Experiment in der City Wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte

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Jedes Haus ein Kraftwerk

Das muss man Wiens Oberbürgermeister Michael Häupl nicht zweimal sagen. Er will das Heft des Handelns in der Hand behalten, statt Lösungen der Fantasie und dem geschäftlichen Interesse von Technologiekonzernen zu überlassen. So beschloss der Stadtrat, dass Mobilität nicht mehr als einen Euro pro Tag kosten darf, damit jeder sie sich leisten kann. Seit das Jahresticket nur mehr 365 Euro kostet, fahren mit ihm schon 700.000 Wiener Bus, Tram und U-Bahn – erstmals mehr, als Autos in der Stadt angemeldet sind.

Die Mobilität von morgen
Früher segelten die Schiffe mit dem Wind, ein Drache soll nun auch modernen Frachtern beim Spritsparen helfen. Das „Sky Sail“ soll automatisch ausgerichtet werden und so zwischen 10 und 30 Prozent Quelle: Presse
Sieht aus wie ein normales Parkhaus, ist aber revolutionär. Hinter den Mauern dieses Forschungsprojektes des Fraunhofer-Instituts arbeitet ein Parkhausroboter Quelle: Presse
Neu an diesem Konzept ist der Kombinutzen für die Logistik: Dem Parkhausroboter ist es egal, ob er ein Auto oder eine Palette vollautomatisch vom Eingang weg zum Lagerplatz befördert. Er macht beides zentralgesteuert - und schafft damit auch stadtnahe Lagerfläche. Auf Wunsch kann der Roboter gleich noch den Akku von Elektroautos lagern. Quelle: Presse
Schon heute lässt sich Biosprit aus Algen produzieren, bisher sind die Anlagen aber noch zu groß. Aber möglicherweise könnten die Algentanks bald schon im Auto eingebaut sein Quelle: Presse
Der Zug auf der Straße ist längst mehr als eine Zukunftsvision. Das Navigationssystem von Pkw oder Lkw ermittelt Nähe, Tempo und Richtung einer vernetzten Kolonne und klinkt das Fahrzeug dort ein. Quelle: Presse
Stadtautos der nächsten Generation könnten ebenfalls faltbar sein. Das CityCar lässt sich ineinanderschieben und kann durch zwei Lenkachsen eine 180-Grad-Wende hinlegen Quelle: Presse
Statt Benzin tankt diese Knutschkugel namens Airpord Druckluft und fährt damit 100 Kilometer weit - und deutlich günstiger als mit Benzin. Quelle: Presse

Um das Wohnen bezahlbarer zu machen, sollen zumindest die Nebenkosten sinken, indem der Strom- und Wärmebedarf abnimmt. Weil rund 220.000 Wohnungen der Stadt gehören, kommt das Dämmen von Gebäuden zügig voran. Ebenso die Umstellung auf zentral erzeugte, energieeffiziente Fernwärme. Dabei zapft die städtische Wien Energie nun auch die Abwärme aus Industriebetrieben an, die vorher ungenutzt entwich. So wird der bekannte Waffelproduzent Manner von Herbst an 600 Haushalte mit warmem Wasser fürs Heizen und Duschen aus seinem Backprozess versorgen.

Österreichs Kapitale will bis 2050 rund 40 Prozent weniger Energie verbrauchen; die Hälfte sollen Wind, Sonne und Wasserkraft produzieren. Eine Mammutaufgabe, wo doch die 1,8-Millionen-Einwohner-Stadt allein vergangenes Jahr 43.000 Bürger dazugewann.

Das ehrgeizigste Projekt startet Wien im nordöstlich gelegenen Stadtteil Aspern, wo rund um einen künstlichen See ein Quartier für 20.000 Bewohner und ebenso viele Arbeitsplätze entstehen. Dort erkunden Versorger, Netzbetreiber, der Technologiekonzern Siemens und Forscher mit realen Daten, wie viel Technik wirklich für eine grüne Energiezukunft notwendig ist. Dazu haben die Partner ein sechsstöckiges Wohnhaus, ein Studentenwohnheim und einen Kindergarten vom Keller bis zum Dach mit Sensoren, Wärmepumpen, Solarkollektoren, Fotovoltaik, Batterien, Heizstäben und einem riesigen Erdwärmespeicher vollgestopft.

Mit welchen Hindernissen Elektroautos kämpfen

Es ist eine äußerst raffinierte Anordnung. Die Ingenieure erfassen sogar, welche Hausecke gerade im Schatten liegt und daher eine höhere Heizleistung braucht als die sonnenbeschienene Seite.

Nach ersten Erkenntnissen kann der Geschäftsführer des Aspern Smart City Research-Konsortiums, Reinhard Brehmer, Erfreuliches berichten. Richtig dimensioniert ist die grüne Energieversorgung billiger als neu verlegte Fernwärme oder Gasleitungen

Vernetzt gegen den Verkehrskollaps

So weit wie der Energiebereich ist der Verkehr noch nicht. Im Gegenteil: Den lärmgeplagten Einwohnern der Ballungsräume droht ein Horrorszenario. Laut UN soll sich das städtische Verkehrsaufkommen bis 2050 noch einmal verdreifachen.

Was aber lässt sich tun, damit der Verkehr nicht völlig zusammenbricht und Abgaswolken die Städte verpesten?

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