Ernst Ulrich von Weizsäcker "Die Ausplünderung des Planeten stoppen"

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Trotz der Ressourcenräuber Grund zur Hoffnung

Welche Maßnahmen würden dann aus Ihrer Sicht, abgesehen von den Preiserhöhungen für Ressourcen, wirklich etwas bringen?

Ganz oben steht bei mir die effizienz- und ökologieorientierte Sanierung der Altbaubestände.

Es muss doch mehr geben, als auf der ganzen Welt Häuser zu dämmen.

Ein anderes Feld sind die Verkehrssysteme. Die Schweizer schaffen es, Taktverkehr bis ins letzte Dorf zu bringen. Die Schaffung von Schnitt- stellen zwischen Individualverkehr und Massentransport ist immer noch völlig unterentwickelt. Dann Re-Manufacturing. Das heißt: Lediglich was verschlissen oder veraltet ist, wird ausgetauscht, aus allem anderen entsteht das Nachfolgeprodukt. Oder das Thema Recycling. Da haben wir speziell bei den kostbaren High-Tech-Metallen Wiederverwertungsraten von weniger als einem Prozent. Künftig müssen die Designer die Produkte von vornherein so gestalten, dass man etwa das in einem Flachbildschirm verwendete Indium am Ende einfach wieder rauszupfen kann.

Gibt es ein Projekt, das Sie ganz besonders fasziniert?

Weltweit gesehen ist die Blue Economy meines Freundes Gunter Pauli wirklich aussichtsreich.

Was müssen wir uns darunter vorstellen?

Es geht um eine Kaskaden-Ökonomie, die einen Rohstoff möglichst vollständig und immer wieder ausnutzt.

Haben Sie ein Beispiel?

Von Kaffeepflanzen werden nur 0,5 Prozent genutzt, nämlich die Bohne. Der Rest verrottet. Doch er gäbe einen idealen Nährboden etwa für die Zucht von essbaren Pilzen. So eingesetzt ist der Bioabfall ein idealer Dünger: Er schafft zudem Arbeitsplätze, Gewinne, soziale Sicherheit und eine Ernährungsgrundlage. Das nenne ich intelligentes Wirtschaften.

Es gibt also doch Grund zur Hoffnung?

Absolut. Nur: Ich bin auch dabei für Realismus, und zu dem gehört auch eine Portion Pessimismusverdacht. Was können die Räuber mit der Erde noch alles anstellen, wogegen wir uns wehren müssen? In diesem Sinne auf der Hut zu bleiben ist ganz wichtig. Alles andere wäre blauäugig.

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