Wenn das so harmlos ist, wieso haben die Deutschen dann so große Angst davor?
Gute Frage. Die Sorgen haben ihren Ursprung vielleicht in einer veränderten Wahrnehmung. Ein Faktor war sicher der Dokumentarfilm Gasland, der unkonventionelle Gasförderung kritisierte.
Darin wurden brennende Wasserhähne gezeigt...
...die laut unabhängigen Studien nichts mit dem Fracking zu tun hatten. Aber die Bilder bleiben im Gedächtnis. Vielleicht ist es auch eine generelle Technik-Skepsis in Deutschland. Hinzu kommt, dass wir nun auch in Bundesländern aktiv sind, die wenig Erfahrung mit Gasförderung haben. In Niedersachsen fördert die Industrie 95 Prozent des deutschen Gases. Doch auch Nordrhein-Westfalen verfügt über große Schiefergas-Potenziale. Für die Menschen dort ist das Thema neu.
Die waren froh, den Bergbau los zu sein.
Genau. Da will man sich vielleicht nicht gleich einem neuen angeblichen Risikofaktor aussetzen. Das kann ich nachvollziehen. Deshalb sehe ich gerade dort einen hohen Aufklärungsbedarf.
Sie haben vor eineinhalb Jahren versprochen, die Zahl giftiger Chemikalien in der Fracking-Flüssigkeit zu reduzieren. Klappt das?
Ich habe gesagt, dass wir ganz auf giftige Chemikalien verzichten wollen. Von ehemals sieben giftigen Stoffen sind wir heute schon runter auf vier.
Gasanbieter im Test
Wann geht es ganz ohne Gift?
Meine Einschätzung ist: im nächsten Jahr.
Solche Verfahren sind teuer. Ab welchem Gaspreis lässt sich in Deutschland überhaupt wirtschaftlich Schiefergas fördern?
Die wirtschaftliche Förderung ist eine Frage der Technologieentwicklung.
Es kursieren auch Studien mit Zahlen, wonach die Förderung in Deutschland erst ab einem Preis von mehr als elf Dollar pro Million BTU (26,4 Kubikmeter) Gas wirtschaftlich wäre. Deckt sich das mit Ihren Berechnungen?
Keine Frage, es ist unsere Aufgabe als Unternehmen, wirtschaftlich zu fördern. Das gelingt uns heute bei konventionellem Erdgas, und das wird uns beim Schiefergas auch gelingen, und das nicht auf Kosten des Umweltschutzes.
Nordrhein-Westfalen hat die Tests vorerst gestoppt. Wenn Sie dürften, wie Sie wollten, wo würden Sie in Deutschland Schiefergas fördern?
Erst einmal müssen wir unsere Erkundungen im südlichen Niedersachsen fortsetzen. Erst dann wissen wir, wie viel Gas wirklich in der Erde steckt.