Wer Solarstrom erzeugen will, kauft sich heute ein paar Module und bestellt einen Spezialhandwerker, der sie aufs Dach montiert. Das Ergebnis ist mal mehr, mal weniger architektonisch wertvoll. Meistens weniger.
Richard Caldwell glaubt, dass die Dachmodule bald veraltet sind. „Solarzellen werden künftig auf Stahl- und Glasfassaden laminiert“, sagt der Chef des australischen Startups Dyesol, „sodass man sie kaum noch sieht.“ Die Australier entwickeln zusammen mit dem indischen Stahlkonzern Tata bunte Metallfassaden, die ab Werk eine Schicht aus Farbstoffsolarzellen tragen. Die Entscheidung über eine Massenproduktion soll bis Ende Juli fallen.
Es wäre womöglich der Durchbruch für die sogenannte Gebäudeintegrierte Fotovoltaik – für Solarmodule also, die Teil der Gebäudehülle sind. Zwar erzeugen heute schon Glasdächer mit integrierten Siliziummodulen Strom, etwa im Berliner Hauptbahnhof; aber die Technik ist noch teuer. Solarzellen zum Auflackieren hingegen könnten das preiswerter erledigen. Ganze Häuser würden zu Kraftwerken.
Das Startup Oxford PV will Anfang 2014 eine Pilotfertigung für Strom erzeugendes Glas mit Farbstoffsolarzellen starten und schon ein Jahr später zwei Meter lange Glasmodule verkaufen, aus denen sich Gebäudefassaden, Balkonbrüstungen und Fenster herstellen lassen. Auch das US-Startup New Energy Technologies arbeitet an durchsichtigen Fenstern, auf die Solarzellen aufgesprüht sind.
Das US-Solarunternehmen Pvilion will auch Zeltdächer und Sonnenblenden zu Kraftwerken machen – und baut dazu flexible Solarzellen in Textilien ein. Demnächst statten die Unternehmer ein Hochhaus in Manhattan mit dreieinhalb Meter hohen Solarvorhängen aus, die Strom für die gesamte Beleuchtung des Gebäudes liefern.
Das sind die größten Stromverbraucher weltweit
China ist die weltweite Nummer Eins unter den Stromverbrauchern. Kein anderes Land benötigt mehr Strom. Auch bei der Stromerzeugung ist das Land an der Spitze, exportiert jedoch nicht besonders viel von seiner Energie. Im Ranking der Strom exportierenden Länder belegt die Volksrepublik nur den neunten Platz.
Der zweitgrößter Stromverbraucher der Welt ist die USA. Fast fünf Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität waren im Jahr 2010 regenerative Energien.
Den dritten Platz der größten Stromverbraucher belegt Japan. Das Land ist zugleich viertgrößter Stromproduzent der Erde, vor ihm liegen nur Russland, China und die USA. Mit seinen Erzeugungen versorgt sich Japan im Gegensatz zu diesen Ländern jedoch ausschließlich selbst.
Fast genauso viel Strom wie Japan verbraucht Russland und liegt somit auf dem vierten Platz der weltweit größten Verbraucher. Das Land ist zudem drittgrößter Stromproduzent.
Der fünftgrößte Stromverbraucher der Welt ist Indien. Kein Wunder: Das Land ist nach China das bevölkerungsreichste der Welt, 1,3 Milliarden Einwohner leben dort laut Schätzungen.
Auf dem sechsten Platz der größten Stromverbraucher gibt es eine Überraschung: Kanada. Dabei ist das Land relativ spärlich besiedelt, nur 34 Millionen Menschen leben dort.
Mehr als doppelt so viele Einwohner wie Kanada hat Deutschland, und ist dennoch hinter dem nordamerikanischen Land, wenn es um den Stromverbrauch geht. 545 Milliarden Kilowattstunden wurden 2011 verbraucht. Beim Export von Strom ist Deutschland hingegen fast Spitze. Im weltweiten Vergleich exportiert nur Nachbarland Frankreich mehr.
Als Stromexporteur ist Frankreich die weltweite Nummer Eins. Beim Stromverbrauch liegt das 65 Millionen Einwohner-Land dagegen nur auf dem achten Platz.
Die Franzosen setzen bei der Stromerzeugung voll auf Atomkraft. 58 Meiler waren 2011 in Betrieb. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum neun Atomkraftwerke, in Spanien acht und im Vereinigten Königreich 18.
Neuntgrößter Stromverbraucher ist Brasilien. In dem südamerikanischen Land leben 200 Millionen Menschen.
Südkorea ist auf dem zehnten Platz der größten Stromverbraucher der Welt. Das Land versorgt sich laut der US-Informationsbehörde CIA komplett selbst, importiert also keinen Strom. Seinen Strom erzeugte Südkorea im Jahr 2010 zu fast einem Drittel mit Atomkraft, bis 2024 soll sie fast 50 Prozent der Stromproduktion ausmachen.
Damit zeichnet sich ab: Solarstrom wird bald nicht nur auf Hausdächern verfügbar sein, sondern nahezu überall in Gebäuden. Das Fotovoltaikunternehmen Minijoule im schleswig-holsteinischen Reußenköge etwa verkauft Solarmodule, die jedermann auf den Balkon stellen kann und die Strom via Steckdose in das Hausnetz einspeisen.
„Solche Solaranlagen gibt es künftig palettenweise beim Discounter“, glaubt der Solarexperte Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Denkbar sind Strom erzeugende Vorhänge, Dachpappen, Fensterfolien oder Pavillondächer.
Und warum bei Häusern bleiben? BMW und das Dresdner Solarunternehmen Solarwatt verkaufen bald Carports mit Solardach, in denen Autofahrer ihre Elektroautos laden. Der Autozulieferer Webasto aus Stockdorf wiederum stellt eine neue Generation von Solardächern her, die Autos mit Hybridantrieb im Stand mit Strom versorgen können. Und eine durchsichtige Solarzelle des französischen Unternehmens Sunpartner soll bald auf Smartphone-Displays Strom erzeugen. Sechs Stunden Sonne machen den Akku wieder fit.