Gesundheit Die wichtigsten Fragen zum Lärm

Zu viel Lärm verursacht Stress und andere Gesundheitsprobleme. Wann der Krach gefährlich wird und wie man sich schützen kann.

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Lärm verursacht Stress und kann bei dauerhafter Belastung das Herzinfakt- sowie Schlaganfallrisiko erhöhen - Fünf Fragen zum Thema Lärm im Überblick Quelle: Fotolia

1. Was ist Lärm?

Ob Flugzeug, Rasenmäher oder Gespräch am Nachbartisch: Das menschliche Ohr nimmt alle Geräusche auf – Tag und Nacht und ohne Pause. Sie kommen in Form von Druckschwankungen als Schallwellen dort an und rund 15.000 Hörzellen wandeln sie in Signale fürs Gehirn um. Das bewertet sie, blendet Unwichtiges aus wie das Stimmengewirr auf Partys, entscheidet, ob durch das Geräusch Gefahren drohen oder jemand wichtige Informationen gibt. Schall wird dann zu Lärm, also einer Art akustischem Abfall, wenn er Störungen oder Schäden hervorruft. Während laute Musik motiviert, kann ein tropfender Wasserhahn zermürben.

2. Wie wird Lärm gemessen?

Vergleich des Startgeräuschs verschiedener Flugzeugtypen mit Alltagslärm (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Der Schalldruck an der Schmerzgrenze, bei etwa 120 Dezibel, ist gut 5.000 Mal so groß wie an der Hörschwelle bei null Dezibel. Um die Darstellung des Schalls zu vereinfachen, wird eine logarithmische Zahlenskala gewählt, die in Dezibel (dB) angegeben wird: Eine Pegeländerung um zehn Dezibel entspricht dann etwa einer Verdopplung oder Halbierung der empfundenen Lautstärke.

3. Wie nehmen wir Lärm wahr?

Eine stark befahrene Straße verursacht einen Lärmpegel von 70 bis 80 Dezibel. Rauscht ein Lastwagen vorbei, kommt er auf rund 90 Dezibel. Hebt ein älteres Flugzeug ab, dröhnt es mit bis zu 120 Dezibel. Das Umweltbundesamt befragte 70.000 Menschen: Die meisten fühlen sich durch den Lärm des Straßenverkehrs gestört, danach folgen Fluglärm und Züge. Doch Lärmempfinden ist oft subjektiv, deshalb gibt es auch keinen Grenzwert: Sieht der Mensch die Lärmquelle, also beispielsweise das Flugzeug oder den Rasenmäher des Nachbarn, fühlt er sich durch den Krach stärker belästigt, als wenn er die Geräuschquelle nicht erkennt. Wer im Zug lesen will, empfindet bereits das Telefonieren des Nachbarn als Lärm. Denn das menschliche Gehirn stuft ein Gespräch als wichtig ein und will die Informationen aufnehmen.

Lärm und seine Folgen

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Fluglärm belastet die Gesundheit, das haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt. Wer etwa über Jahre hinweg einem hohen Fluglärm-Pegel ausgesetzt ist, hat ein höheres Herzinfarkt-Risiko als Menschen ohne diese Schallbelastung. Doch wie entsteht Fluglärm eigentlich? Und was tun Hersteller und Flughafenbetreiber, um die Belastungen zu reduzieren? Ein Überblick. Quelle: dpa
StartHauptlärmquelle beim Start sind die Triebwerke des Flugzeugs. Je nach Triebwerksart sind der Motor selbst oder die Abgase für die Geräuschentwicklung verantwortlich. Bei Turboprop-Maschinen entsteht Lärm vor allem an den Propellerblättern, bei Jettriebwerken kommt es bei der Vermischung der Austrittsgase mit der umgebenden Luft zur Lärmentwicklung. Quelle: ap
TriebwerkeDurch neu entwickelte Strahltriebwerke versuchen Hersteller, den Lärmpegel beim Start zu senken. Im Zentrum des Interesses steht dabei der Fan, ein Gebläse zur Beschleunigung des Luftstroms. Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben einen neuen, langsam drehenden Fan entwickelt, der nicht nur deutlich leiser arbeitet, sondern auch Triebwerke mit höherer Leistung ermöglicht. In die gleiche Richtung geht ein Gemeinschaftsprojekt des amerikanischen Herstellers Pratt & Whitney und der deutschen MTU, das es bis 2013 zur Marktreife bringen soll. Quelle: dpa
Zero-SpliceUntersuchungen des DLR haben ergeben, dass ein Drittel des Triebwerklärms nach vorne abgestrahlt wird. Ein Grund dafür sind baubedingte Nähte und Lücken an Teilen im Lufteinlass des Triebwerks. Mit dem Zero-Splice-Verfahren, bei dem der Lufteinlass lückenlos umkleidet wird, lässt sich diese Lärmquelle beseitigen. Zum Einsatz kommt das Verfahren etwa beim Super-Airbus A380. Quelle: dapd
BrennstoffzellenAuch der Weg zur Start- oder Parkposition geht nicht ohne Lärm ab – müssen die Flugzeuge doch auch für die Fahrt über das Rollfeld ihre Triebwerke einsetzen. Abhilfe verspricht hier eine neue Entwicklung des DLR: Brennstoffzellen im Bugrad der Maschine liefern Energie für zwei Elektromotoren, die das Flugzeug ohne Lärm und Abgase über das Rollfeld befördern. Quelle: dpa
LandungBei der Landung sind weniger die Triebwerke als vielmehr Tragflächen und Fahrwerk für die Lärmentwicklung verantwortlich. Das ausgefahrene Fahrwerk und die geöffneten Klappen, hinter denen die Räder während des Fluges verborgen liegen, erhöhen den aerodynamischen Widerstand und bremsen das Flugzeug ab. Gleichzeitig macht sich die Luftströmung an den Rädern sowie an den zur Landung ausgefahrenen Vorflügeln und Landeklappen unangenehm laut bemerkbar. Quelle: dpa
Frankfurter VerfahrenZur Vermeidung von Anfluglärm wurde am Frankfurter Flughafen das sogenannte „Frankfurter Verfahren“ entwickelt. Kern dieser mittlerweile weltweit zum Standard gewordenen Methode ist ein möglichst spätes Ausfahren von Vorflügeln, Landeklappen und Fahrwerk. Gleichzeitig ist der Pilot angehalten, das Flugzeug in einem gleichmäßigen Gleitflug ohne übermäßigen Triebwerkseinsatz sinken zu lassen. Quelle: dapd

4. Welche Folgen hat Lärm?

Lärm verursacht Stress, denn eigentlich signalisiert er Gefahr: Der Körper schüttet Stresshormone aus, der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller, er will vor der Gefahr fliehen. Dauerhaft zu hoher Blutdruck erhöhen das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Diese Reaktionen treten auch bei Menschen auf, die glauben, sie hätten sich an den Lärm gewöhnt. Nachts kann Lärm bereits ab 40 Dezibel der Gesundheit schaden. Die Folgen sind gravierend: Westeuropäer verlieren nach Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch Verkehrslärm über eine Million gesunde Lebensjahre durch Erkrankung, Behinderung oder Tod. Bereits ein kurzes, sehr lautes Geräusch (ab etwa 120 Dezibel) kann einen Hörschaden verursachen, der sich in Schwerhörigkeit oder Ohrensausen (Tinnitus) äußert. Auch dauerhafter Lärm ab etwa 80 Dezibel kann Hörschäden verursachen. Zudem zählt die WHO Lernbehinderungen bei Kindern zu den Folgeerscheinungen von Lärm.

5. Wie kann man sich vor Lärm schützen?

Der Mensch kann Lärm nicht ganz entgehen, aber den Einfluss mindern. Das Schlafzimmer sollte im ruhigsten Teil der Wohnung sein, Musik nicht über 95 Dezibel aufgedreht werden, für Konzerte helfen Ohrstöpsel. Wer neue, gewöhnlich laute Geräte wie Rasenmäher kauft, dem rät das Umweltbundesamt zu lärmarmen Ausführungen, die mit einer Lärmwertangabe (Lwa) gekennzeichnet sind.

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