Das muss man Wiens Oberbürgermeister Michael Häupl nicht zweimal sagen. Er will das Heft des Handelns in der Hand behalten, statt Lösungen der Fantasie und dem geschäftlichen Interesse von Technologiekonzernen zu überlassen. So beschloss der Stadtrat, dass Mobilität nicht mehr als einen Euro pro Tag kosten darf, damit jeder sie sich leisten kann. Seit das Jahresticket nur mehr 365 Euro kostet, fahren mit ihm schon 700.000 Wiener Bus, Tram und U-Bahn – erstmals mehr, als Autos in der Stadt angemeldet sind.
Um das Wohnen bezahlbarer zu machen, sollen zumindest die Nebenkosten sinken, indem der Strom- und Wärmebedarf abnimmt. Weil rund 220.000 Wohnungen der Stadt gehören, kommt das Dämmen von Gebäuden zügig voran. Ebenso die Umstellung auf zentral erzeugte, energieeffiziente Fernwärme. Dabei zapft die städtische Wien Energie nun auch die Abwärme aus Industriebetrieben an, die vorher ungenutzt entwich. So wird der bekannte Waffelproduzent Manner von Herbst an 600 Haushalte mit warmem Wasser fürs Heizen und Duschen aus seinem Backprozess versorgen.
Österreichs Kapitale will bis 2050 rund 40 Prozent weniger Energie verbrauchen; die Hälfte sollen Wind, Sonne und Wasserkraft produzieren. Eine Mammutaufgabe, wo doch die 1,8-Millionen-Einwohner-Stadt allein vergangenes Jahr 43.000 Bürger dazugewann.
Das ehrgeizigste Projekt startet Wien im nordöstlich gelegenen Stadtteil Aspern, wo rund um einen künstlichen See ein Quartier für 20.000 Bewohner und ebenso viele Arbeitsplätze entstehen. Dort erkunden Versorger, Netzbetreiber, der Technologiekonzern Siemens und Forscher mit realen Daten, wie viel Technik wirklich für eine grüne Energiezukunft notwendig ist. Dazu haben die Partner ein sechsstöckiges Wohnhaus, ein Studentenwohnheim und einen Kindergarten vom Keller bis zum Dach mit Sensoren, Wärmepumpen, Solarkollektoren, Fotovoltaik, Batterien, Heizstäben und einem riesigen Erdwärmespeicher vollgestopft.
Mit welchen Hindernissen Elektroautos kämpfen
Noch sind die reinen E-Autos deutlich teurer als ihre Benzin-Pendants. Ein Beispiel: Der E-Golf von Volkswagen ist ab 35 000 Euro zu haben. Ein Golf mit vergleichbarer Ausstattung kostet nur 24 150 Euro. Doch das könnte sich ändern. Laut Berechnungen des Ingenieurbüros P3 sind Elektrofahrzeuge ab dem Jahr 2018 beim Preis wettbewerbsfähig, wenn nicht sogar im Vorteil. Dabei werden neue Batterien zu Grunde gelegt, die einen höheren Nickelanteil vorweisen.
Die Batterietechnologie, die für den Preis verantwortlich ist, ist auch der Grund für einen weiteren Knackpunkt: Für den E-Golf gibt Volkswagen eine Reichweite zwischen 130 und 190 Kilometern an. Für eine Fahrt in den Urlaub dürfte das kaum reichen, zumal die Zahl der Ladepunkte in Deutschland im Vergleich zu den herkömmlichen Tankstellen noch klein ist. Auch das dürfte sich aber mit der Weiterentwicklung der Batterietechnologie ändern.
Vor allem auf dem Land kann die geringe Reichweite zum Problem werden. Deutschland liegt laut der Nationalen Plattform Elektromobilität mit 4800 Ladepunkten an 2400 Standorten im internationalen Mittelfeld. Nach dem Willen der EU Kommission sollen bis 2020 in Deutschland 150 000 öffentlich zugängliche Ladestationen entstehen. Zum Vergleich: Laut ADAC lag die Zahl der herkömmlichen Tankstellen 2013 bei 14 328.
Smart-Chefin Annette Winkler spricht sich schon lange offen für eine Förderung von E-Autos aus. Das müssen nicht unbedingt finanzielle Anreize sein: Der Bundestag erlaubte jüngst Städten und Gemeinden, kostenlose Parkplätze für E-Autos zu reservieren und ihnen die Nutzung von Busspuren zu erlauben. Ob das ausreicht, zweifelt unter anderem VDA-Präsident Matthias Wissmann an. Er fordert finanzielle Impulse - wie zum Beispiel Sonderabschreibungsregeln für Firmenwagen. In anderen Ländern wie den USA, China oder Frankreich bekommen Käufer Cash vom Staat beim Kauf eines E-Autos.
Nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) rollten Ende 2014 knapp 19 000 reine E-Autos auf deutschen Straßen. Die Zahl der sogenannten Plug-In-Hybride, die die Bundesregierung zu den E-Autos zählt und die sowohl an der klassischen Tankstelle als auch an der Steckdose betankt werden, lag bei 108 000. Insgesamt waren 44,4 Millionen Pkw in Deutschland unterwegs. Das Ziel der Bundesregierung von einer Million elektrisch betriebenen E-Autos bis 2020 liegt damit noch in weiter Ferne. An der Auswahl kann es nicht liegen: Im vergangenen Jahr kamen laut Verband der Automobilindustrie (VDA) 17 neue Serienmodelle mit Elektroantrieb auf den Markt. 2015 sollen noch einmal zwölf weitere hinzukommen. Selbst der elektroskeptische Porsche-Chef plant offenbar mit einem E-Auto: Zuletzt schloss Müller nicht mehr aus, dass das bis Ende des Jahrzehnts geplante nächste Porsche-Modell rein elektrisch betrieben wird.
Es ist eine äußerst raffinierte Anordnung. Die Ingenieure erfassen sogar, welche Hausecke gerade im Schatten liegt und daher eine höhere Heizleistung braucht als die sonnenbeschienene Seite.
Nach ersten Erkenntnissen kann der Geschäftsführer des Aspern Smart City Research-Konsortiums, Reinhard Brehmer, Erfreuliches berichten. Richtig dimensioniert ist die grüne Energieversorgung billiger als neu verlegte Fernwärme oder Gasleitungen
Vernetzt gegen den Verkehrskollaps
So weit wie der Energiebereich ist der Verkehr noch nicht. Im Gegenteil: Den lärmgeplagten Einwohnern der Ballungsräume droht ein Horrorszenario. Laut UN soll sich das städtische Verkehrsaufkommen bis 2050 noch einmal verdreifachen.
Was aber lässt sich tun, damit der Verkehr nicht völlig zusammenbricht und Abgaswolken die Städte verpesten?