Ernst Ulrich von Weizsäcker "Die Ausplünderung des Planeten stoppen"

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Effizienzverbesserung des Ressourcenverbrauchs

Schnelle Wege aus der Klimafalle
Klimaexperten haben mehr als 400 Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels unter die Lupe genommen. Im Fokus der im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung stand ausnahmsweise nicht der Klimakiller CO2, sondern das Treibhausgas Methan sowie Ruß, der in der Atmosphäre dafür sorgt, dass weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert wird. Schon mit einigen einfachen Maßnahmen, so die Wissenschaftler, ließe sich der Ausstoß von Methan und Ruß so stark reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 um ein Drittel geringer ausfallen würde als bislang vorhergesagt. Die zehn wichtigsten Maßnahmen im Überblick. Quelle: dpa
Durch eine bessere Filterung bei der Entlüftung von Kohleminen würde deutlich weniger Methan freigesetzt. Quelle: dpa
Lecke Gaspipelines sind eine weitere Treibhausgas-Quelle, die sich mit relativ geringem Aufwand schließen ließe. Quelle: dpa
Deponie-Gas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, entsteht durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Seine Freisetzung zu verhindern und es nutzbar zu machen, würde dem globalen Klimawandel entgegenwirken, so die Forscher. Quelle: dpa
Durch unkontrolliertes Abblasen bei der Ölförderung gelangen ebenfalls große Mengen Methan in die Atmosphäre, die durch verbesserte Fördertechnik eingefangen werden könnten. Quelle: dpa
Auch durch eine bessere Aufarbeitung der bei der Nutztierhaltung anfallenden Exkremente – etwa durch Vergärung in Biogasanlagen – ließe sich der Methanausstoß deutlich verringern. Quelle: dpa
Keine andere Kulturpflanze setzt soviel Methan frei wie Reis. Durch verbesserte Anbaumethoden, weniger Dünger und eine weniger intensive Bewässerung ließe sich der Methanausstoß beim Reisanbau reduzieren. Quelle: dpa

Warum sie dann nicht gleich von der Zahlung befreien?

Bei einer Befreiung fehlt anders als bei der Rückfütterung jeder Effizienzanreiz. Denn sie schafft Konkurrenz innerhalb der Branche: Wer richtig doll effizient wird, schlägt die anderen aus dem Felde, weil seine Effizienzgewinne mit jeder Preiserhöhung größer ausfallen.

Das ist doch heute schon das tägliche Brot der Unternehmen, effizienter zu sein als ihre Rivalen.

Bisher haben wir vor allem einen Arbeitsproduktivitätswettbewerb. In dem Moment, wo die Energie verteuert wird, verschiebt sich das Rationalisierungsinteresse in Richtung Energieeffizienz. Und das ist ein Strukturwandel, der nicht schadet, sondern Deutschland im Gegenteil wettbewerbsfähiger macht. Die Rückfütterung kann je Arbeitsplatz erfolgen. Das würde den Arbeitsplatzabbau aktiv bremsen, die Unternehmen würden stattdessen ihre Wettbewerbsposition verbessern, indem sie weniger Material und Energie einsetzen.

Nach herrschender Lehre führen solche Preiseingriffe zu schlechteren Marktergebnissen.

Dogmatische Ökonomen haben mit meiner Denkweise Schwierigkeiten. Das respektiere ich auch, die haben die Ablehnung von Staatseingriffen gelernt.

Und was halten Sie ihnen entgegen?

Ich sage ihnen: Ihr lehrt eure Studenten, dass die Effizienzverbesserung des knappen Faktors wichtiger ist als die des nicht knappen Faktors. Arbeitswillige sind im heutigen Europa nicht der knappe Faktor; die Ressourcen sind der eigentliche Engpass.

Wenn Energie und Rohstoffe knapp und teuer werden, entsteht Preisdruck doch auch ohne staatliche Eingriffe.

Zeitweise sah es ganz danach aus.

Und inzwischen ist es anders?

Jetzt brüsten sich die Amerikaner, dass sie mit Fracking riesige Mengen zusätzlichen Gases aus den Gesteinsschichten heraussprengen können, und auch beim Öl hat sich das Angebot vorübergehend enorm ausgeweitet. Alles dem Markt zu überlassen bedeutet, das Problem nicht ernst zu nehmen. Nur wenn der Staat den Ressourcenverbrauch kontinuierlich verteuert, kommen wir in Richtung einer grünen Wirtschaft voran.

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