei der Nutztierhaltung anfallenden Exkremente – etwa durch Vergärung in Biogasanlagen – ließe sich der Methanausstoß deutlich verringern. Quelle: dpa
Keine andere Kulturpflanze setzt soviel Methan frei wie Reis. Durch verbesserte Anbaumethoden, weniger Dünger und eine weniger intensive Bewässerung ließe sich der Methanausstoß beim Reisanbau reduzieren. Quelle: dpa

Warum sie dann nicht gleich von der Zahlung befreien?

Bei einer Befreiung fehlt anders als bei der Rückfütterung jeder Effizienzanreiz. Denn sie schafft Konkurrenz innerhalb der Branche: Wer richtig doll effizient wird, schlägt die anderen aus dem Felde, weil seine Effizienzgewinne mit jeder Preiserhöhung größer ausfallen.

Das ist doch heute schon das tägliche Brot der Unternehmen, effizienter zu sein als ihre Rivalen.

Bisher haben wir vor allem einen Arbeitsproduktivitätswettbewerb. In dem Moment, wo die Energie verteuert wird, verschiebt sich das Rationalisierungsinteresse in Richtung Energieeffizienz. Und das ist ein Strukturwandel, der nicht schadet, sondern Deutschland im Gegenteil wettbewerbsfähiger macht. Die Rückfütterung kann je Arbeitsplatz erfolgen. Das würde den Arbeitsplatzabbau aktiv bremsen, die Unternehmen würden stattdessen ihre Wettbewerbsposition verbessern, indem sie weniger Material und Energie einsetzen.

Nach herrschender Lehre führen solche Preiseingriffe zu schlechteren Marktergebnissen.

Dogmatische Ökonomen haben mit meiner Denkweise Schwierigkeiten. Das respektiere ich auch, die haben die Ablehnung von Staatseingriffen gelernt.

Und was halten Sie ihnen entgegen?

Ich sage ihnen: Ihr lehrt eure Studenten, dass die Effizienzverbesserung des knappen Faktors wichtiger ist als die des nicht knappen Faktors. Arbeitswillige sind im heutigen Europa nicht der knappe Faktor; die Ressourcen sind der eigentliche Engpass.

Wenn Energie und Rohstoffe knapp und teuer werden, entsteht Preisdruck doch auch ohne staatliche Eingriffe.

Zeitweise sah es ganz danach aus.

Und inzwischen ist es anders?

Jetzt brüsten sich die Amerikaner, dass sie mit Fracking riesige Mengen zusätzlichen Gases aus den Gesteinsschichten heraussprengen können, und auch beim Öl hat sich das Angebot vorübergehend enorm ausgeweitet. Alles dem Markt zu überlassen bedeutet, das Problem nicht ernst zu nehmen. Nur wenn der Staat den Ressourcenverbrauch kontinuierlich verteuert, kommen wir in Richtung einer grünen Wirtschaft voran.

Allianz zwischen Europa und Asien

Wer bei der Nachhaltigkeit punktet
Gelsenkirchen Quelle: obs
Oberhausen Quelle: dpa/dpaweb
Krefeld Quelle: AP
Herne Quelle: dpa/dpaweb
Hamm Quelle: dapd
Mönchengladbach Quelle: dpa/dpaweb
Essen Quelle: AP

Chinesen und Amerikaner werden dabei kaum mitmachen – die deutschen Unternehmen verlören bei einem einseitigen Vorpreschen ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Eine Erfahrung aus den Siebzigerjahren widerlegt diese Annahme. Damals haben die Japaner als Reaktion auf die Ölengpässe ihre Energiepreise schockartig nach oben gejagt. Von 1978 bis 1990 hatte Japan etwa doppelt so hohe Industriestrompreise wie Deutschland und drei Mal so hohe wie die USA. Die Industrie hat natürlich gejammert. Doch was ist passiert? Japan stieg raketenartig zum technologischen Wettbewerbsführer der Welt auf, denken wir nur an Kameras, Industriekeramik, den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen und Hybridautos.

Aber für die Umwelt brächte nur das koordinierte Vorgehen vieler Länder eine nennenswerte Entlastung. Wen wollen Sie als Verbündeten gewinnen?

Ich plädiere für eine Allianz zwischen Europa und Asien.

Ausgerechnet Asien. China pustet inzwischen mehr CO2 in die Atmosphäre als jedes andere Land.

China ist im Moment immerhin das einzige Land auf der Erde, das die Erhöhung der Energieeffizienz verbindlich festgeschrieben hat. Das sehe ich nur ansatzweise in der EU und überhaupt nicht in den USA.

Woher rührt Ihr Vertrauen in die chinesische Führung?

Ministerpräsident Wen Jiabao und sein designierter Nachfolger Li Keqiang setzen sehr auf ökologische Nachhaltigkeit. Sie haben erkannt, dass Wachstum auf Dauer nur funktioniert, wenn dabei keine Ressourcen vergeudet werden.

Und die Amerikaner ignorieren das?

In den USA will man den Staat aus allen solchen Sachen heraushalten. Das kann auch ein vernünftiger Präsident wie Barack Obama nicht ändern.

Die Weltmacht USA verweigert sich einem Zukunftsdialog?

Unternehmen wie Google, General Electric und sogar Wal Mart sind ökologisch ganz vorn. Und Ökonomen wie Joseph Stiglitz und Paul Krugman sind Weltspitze beim Umdenken. In weiten Kreisen an der Ost- und Westküste denkt man wie wir in Europa. Das ändert aber noch nicht den Kongress, der ökologisch seit Jahren weitgehend untätig ist.

Eine Achse Europa–Asien würde diese Fortschrittlichen in den USA doch nur weiter in die Enge treiben?

Ganz im Gegenteil. Wenn Amerika sieht, wie sich der ungeliebte Machtblock Europa mit dem gefürchteten Machtblock Asien zusammentut, dann ist das eine verdammt gefährliche Nachricht für die Wall Street und für die Amerikaner. Dann krempeln sie die Ärmel hoch und denken: Wir waren auf dem falschen Dampfer.

Social Media ist kein Instrument zur Weltverbesserung

Die größten Stromfresser und wie man sie ausschaltet
Ab September müssen Staubsauger ein Energielabel tragen, so wie Waschmaschine und Kühlschrank auch. Die EU-Regelung soll es einfacher machen, energiesparende Geräte zu erkennen. Ab September dürfen die Geräte maximal 1600 Watt verbrauchen, bis 2017 soll diese Grenze auf 900 Watt herabgesetzt werden. Zusätzliche hinweise auf dem Label informieren den Kunden, für welchen Bodenbelag der Sauger geeignet ist. Wichtig ist für Experten allerdings nicht nur die Watt-Zahl, sondern auch die Saugleistung. Muss länger gesaugt werden, ist die Energieersparnis durch geringeren Stromverbrauch hinüber. Deshalb sei das Label kaum mit den Energieeffizienzklassen anderer Geräte zu vergleichen. Wenn Sie vorhaben, sich einen neuen Staubsauger anzuschaffen, achten Sie nicht nur auf den Stromverbrauch, sondern auch auf die Saugleistung. Diese wird durch die Art des Motors, Saugrohr und vorhandene Filter beeinflusst. Viele Händler bieten mittlerweile "Versuchsparcours" an, auf denen man die Staubsaugermodelle testen kann. Staubsauger, die bis Ende des Monats in den Handel kommen, werden das Label vorerst nicht bekommen und dürfen auch ohne dieses verkauft werden. Quelle: dpa
Für Filter-Kaffeemaschinen mit einer Isolierkanne soll der EU zufolge eine Wartezeit von fünf Minuten gelten. Bei Maschinen ohne Isolierbehälter ist eine Wartezeit von maximal 40 Minuten geplant. Die Hersteller können der Kommission zufolge aber entscheiden, ob sie es den Verbrauchern ermöglichen, die automatische Abschaltung der Warmhaltefunktion wieder abzustellen. „Die Einschränkungen für den Verbraucher sind sehr, sehr gering. Kaffee, der 40 Minuten in der Glaskanne steht, schmeckt ohnehin nicht mehr“, sagte Scholz. Vorteile für die Verbraucher seien Einsparungen beim Stromverbrauch und damit bei den Kosten. Der Bund der Energieverbraucher schätzt die Einsparungen auf etwa 60 Euro im Jahr, wenn täglich drei Kannen Kaffee gekocht und diese insgesamt acht Stunden warmgehalten werden. „Existierende Modelle, die automatisch abschalten, kosten kaum so viel wie der Warmhaltestrom eines Jahres“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Aribert Peters der dpa. „Wir bekommen die Energiewende nicht hin, ohne Strom zu sparen.“ Quelle: dpa
Eine Umfrage von TNS Emnid für den Strom- und Gasanbieter E wie einfach hat ergeben, dass 30 Prozent der Bürger nicht wissen, wie viel Strom sie im Alltag tatsächlich verbrauchen. Vor allem ganz junge sowie ältere Menschen kennen ihren Verbrauch nicht. Um Strom zu sparen, geben 81 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Akkuladegeräte vom Netz trennen, den Gefrierschrank abtauen (72 Prozent), und auf Energiesparlampen umgestiegen sind (71 Prozent). Doch sind das wirklich die größten Stromfresser im Haushalt? Wer geben zehn Tipps, wo und wie Sie in Zukunft Strom im Haushalt sparen können. Quelle: dapd
Eco-Programme beim Spülen benutzenMit 5,1 Prozent Anteil am gesamten Stromverbrauch landet das Geschirrspülen auf Platz 10 der größten Stromfresser im Haushalt. Laut einer Studie der Universität Bonn ist das Spülen in der Maschine übrigens trotzdem günstiger als Handspülen: Im Geschirrspüler werden sowohl weniger Wasser als auch weniger Energie verbraucht. Voraussetzung ist natürlich, dass die Maschine nur voll beladen eingeschaltet wird und dass das Geschirr nicht zusätzlich von Hand vorgespült wird. Auch sogenannte Spar-, Eco- oder Umwelt-Programme sparen Energie. Bei geringerer Temperatur wird das Geschirr dank längerer Spülzeiten genauso sauber wie in "Normal"-Programmen.Datengrundlage des Rankings: Energieagentur NRW: "Wo im Haushalt bleibt der Strom?"; in der Studie wurde 2011 unter anderem der Stromverbrauch von Ein- bis Sechs-Personen-Haushalten untersucht. Bei allen Punkten gilt: Es handelt sich um Durchschnittswerte. Je nach eingesetzter Technologie, Handhabung, Haushaltsgröße und -zusammensetzung kann der Stromverbrauch im individuellen Zuhause erheblich abweichen.Tipps zum Energiesparen: Eigene Recherche und Umweltbundesamt-Broschüre "Energiesparen im Haushalt", die als PDF heruntergeladen werden kann. Quelle: dpa
Moderne Umwälzpumpen lohnen sichDie elektrisch betriebene Umwälzpumpe der Heizungsanlage landet mit durchschnittlich 6,0 Prozent Anteil am Stromverbrauch auf Platz neun. Sie transportiert das erwärmte Wasser zu den Heizkörpern in der Wohnung. Laut Stiftung Warentest lohnt sich der Ersatz einer alten Pumpe durch eine moderne, energieeffiziente Pumpe schnell; demnach lassen sich so 100 bis 130 Euro Stromkosten pro Jahr einsparen. Von den Stromkosten abgesehen (ein Sonderfall sind alte Nachtstromspeicheröfen) macht das Heizen mit 70 Prozent am Gesamtenergieverbrauch des HAushalts den größten Anteil aus. Ohne große Investitionen in eine neue Heizungsanlage kann man auch hier mit einigen Tricks viel Energie sparen. Ihre Heizung sollten Sie im Idealfall nicht durch Möbel zustellen. Achten Sie beim Lüften darauf, die Heizung immer aus zu machen. Die Raumtemperatur sollte zudem auf maximal 20 Grad Celsius eingestellt sein - jedes Grad weniger spart Energie. Moderne Thermostatventile können die Raumtemperatur auch konstant auf dem gewünschten Wert halten, wenn mal die Sonne durchs Fenster scheint. So wird ein überheizen der Räume und Verlust teurer Heizenergie durch zusätzliches Lüften vermieden. Laut Umweltbundesamt können so vier bis acht Prozent Heizenergie gespart werden. Quelle: dpa
Trocknen: Nichts ist preiswerter als Sonne und WindBeim Trocknen der Wäsche wird das Wasser aus dem Waschvorgang wieder entfernt - das können Sonne und Wind kostenfrei für Sie erledigen, oder eben der elektrische Wäschetrockner. Das Gerät ist allerdings ein wahrer Stromfresser: 6,6 Prozent des Stromverbrauchs entfallen im Durchschnitt auf das Trocknen, das so auf Rang acht landet. Soll ein Trockner zum Einsatz kommen, ist ein Gerät mit Wärmepumpentechnologie besonders Umwelt- und Geldbeutelschonend im Einsatz, die Anschaffungskosten sind allerdings recht hoch. Es gibt auch Trockner, die mit Gas betrieben werden.Beim maschinellen Trocknen gilt: Das Gerät sollte nur gut befüllt zum Einsatz kommen und die Wäsche sollte so gut wie möglich vorgetrocknet, also zuvor in der Waschmaschine oder Wäscheschleuder mit möglichst hoher Schleuderdrehzahl entwässert worden sein. Als Kompromiss kann man auch die Wäsche im Trockner leicht vortrocknen und dann auf der Leine zu Ende trocknen lassen. Auch ein kleiner Ventilator, der vor dem Wäscheständer aufgestellt wird, leistet gute Dienste: Er verbraucht wesentlich weniger Strom, macht die Wäsche aber ebenfalls weich und beschleunigt den Abtransport der Feuchtigkeit durch die permanente Bewegung der vorbeistreichenden Luft.Beim Trocknen der Wäsche im Raum gilt: Der Raum muss unbeheizt und gut gelüftet sein - sonst droht Schimmelbefall. Wäsche im beheizten Wohnraum zu trocknen, ist nicht sinnvoll, denn durch das zusätzliche Stoßlüften um die Feuchtigkeit abzutransportieren geht viel wertvolle Heizenergie verloren. Quelle: dpa
Alte Haushaltsgeräte durch neue ersetzen Diverse elektrische Hausgeräte, darunter zum Beispiel Staubsauger, machen im Durchschnitt 7,7 Prozent des Haushalt-Stromverbrauchs aus und landen sie auf Platz sieben der größten Stromfresser. Bei Staubsaugern gilt: Eine hohe Leistungsaufnahme entspricht nicht einer hohen Saugleistung. Bei der Wahl sollte man also nicht den Sauger mit der höchsten Watt-Zahl auf dem Typenschild wählen, sondern sich über Testergebnisse der tatsächlichen Saugleistung schlau machen. Ab 2014 kommen auch Energieeffizienzklassen-Kennzeichnungen für Staubsauger. Bei diversen Elektro-Kleingeräten, wie elektrischen Dosenöffnern oder Messern, kann man den Einsatz durchaus hinterfragen. In anderen Fällen kann ihr Einsatz aber auch Energie einsparen, denn ein Brötchen lässt sich auf dem Toaster stromsparender aufbacken als im Backofen, ein Liter Wasser für Tee oder zum Nudeln kochen ist im Wasserkocher schneller und effizienter aufbereitet, als auf dem Elektroherd. In der Regel gilt die Devise: Setzen Sie die Verschwender vor die Tür. Gerade bei Haushaltsgeräten macht es sich in Sachen Strombilanz bezahlt, alte Geräte gegen neue Technologien einzutauschen. Quelle: dapd

Ihre Strategie bewegt sich sehr auf der staatlich-politischen Ebene. Warum verbündet sich der Club of Rome nicht viel mehr mit Bürgerbewegungen, um die Mächtigen zum Handeln zu zwingen?

Der Druck von unten wird überschätzt.

Andere sagen: Ohne die neuen sozialen Medien wie Facebook und Twitter hätte es keinen arabischen Frühling gegeben.

Die Idee, dass sich die Welt wegen der sozialen Medien zum Besseren wendet, ist naiv. Es ist doch völlig klar, dass Faschisten, islamische Fundamentalisten und idiotische Exzentriker genauso fähig sind, sich über Facebook und Twitter zu verständigen, um ihren konspirativen Ideen nachzugehen. Wie naiv muss man sein zu glauben, nur der edle Aufbruch könne sich der sozialen Medien bedienen.

Dass sich auch Idioten dieses neuen Kommunikationskanals bedienen, diskreditiert ihn doch nicht per se.

Das sage ich auch überhaupt nicht. Ich bin nicht gegen diese neuen Medien, ich bin nur gegen deren Überschätzung.

Dennoch wollen Sie diese laut Ihrer Reformagenda künftig stärker nutzen. Was erhoffen Sie sich bei aller Kritik?

Ich bin recht optimistisch, dass sich aus einer Mischung von Frustration über das Jetzt und Innovationsgeist, der typischerweise in der jungen Generation herrscht, eine basisgeführte positive Bewegung entwickelt. Nur: Bisher ist die weitestgehend ohne Rezeptur und deswegen orientierungslos.

Warum reichern Menschen wie Sie die Diskussion dann nicht mit Substanz an, statt einfach rumzumäkeln?

Wir liefern ja Substanz; Mäkeln bleibt die Ausnahme.

Sie könnten zum Beispiel Plattformen unterstützen, über die sich Jugendliche zu einem weniger verschwenderischen Konsum verabreden.

Ja selbstverständlich. Es gibt diese Transition-Town-Bewegung, wo Menschen sich auch per Internet besprechen, wie sie ihre Kommunen nachhaltig gestalten können. Und es werden mehr Ökonahrungsmittel gekauft. Aber das alles ist allzu wenig im Vergleich zur Wucht des besinnungslosen Konsumwachstums weltweit.

Trotz der Ressourcenräuber Grund zur Hoffnung

Welche Maßnahmen würden dann aus Ihrer Sicht, abgesehen von den Preiserhöhungen für Ressourcen, wirklich etwas bringen?

Ganz oben steht bei mir die effizienz- und ökologieorientierte Sanierung der Altbaubestände.

Es muss doch mehr geben, als auf der ganzen Welt Häuser zu dämmen.

Ein anderes Feld sind die Verkehrssysteme. Die Schweizer schaffen es, Taktverkehr bis ins letzte Dorf zu bringen. Die Schaffung von Schnitt- stellen zwischen Individualverkehr und Massentransport ist immer noch völlig unterentwickelt. Dann Re-Manufacturing. Das heißt: Lediglich was verschlissen oder veraltet ist, wird ausgetauscht, aus allem anderen entsteht das Nachfolgeprodukt. Oder das Thema Recycling. Da haben wir speziell bei den kostbaren High-Tech-Metallen Wiederverwertungsraten von weniger als einem Prozent. Künftig müssen die Designer die Produkte von vornherein so gestalten, dass man etwa das in einem Flachbildschirm verwendete Indium am Ende einfach wieder rauszupfen kann.

Gibt es ein Projekt, das Sie ganz besonders fasziniert?

Weltweit gesehen ist die Blue Economy meines Freundes Gunter Pauli wirklich aussichtsreich.

Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Es geht um eine Kaskaden-Ökonomie, die einen Rohstoff möglichst vollständig und immer wieder ausnutzt.

Haben Sie ein Beispiel?

Von Kaffeepflanzen werden nur 0,5 Prozent genutzt, nämlich die Bohne. Der Rest verrottet. Doch er gäbe einen idealen Nährboden etwa für die Zucht von essbaren Pilzen. So eingesetzt ist der Bioabfall ein idealer Dünger: Er schafft zudem Arbeitsplätze, Gewinne, soziale Sicherheit und eine Ernährungsgrundlage. Das nenne ich intelligentes Wirtschaften.

Es gibt also doch Grund zur Hoffnung?

Absolut. Nur: Ich bin auch dabei für Realismus, und zu dem gehört auch eine Portion Pessimismusverdacht. Was können die Räuber mit der Erde noch alles anstellen, wogegen wir uns wehren müssen? In diesem Sinne auf der Hut zu bleiben ist ganz wichtig. Alles andere wäre blauäugig.

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