Experiment in der City Wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte

Das Zeitalter der Metropolen hat begonnen. Um den Ansturm Millionen neuer Bewohner zu verkraften, müssen sich Städte neu erfinden. Modelle, die Schule machen könnten.

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Metropolen für die Zukunft der Menschheit. Quelle: Getty Images

Köln! Ausgerechnet die Stadt der einstürzenden U-Bahn soll Vorbild für Europa sein. Indem sie Lösungen entwickelt, wie Metropolen wachsen, ohne in Abgasen zu ersticken und der Umwelt klaffende Wunden zuzufügen. Vielleicht ist die Kunde von den lokalen Kalamitäten ja nicht bis Brüssel gedrungen. Jedenfalls traut die EU-Kommission Köln wie Stockholm und Barcelona zu, Blaupausen für klimaneutrales Leben und Arbeiten zu liefern, und spendiert der Stadt dafür 8,3 Millionen Euro.

Die geht forsch ans Werk und modelt eine alte Arbeitersiedlung in ihrem Norden um: zum Musterquartier für eine grüne Energieversorgung und schadstoffarme Mobilität. Gut gedämmte Häuser senken drastisch den Heizbedarf; den Rest decken etwa Wärmepumpen, betrieben mit dem Strom neu installierter solarer Dachkraftwerke. Der füllt auch die Batterien von Elektroautos und -fahrrädern, die die Bewohner an zentralen Stellen per App leihen können. Zudem haben die Ämter virtuelle 3-D-Modelle des Sanierungsviertels erstellt. Mit ihnen können sie etwa simulieren, welche Verkehrsführung die wenigsten Abgase verursacht.

Bis 2020 soll das Werk vollbracht sein und Europa wissen, wie so eine Stadt der Zukunft Energieverbrauch und Verkehrsemissionen um 60 Prozent senkt. Initiativen wie die in Köln erfassen inzwischen den ganzen Erdball. Ob in Paris, New York, Peking oder Rio de Janeiro – überall kämpfen die Metropolen mit der gleichen Herausforderung: Wirtschaften sie weiter wie bisher, killen sie das Klima und bedrohen mit ihrem Ressourcenhunger das Überleben der Menschheit.

Diese Städte sind fit für die Zukunft
Regensburg Quelle: dpa
Wolfsburg Quelle: dpa
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Stuttgarter Schlossplatz Quelle: dpa
Heidelberg Quelle: dpa
Jena Quelle: dpa

Zahlen belegen das. 75 Prozent des globalen Energieverbrauchs und gar 85 Prozent aller Treibhausgasemissionen gehen laut Vereinten Nationen (UN) auf das Konto der Städte. Wird nicht gegengesteuert, drohen diese Werte noch zu steigen. Nach einer aktuellen Studie des Expertenrats der Bundesregierung zu globalen Umweltveränderungen drängen bis 2050 weitere 2,5 Milliarden Menschen in die Städte. Würden ihre Unterkünfte wie gehabt gebaut, erwärmte sich die Erde bedrohlich um mehr als zwei Grad Celsius, warnt das Gremium.

Doch so groß die Probleme auch sind: So wie die Städte einst die Wiege der Zivilisation waren, können sie wieder eine Geburtsstätte sein – dieses Mal für ein grünes Jahrhundert. Den Metropolen kommt die Schlüsselrolle bei der Gestaltung unserer Zukunft zu, erklärt etwa der Frankfurter Stararchitekt Albert Speer. Zugleich mahnt er: „Die Welt hat nur Bestand, wenn die Städte nachhaltig werden.“

Wie Städte künftig den Parksuchverkehr reduzieren können

Sie müssen dazu Arbeit, Verkehr, Wohnen und Energieversorgung radikal neu organisieren. Besonders fortschrittliche Städte verwandeln sich dazu in Innovationslaboratorien. Einige wie Wien, Amsterdam oder Kopenhagen haben umfassende Smart-City-Strategien entwickelt. Und können damit ein Motor des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts und damit des Wohlstands werden.

Big Data in der Stadtverwaltung

Schon heute erbringt London etwa die Hälfte der britischen Wirtschaftsleistung; die mehr als 6000 Technologieunternehmen in und um San Francisco – von Google bis Apple – haben unser Leben um Suchmaschinen und das iPhone bereichert. IT-Konzerne wie Cisco, IBM und Siemens preisen die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche einer Kommune als Königsweg und hoffen auf Aufträge.

Sie werden kommen. Die Beratung Arthur D. Little sagt voraus, dass sich die Umsätze mit der intelligenten Aufrüstung unserer Städte weltweit schon in vier Jahren auf 2,1 Billionen Dollar verdoppeln werden – das entspricht der jährlichen Wirtschaftsleistung Frankreichs.

Zu nichts weniger als zur „Avantgarde der digitalen Transformation“ will der italienische Vordenker Carlo Ratti die Städte machen. Der Ingenieur und Architekt vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) möchte sie dazu mit Sensornetzwerken überziehen, die jede Regung registrieren. Die Echtzeitdaten, so Rattis Vision, bringen Transparenz, vereinfachen die Kommunikation zwischen Verwaltung, Bürgern und Wirtschaft, erleichtern es, Verkehrsströme zu lenken.

Stadt der Zukunft

Ganz so weit wollen die Stadtoberen im benachbarten Boston noch nicht gehen. Doch den Anfang haben sie gemacht. Beispielsweise nutzen sie Daten von Googles Navigations-App Waze, mit der sich deren Benutzer gegenseitig über Staus oder Unfälle informieren, um Ampeln zu schalten oder Rettungswagen loszuschicken. Zugleich hat die Verwaltung eine Reihe von Service-Apps entwickelt. Über sie können die Einwohner die Stadt via Smartphone auf Schlaglöcher, verbogene Verkehrsschilder und überquellende Mülleimer hinweisen. Die Stadt meldet, wenn der Missstand beseitigt ist.

Sogar ein im Internet für jeden einsehbares Zeugnis lassen sich die Ämter ausstellen. Der CityScore gewichtet mehr als 20 Leistungskategorien: Verfügbarkeit von freiem WLAN etwa, beseitigte Graffiti oder das Tempo, mit dem die städtischen Bediensteten Bürgeranfragen beantworten. Liegt der Wert über eins, macht die Stadt einen guten Job. Fällt er darunter, verfehlt sie ihre Ziele. Dann wird es hektisch im Büro von Bürgermeister Martin Walsh. Sofort sinnt eine Eingreiftruppe über Abhilfe nach.

Erstaunliche Prognosen für die nächsten zehn Jahre
Virtual Reality wird die Realität verdrängenNoch sind Datenbrillen, die uns in eine 3-D-Welt transportieren, nicht perfekt, ihre Bilder pixelig. Doch bald schon sei die Technik gut genug, um sie täglich zu benutzen, sagt David Roberts von der Singularity University. Und dann mache sie Dinge möglich, die die Realität nicht bieten könne: Sich an beliebige Orte teleportieren, fliegen wie ein Vogel, sein Aussehen verändern. "Die Zukunft wird viel seltsamer", sagt Roberts, "als wie heute noch denken." Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
Mobilität wird kostenlosIns selbstfahrende Auto steigen - und nichts für den Trip bezahlen: Das könne eines Tage vielleicht wahr werden, sagte Martin Hofmann, CIO bei Volkswagen. Der Grund: Solarstrom werde immer preiswerter, Tanken eines Tages spottbillig. Vielleicht verdienen Taxianbieter dann beispielsweise Geld mit Werbung, die auf Bildschirmen im Auto läuft. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
Fleisch kommt aus dem LaborFleisch herzustellen, sei heute eine unglaublich ineffiziente Angelegenheit, sagt der US-Ökonom Nicholas Haan. Die Tierhaltung verbrauche Unmengen an Wasser, Energie und produziere erhebliche Mengen an Klimagasen. Die Lösung komme aus dem Labor: Fleisch aus der Petrischale, im Labor gezüchtet. Ein Hamburger aus dem Kunstfleisch koste inzwischen nur noch 12 Dollar. Bald könne die Methode helfen, die weltweite Ressourcenverschwendung zu stoppen und den Hunger zu besiegen. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
10 Prozent aller Waren kommen aus dem 3-D-Drucker3-D-Druck werde die Art, wie wir Güter produzieren, schon bald massiv verändern, sagt Andre Wegner, CEO des US-Unternehmens Authentise. Zehn Prozent aller Waren würden im Jahr 2027 nicht in Fabriken  hergestellt, sondern vor Ort gedruckt - etwa Autoteile oder Werkzeuge. In fünf Jahren können man sich sogar Schuhe daheim drucken, so eine Vorhersage des Sportartikelherstellers Nike. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
Niemand kann mehr LügenIn fünf Jahren wird es unmöglich werden, jemanden anzulügen, prophezeit Salim Ismail, Exekutive Direktor der Singularity University. Denn dank künstlicher Intelligenz würden Computer immer besser darin, unsere Emotionen zu entschlüsseln. Apps könnten bald anhand unserer Sprache erkennen, wenn wir etwas vortäuschen. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
Wir wissen alles, was in der Welt passiertBald wissen wir über nahezu alles Bescheid, was in der Welt passiert, glaubt Singularity-University-Redner Salim Ismail. 500 Milliarden Geräte werden 2020 ans Internet angebunden sein und Daten über alles Erdenkliche zugänglich machen. Nebenbei vernetzen Ballons, Drohnen und Satelliten den gesamten Planeten und bringen mehrere Milliarden Menschen ins Netz, die heute noch offline sind. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch
Gentests kosten so viel wie eine ToilettenspülungEin menschliches Genom zu entziffern, kostete im Jahr 2001 rund 100 Millionen Dollar. Inzwischen sind es nur noch 1000 Dollar. Und im Jahr 2022, sagt Singularity-University-Gründer Peter Diamandis (der Mann im Roboter), werde die Analyse des Erbguts eines Menschen nur noch ein paar Cents kosten - so viel wie eine Toilettenspülung, sagt Diamandis. Dann lassen sich Infektionen oder Krebs blitzschnell diagnostizieren - und maßgeschneiderte Therapien entwickeln. Quelle: SingularityU Germany Summit/Sebastian Gabsch

Noch viel weiter als Boston hat Chinas einstige Hauptstadt Nanjing die Datenerfassung getrieben. Ob Behörden, Polizei, Gesundheitsamt oder Stadtwerke – alle sind vernetzt und tauschen Informationen aus, um Planungen abzustimmen, zu beschleunigen und Fehler zu vermeiden. Zudem informiert die Stadt auf diesem Weg die Einwohner automatisch über Neuerungen, Unternehmen über öffentliche Ausschreibungen, und sie verschickt elektronisch Strafzettel für zu schnelles Fahren. Jeden Tag gehen rund 25 Millionen Nachrichten raus.

Anders als viele asiatische, amerikanische und auch europäische Metropolen habe Deutschland die Digitalisierung bisher „ziemlich verschlafen“, kritisiert der Stuttgarter Fraunhofer-Experte Alanus von Radecki. Er leitet ein Netzwerk, das für die Bundesregierung die Stadt von morgen entwirft. Bei aller Euphorie für den digitalen Wandel warnt er davor, Städte einseitig nur als einen Markt zu begreifen und vor allem auf Technologie zu setzen. „Probleme wie Einkommensgerechtigkeit und überteuerter Wohnraum kann sie allein nicht lösen.“

Jedes Haus ein Kraftwerk

Das muss man Wiens Oberbürgermeister Michael Häupl nicht zweimal sagen. Er will das Heft des Handelns in der Hand behalten, statt Lösungen der Fantasie und dem geschäftlichen Interesse von Technologiekonzernen zu überlassen. So beschloss der Stadtrat, dass Mobilität nicht mehr als einen Euro pro Tag kosten darf, damit jeder sie sich leisten kann. Seit das Jahresticket nur mehr 365 Euro kostet, fahren mit ihm schon 700.000 Wiener Bus, Tram und U-Bahn – erstmals mehr, als Autos in der Stadt angemeldet sind.

Die Mobilität von morgen
Früher segelten die Schiffe mit dem Wind, ein Drache soll nun auch modernen Frachtern beim Spritsparen helfen. Das „Sky Sail“ soll automatisch ausgerichtet werden und so zwischen 10 und 30 Prozent Quelle: Presse
Sieht aus wie ein normales Parkhaus, ist aber revolutionär. Hinter den Mauern dieses Forschungsprojektes des Fraunhofer-Instituts arbeitet ein Parkhausroboter Quelle: Presse
Neu an diesem Konzept ist der Kombinutzen für die Logistik: Dem Parkhausroboter ist es egal, ob er ein Auto oder eine Palette vollautomatisch vom Eingang weg zum Lagerplatz befördert. Er macht beides zentralgesteuert - und schafft damit auch stadtnahe Lagerfläche. Auf Wunsch kann der Roboter gleich noch den Akku von Elektroautos lagern. Quelle: Presse
Schon heute lässt sich Biosprit aus Algen produzieren, bisher sind die Anlagen aber noch zu groß. Aber möglicherweise könnten die Algentanks bald schon im Auto eingebaut sein Quelle: Presse
Der Zug auf der Straße ist längst mehr als eine Zukunftsvision. Das Navigationssystem von Pkw oder Lkw ermittelt Nähe, Tempo und Richtung einer vernetzten Kolonne und klinkt das Fahrzeug dort ein. Quelle: Presse
Stadtautos der nächsten Generation könnten ebenfalls faltbar sein. Das CityCar lässt sich ineinanderschieben und kann durch zwei Lenkachsen eine 180-Grad-Wende hinlegen Quelle: Presse
Statt Benzin tankt diese Knutschkugel namens Airpord Druckluft und fährt damit 100 Kilometer weit - und deutlich günstiger als mit Benzin. Quelle: Presse

Um das Wohnen bezahlbarer zu machen, sollen zumindest die Nebenkosten sinken, indem der Strom- und Wärmebedarf abnimmt. Weil rund 220.000 Wohnungen der Stadt gehören, kommt das Dämmen von Gebäuden zügig voran. Ebenso die Umstellung auf zentral erzeugte, energieeffiziente Fernwärme. Dabei zapft die städtische Wien Energie nun auch die Abwärme aus Industriebetrieben an, die vorher ungenutzt entwich. So wird der bekannte Waffelproduzent Manner von Herbst an 600 Haushalte mit warmem Wasser fürs Heizen und Duschen aus seinem Backprozess versorgen.

Österreichs Kapitale will bis 2050 rund 40 Prozent weniger Energie verbrauchen; die Hälfte sollen Wind, Sonne und Wasserkraft produzieren. Eine Mammutaufgabe, wo doch die 1,8-Millionen-Einwohner-Stadt allein vergangenes Jahr 43.000 Bürger dazugewann.

Das ehrgeizigste Projekt startet Wien im nordöstlich gelegenen Stadtteil Aspern, wo rund um einen künstlichen See ein Quartier für 20.000 Bewohner und ebenso viele Arbeitsplätze entstehen. Dort erkunden Versorger, Netzbetreiber, der Technologiekonzern Siemens und Forscher mit realen Daten, wie viel Technik wirklich für eine grüne Energiezukunft notwendig ist. Dazu haben die Partner ein sechsstöckiges Wohnhaus, ein Studentenwohnheim und einen Kindergarten vom Keller bis zum Dach mit Sensoren, Wärmepumpen, Solarkollektoren, Fotovoltaik, Batterien, Heizstäben und einem riesigen Erdwärmespeicher vollgestopft.

Mit welchen Hindernissen Elektroautos kämpfen

Es ist eine äußerst raffinierte Anordnung. Die Ingenieure erfassen sogar, welche Hausecke gerade im Schatten liegt und daher eine höhere Heizleistung braucht als die sonnenbeschienene Seite.

Nach ersten Erkenntnissen kann der Geschäftsführer des Aspern Smart City Research-Konsortiums, Reinhard Brehmer, Erfreuliches berichten. Richtig dimensioniert ist die grüne Energieversorgung billiger als neu verlegte Fernwärme oder Gasleitungen

Vernetzt gegen den Verkehrskollaps

So weit wie der Energiebereich ist der Verkehr noch nicht. Im Gegenteil: Den lärmgeplagten Einwohnern der Ballungsräume droht ein Horrorszenario. Laut UN soll sich das städtische Verkehrsaufkommen bis 2050 noch einmal verdreifachen.

Was aber lässt sich tun, damit der Verkehr nicht völlig zusammenbricht und Abgaswolken die Städte verpesten?

Deutsche Politiker bringen wenig Mut für Innovationen auf

Statt es mit einer Citymaut für Autos wie London, Stockholm oder Singapur zu probieren, testet das niederländische Amsterdam, von der EU gerade zu Europas Innovationshauptstadt gekürt, kreativere Lösungen. Um Autos aus dem Zentrum fernzuhalten, baut die Verwaltung große Parkplätze am Stadtrand. Wer dort sein Auto abstellt und auf die Straßenbahn umsteigt, zahlt nur einen Bruchteil der hohen Parkgebühren in der Innenstadt. Dort reduziert die Stadt die Stellplätze zudem systematisch und baut dafür lieber neue Fahrradwege.

Wo Wissenschaft, Kreativität und Industrie zu Hause sind: Darmstadt gewinnt unser exklusives Zukunftsranking. Wie macht diese ziemlich graue Stadt in Hessens Süden das?
von Bert Losse

Die 350 Elektroautos des Carsharing-Anbieters Car2Go, einer Daimler-Tochter, parken umsonst. Privatleute und Unternehmer, die ein E-Mobil anschaffen, erhalten sofort einen Parkplatz, statt auf einer Warteliste zu landen. Und die Stadt fördert den Kauf elektronischer Fahrzeuge mit Zuschüssen von 5000 bis zu 40.000 Euro für Lkws. An fast 2000 Stationen lassen sich die Fahrzeuge laden, annähernd so viele, wie es in ganz Deutschland gibt. Bis 2025 sollen auch alle städtischen Busse elektrisch fahren.

Lkws und Kleintransporter würden die Rathauspolitiker am liebsten aus dem Zentrum verdrängen. Die Fahrer sollen stattdessen ihre Waren an Sammelpunkten vor den Toren Amsterdams auf Fracht-Fahrräder und 1,7 Meter schmale und neun Meter lange E-Transporter umladen. „Täglich verstopfen halb leere Lastwagen die Straßen“, schimpft Bert Roozendaal vom privaten Transporteur Transmission, der das grüne Verteilsystem aufbaut. „Jedes unserer Fahrzeuge hält vier bis fünf Lkws aus der Stadt “, sagt er.

Deutsche Politiker bringen weniger Mut für solche Innovationen auf – egal, welcher Couleur. So besetzt Stuttgart, obwohl grün regiert, seit Jahren den Spitzenplatz bei schlechter Luft und Zahl der Staus.

Noch viele Hürden für selbstfahrende Autos

Immerhin: Erste smarte Mobilitätsprojekte hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit angestoßen. Seit einigen Monaten stellt der VSS Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart Wochen- und Monatskarten auf die Polygo Card um. Sie berechtigt zum Fahren mit Bussen und Straßenbahnen, zum Ausleihen von Fahrrädern und Carsharing-Autos sowie zum Befüllen der Akkus von E-Mobilen an Schnellladestationen. Alles entspannt mit einer Karte.

In der Vernetzung von Verkehrsmitteln à la Schwabenmetropole sieht Silke Cuno vom Berliner Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme die Zukunft. „Es braucht Angebote, mit denen jeder Einzelne anbieterunabhängig in Echtzeit die optimale Route von A nach B für sich ermitteln kann“, sagt die Leiterin des EU-geförderten Forschungsprojekts Streetlife. Es erkundet, wie sich Autofahrer zum Umstieg aufs Fahrrad oder die Straßenbahn bewegen lassen.

Technische Hintergründe zu Akkus

In Berlin haben Senat, Verkehrszentrale und Siemens eine IT-Plattform geschaffen, die Daten des öffentlichen Nahverkehrs mit Unfallstatistiken sowie Wettervorhersagen und Luftschadstoffwerten kombiniert. Daraus ist eine kostenlose Navigations-App entstanden. Sie weist Pendlern die kürzeste, die sicherste und die umweltfreundlichste Route zum Ziel. Auch nahe gelegene Haltestellen und Ausleihstationen für Fahrräder zeigt sie an. So wird intelligente Mobilität zum Kinderspiel – grün, günstig, flott.

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