Grüne Geldanlage Was taugt die Bio-Geldanlage?

Bio-Produkte sind en vogue, auch bei der Geldanlage wollen viele Sparer ein reines Gewissen haben. Aber wie grün sind die grünen Fonds?

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Wie grün sind die Dax-Konzerne?
WeGreen Ranking Quelle: dpa
InfineonDen letzten Platz im Nachhaltigkeits-Vergleich der DAX-Konzerne belegt der Halbleiterhersteller Infineon. Grund dafür ist vor allem, dass das Unternehmen auf die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts verzichtet. Unter anderem wegen der mangelnden Transparenz gibt es deshalb nur die Note 4,7. "Schlecht" heißt damit das Ergebnis. Der Tipp der Studienleiter: Eine verbesserte Nachhaltigkeitskommunikation wäre ratsam, um so offen und transparent mit den eigenen Herausforderungen und Problemen umzugehen. Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Deutsche Bank Quelle: dapd
Fresenius Medical Care und Fresenius SE & Co. KgaA Quelle: dpa
RWE Quelle: dpa
Commerzbank Quelle: dpa

Viele von uns kaufen Bio-Äpfel, Bio-Birnen oder Bio-Fleisch. Auch grüner Strom oder grüne Kleidung finden in Deutschland immer mehr Anhänger. Aber eine Bio-Geldanlage? Die haben bisher nur wenige deutsche Sparer.

Allerdings wächst die Fangemeinde der nachhaltigen Geldanlagen schnell. Weltweit werden schon über 13 Billionen US-Dollar nach nachhaltigen Kriterien angelegt. Das ist etwa ein Fünftel des insgesamt angelegten Geldes. Auch in Deutschland nimmt die Summe des Bio-Geldes stetig zu. Im vergangenen Jahr ist sie um 16 Prozent auf 73,3 Milliarden Euro gestiegen. Dazu zählen nicht nur Anlageprodukte, sondern auch die Sparanlagen, welche Anleger bei nachhaltigen Banken haben. Kurzum: Immer mehr Menschen wollen ihr Geld reinen Gewissens anlegen, nach sozialen, ethischen und umweltverträglichen, also ressourcenschonenden Gesichtspunkten.

Was viele nicht wissen: Mehr als drei Viertel des nachhaltig angelegten Geldes stammt von institutionellen Investoren. Stiftungen wie beispielsweise die Umweltstiftung von Greenpeace setzen auf eine nachhaltige, ethisch und sozial verträgliche Anlagepolitik. Auch der Norwegische Staatsfonds legt sein Geld nach nachhaltigen Gesichtspunkten an.

Aber wie sieht es bei Privatanlegern aus? Wie wird man überhaupt ein Bio-Anleger? Für wen sind die grünen Geldanlagen geeignet? Und vor allem: Wie grün ist das grüne Geld wirklich?

Obwohl nachhaltige Finanzprodukte im Trend sind, ist noch Luft nach oben. Das merken auch die Verbraucherzentralen, bei denen sich Sparer nach den Möglichkeiten erkundigen. „Die Nachfrage ist noch nicht so hoch, wie wir es gerne hätten“, sagt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn während Fakten rund um Bio-Bananen oder Öko-Kleidung leicht verständlich sind, wird es bei dem Öko-Sparen schnell kompliziert. Viele, die zwar gerne ihr Geld nachhaltiger anlegen würden, fragen sich welches das geeignete Anlageprodukt ist. Andere wiederum fürchten, mit grünem Geld automatisch auf einen Teil ihrer Rendite zu verzichten.

Weniger Rendite?

Das ist allerdings ein Irrglaube. Gerade während der aktuellen Niedrigzinsphase sind die Zinsen für Sparkonten oder Sparbriefe sowohl bei nachhaltigen als auch bei konventionellen Banken gleichermaßen niedrig. Eine Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin hat die Erträge nachhaltiger Geldanlagen mit Hilfe von eigenen Berechnungen und analysierten Studien wissenschaftlich ausgewertet. Auch sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Öko-Faktor nicht negativ auf die Rendite auswirkt. Im Gegenteil: Teilweise wirkt sich der Faktor sogar positiv aus. Insgesamt unterscheiden sich die Ergebnisse bei klassischen und bei nachhaltigen Anlagen allerdings nicht signifikant.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Sobald dieses landläufige Vorurteil aus dem Weg geräumt ist, stellt sich die Frage, wo und was investiert werden soll. In den letzten Jahren ist der Markt für grüne Geldanlagen sehr bunt geworden. Nachhaltige Spar- und Anlageprodukte sind längst nicht mehr nur noch bei grünen Banken zu finden. Kaum ein Geldinstitut, egal ob Großbank, Volksbank oder Sparkasse, kann auf eine Bio-Variante im Anlagekatalog verzichten. Denn auch in der Finanzbranche ist Bio mittlerweile en vogue.

Mehr Auswahl bei grünen Banken

Wo Deutsche investieren – und wovor sie sich fürchten
Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone und die Probleme rund um Griechenland haben bei den deutschen Sparern ihre Spuren hinterlassen. Bei der Geldanlage sind die Deutschen heute deutlich vorsichtiger gestimmt, als zu Beginn der Finanzkrise. Das ist das Ergebnis des fünften Schroders Investmentbarometers. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, wo die Deutschen ihr Geld heute investieren - und wovor sie sich fürchten.Quelle: Schroders Investment Management GmbH Quelle: REUTERS
EuropaDie Untergangspropheten für den Euro haben ganze Arbeit geleistet. Mittlerweile sehen 40 Prozent der deutschen Anleger Europa als die Region mit dem höchsten Risiko. Damit liegt der europäische Staatenverbund vor allen übrigen Regionen und Ländern. Die gestiegene Risikoaversion macht sich auch bei der Geldanlage der Deutschen bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Investitionen in Europa um 15 Prozent zurückgefahren. Als sicher sehen die Deutschen im Moment nur ihr eigenes Heimatland. Gerade einmal 3 Prozent der deutschen Sparer würden ihr Geld nicht in der Bundesrepublik investieren. Quelle: dapd
ImmobilienImmobilien gelten momentan als einer der sichersten Anlagen. In den europäischen Metropolen überteigt die Nachfrage oftmals das Angebot. Dadurch klettern die Preise seit Jahren auf immer neue Rekordwerte. Auch für viele deutsche Anleger sind trotz der Krise Immobilien der Fels in der Brandung. 32 Prozent halten europäische Immobilien für besonders sicher. Quelle: dpa
AktienmärkteDas ständige Auf und Ab an den europäischen Aktienmärkten hielt viele deutsche Anleger in den letzten Jahren von einem Investment ab. Gerade einmal jeder fünfte Kleinanleger investierte sein Erspartes in Aktien. Trotzdem werden europäische Aktien von 21 Prozent der Befragten als sicher eingestuft. Quelle: dapd
DeutschlandDie Vorliebe für Deutschland als Anlageregion ist mit der Sorge um die Euro-Zone gestiegen. Mittlerweile investieren mehr als 80 Prozent der Befragten den größten Teil ihres Geldes in der Bundesrepublik. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent. Dagegen sehen die Deutschen internationale Anlagen als zu risikoreich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gab an, keine Inventionen im Ausland tätigen zu wollen. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
AsienDie asiatischen Länder mussten sich im letzten Jahr mit einem geringeren Wachstum zufrieden geben. Trotzdem sehen 46 Prozent der deutschen Anleger die Region als Wachstumsmarkt von morgen an. Das heißt aber nicht, dass sie dort auch tatsächlich investieren. Der Anteil der Anleger, die in der Region (ohne China und Japan) investiert sind, schrumpfte von fünf auf ein Prozent. Quelle: dapd
ChinaKnapp 20 Prozent der deutschen Privatanleger halten eine Investition in China für sinnvoll. Die Zahl der in China investierten Anleger halbierte sich dennoch im vergangenen Jahr von vier auf zwei Prozent. Quelle: AP

Wer allerdings eine große Auswahl an Produkten sucht, kommt um eine der grünen Banken nicht herum. „Gerade bei Großbanken ist das Angebot an nachhaltigen Geldanlagen normalerweise noch sehr eng und ausbaufähig“, sagt Birte Pampel vom Münchener Verein „Geld mit Sinn“. Die von Anlegern gegründete Initiative hat es sich zum Ziel gemacht, Anleger über nachhaltige Geldanlagen zu informieren und so in den Köpfen der Sparer das Bewusstsein für grünes Geld mit gutem Gewissen zu schaffen. „Für einen Berater in einer konventionellen Bank ist die Motivation größer, konventionelle Produkte zu verkaufen“, sagt Pampel. Diese seien für ihn weniger erklärungsbedürftig als grüne Finanzprodukte. Auch eine Forsa-Umfrage ergab zuletzt, dass jeder Dritte sich von seiner Hausbank nicht ausreichend über nachhaltige Produkte informiert fühlt.

Wer also Wert auf Produktauswahl und spezialisierte Beratung legt, sollte sich an eine der nachhaltigen Banken wenden. Das sind in Deutschland vor allem die GLS Bank aus Bochum, die Nürnberger Umweltbank, die Ethikbank oder die niederländische Triodos Bank. Auch kirchliche Institute wie beispielsweise die Dortmunder KD Bank bieten oft ein breites Spektrum an nachhaltigen Geldanlagen.

Skepsis gegenüber den Instituten ist fehl am Platz ist. Im Gegenteil: Eine Studie des Weltverbands der nachhaltigen Banken fand heraus, dass grüne Banken über eine ähnlich hohe Eigenkapitalrendite verfügen, wie die großen Häuser. Vor allem wachsen die Institute mit enormem Tempo. Denn viele Anleger sind mit ihrer Hausbank nicht mehr zufrieden oder wollen ihr Erspartes nicht bei Instituten wissen, die beispielsweise der Spekulation mit Nahrungsmitteln immer noch nicht Lebewohl sagen können.  

Spezialisiert haben sich die Banken auf unterschiedliche Aspekte. Während bei der Umweltbank der Ausbau der regenerativen Energien im Vordergrund steht, sind es bei Ethikbank oder GLS Bank eher ethische und soziale Aspekte. Das Angebotsspektrum ist aber bei allen groß. Anleger können wählen zwischen klassischen Sparanlagen oder nachhaltigen Investmentfonds.

WiWo Green 2/2013

Dabei kommt der ethische oder nachhaltige Aspekt nicht zu kurz. Wer beispielsweise bei der Ethikbank einen Bank-Sparplan wie den BonusPlus wählt, kann sich bei der Verzinsung zwischen einer Rendite- und einer Fördervariante entscheiden. Bei Letzterer spendet der Anleger maximal 0,25 Prozent der Verzinsung für ein Förderprojekt seiner Wahl. Auf Rendite verzichtet werden muss dennoch nicht. Wer bei einer Laufzeit von sieben Jahren monatlich 100 Euro einzahlt landet dank Zinsbonus am Laufzeitende aktuell bei einer Rendite von 3,1 Prozent. Hätte er die Fördervariante gewählt, wären es immerhin 2,25 Prozent gewesen.

Transparenz ist einer der größten Vorteile, den die nachhaltigen Nischenbanken gegenüber den großen Geschäftsbanken haben. Denn Sie informieren ihre Anleger in der Regel sehr genau darüber, wie und wo sie die Anlegergelder investieren, egal ob soziale oder nachhaltige Projekte.

Grüne Investmentfonds

Über welche Dividenden im Dax wann entschieden wird
Herbert Hainer, Adidas CEo Quelle: AP/dpa
Passanten gehen an den Allianz-Fahnen vorbei Quelle: dapd
BASFAm 26. April findet die Hauptversammlung von BASF statt. Dort wird über eine Dividende von 2,60 Euro abgestimmt. Das entspricht 3,8 Prozent Dividendenrendite. Quelle: dpa
Bayer Quelle: dapd
BeiersdorfVon Beiersdorf ist nach der Hauptversammlung am 18. April eine Dividende in Höhe von 70 Cent je Aktie zu erwarten. Das entspricht einer Dividendenrendite von 1 Prozent. Quelle: APN
BMWDer Autohersteller will an seine Aktionäre in diesem Jahr 2,50 Euro pro Aktie ausschütten. Hierbei beträgt die Dividendenrendite 3,6 Prozent. Die Dividende gibt es nach der Hauptversammlung am 14. Mai. Quelle: dpa/dpaweb
CommerzbankDer Aktienkurs im Keller, die geplante Kapitalerhöhung wird den Anteil der bestehenden Aktionäre an der Bank stark verwässern, und nach der Hauptversammlung am 19. April wird die Commerzbank voraussichtlich keine Dividende zahlen. Das Aktionärstreffen birgt reichlich Zündstoff. Quelle: dapd

Neben den Sparanlagen bilden grüne Investmentfonds die klassische nachhaltige Geldanlage. „Investmentfonds sind die größte Anlageklasse unter den grünen Anlageprodukten“, sagt Claudia Tober vom Forum Nachhaltige Geldanlage. Ähnlich sieht das auch Birte Pampel. Während allerdings die Auswahl einer grünen Sparanlage noch relativ einfach ist, wird es bei den Investmentfonds schwieriger. Vor der Beratung bei einer Bank sollten sich Anleger daher einige Fragen beantworten.

Rendite oder nicht?

„Anleger müssen sich vor allem darüber im Klaren sein, was ihnen bei der Geldanlage wichtig ist", sagt Pampel. „Angefangen mit der Frage, welche negativen Verhaltensweisen sie bei Unternehmen ausschließen wollen.“ Denn in der Regel werden die Fonds mit Hilfe eines zweistufigen Verfahrens bestückt.

Zunächst werden Branchen sortiert. Industrien, die sich mit ethischen Investments nicht vereinbaren lassen, werden gleich am Anfang ausgeschlossen. Beispielsweise die Waffen- und Rüstungsindustrie oder Unternehmen, die mit Kernenergie oder Gentechnik ihr Geld verdienen. Unter den restlichen Kandidaten werden jeweils die nachhaltigsten einer Branche herausgefiltert. Fondsmanager nennen das den Best-in-Class Ansatz. Die Kriterien, nach denen eine Bank oder ein Fondsmanager die grünsten Unternehmen einer Branche auswählen, sind bei jedem Institut verschieden. In der Regel finden Anleger auf den Internetseiten der ausgebenden Banken Informationen über die Auswahlkriterien der einzelnen Fonds.

Wem eine erträgliche Rendite wichtiger ist als ein lupenreines Gewissen, der investiert am besten in grüne Fonds, die relativ breit streuen. Wer allerdings strenge ethische und soziale Ansprüche an sein Anlageprodukt hat, der muss die nachhaltigen Fonds genau unter die Lupe nehmen. Denn ein Blick auf die Zusammensetzung einiger Fonds zeigt, dass anderenfalls böse Überraschungen drohen.  

Beispielsweise finden sich im Nachhaltigkeits-Aktienfonds der Dekabank laut aktuellem Jahresbericht Papiere von der Deutschen Bank, anderen Investmentbanken oder Ölfirmen. Und damit ist die Dekabank bei weitem kein Einzelfall. Andere Fonds wiederum haben zwar strengere Kriterien, dafür ist dort das Risiko teilweise nicht gut gestreut. Beispielsweise setzen viele Fonds stark auf Unternehmen aus der krisengebeutelten Solarindustrie. Ein solches Klumpenrisiko sollten Anleger in jedem Fall vermeiden.  

Der Private tappt im Dunkeln

Kein Wunder also, dass der Best-in-Class Ansatz bei Experten in der Kritik steht. Eine optimale Lösung sei das nicht, sind sich viele einig. Denn wie beim Obst und Gemüse steht der Anleger auch bei der Bio-Geldanlage vor einem Problem: Wo Bio drauf steht, ist nicht unbedingt Bio drin. Deshalb entwickelt das Forum Nachhaltige Geldanlage zusammen mit dem European Sustainable Investment Forum (Eurosif) ein Siegel für nachhaltige Geldanlagen, ähnlich dem Bio-Siegel für Lebensmittel. Es soll Anlegern eine Orientierungshilfe bei grünen Investitionen geben und Produkte auszeichnen, die einen gewissen Mindeststandard erfüllen. Erste Ergebnisse sollen im kommenden Jahr präsentiert werden. „Unserer Auffassung nach muss ein Qualitätssiegel die Vielfalt der Anlagestrategien im Markt wahren und sie in Bezug auf die Frage bewerten, wie anspruchsvoll der zugrundeliegende Ansatz ist“, sagt Tober.

Denn gerade für Privatanleger gibt es bisher kaum Referenzen. Während sich institutionelle Anleger an Ratings orientieren können, wie sie beispielsweise von der auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten Ratingagentur Oekom Research angeboten werden, tappt der private Anleger oft im Dunkeln.

Risikoreiche Genossenschaften

Die spannendsten Länder für Anleger
Michael Keppler sitzt an der Quelle. Seit Jahren ist die Finanzmetropole New York die Heimat des Fonds-Managers, der über die Jahre mehr als ein Dutzend länderübergreifende Aktienfonds aufgelegt hat, etwa den Keppler-Global Value oder den Keppler-Emerging Markets. Dabei strukturiert der ehemalige Investmentbanker seine Fonds nach einem klaren Mantra: der "Top Value Strategy" oder aber: Kennzahlen, Kennzahlen, Kennzahlen. "Es geht darum, den inneren Wert einer Aktie zu bestimmen", sagt er. Der entspreche ungefähr der Entwicklung des Papiers über sieben Jahre. Quelle: dpa
Ausgehend von Einzelaktien, die den Markt des jeweils betrachteten Landes wiederspiegeln, baut Fonds-Manager Keppler dann Länderwerte zusammen. Um sie dann zu bewerten, sieht der Analyst unter anderem auf das durchschnittliche Preis-Buchwert-Verhältnis, Preis-Cashflow-Verhältnis, Preis-Gewinn-Verhältnis, auf die durchschnittliche Dividenden- und Eigenkapitalrendite – allerdings nicht nur auf deren aktuelle, absolute Werte. Quelle: rtr
Insgesamt kennt Keppler vier Bewertungssäulen: Ihn interessiert nicht nur, wo die Kennzahlen der aggregierten Länderwerte aktuell rangieren und wie sie sich über die vergangenen sieben Jahre absolut entwickelt haben. Auch die aktuelle und zurückliegende relative Performance der Kennzahlen spielt für den Analysten eine Rolle. Als Vergleichswert dient dem Fonds-Manager der Morgan Stanley Capital International (MSCI) World Index. Quelle: dpa
Unterbewertete MärkteAustralien ist einer der Länderwerte, den die Analysten von Kepplers Vermögensverwaltung in ihrer Januar-Analyse der Industrieländer für unterbewertet halten. Sie raten zum Kauf. Zwar liegt der Aktienkurs "Australien" um den Faktor 1,88 über dem Buchwert je Aktie und um den Faktor 15,3 über dem Nettoergebnis je Aktie – durchschnittlich sind australische Papiere also eher teuer. Eine Dividendenrendite von fast fünf Prozent zeigt aber, dass die repräsentativen Aktienwerte des Kontinents eine überdurchschnittlich hohen Gewinnanteil ausbezahlen. Zum Vergleich: Die Dividendenrendite des MSCI World Index beträgt nur 2,79. Auch in Sachen Jahresrendite zieht Australien am Index vorbei. Die aggregierten Aktientitel des Landes wuchsen über die vergangenen 12 Monate um 3,4 Prozent (MSCI: 1,9 Prozent). Quelle: AP
Auch Deutschland gehört zur Liste derjenigen Länder, denen Keppler Potential nach oben bescheinigt. Das Preis-Buch-Verhältnis liegt mit 1,48 bereits näher an seinem "fairen" Wert, eins. Mit einem Kurs, der den Nettogewinn je "Deutschland"-Aktie um das knapp 12-fache übersteigt, spiegelt die Kennzahl auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis wieder, das den einzelnen Dax-Werten als Benchmark dient. Nach diesen Kennzahlen ist der Länderwert Deutschland nicht nur günstiger als der MSCI World Index – er ist mit 2,6 Prozent über die letzten 12 Monate auch mehr gewachsen (MSCI: 1,9 Prozent). Quelle: dapd
Der Blick auf die absoluten aktuellen Kennzahlen für Hong Kong, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Während das Preis-Buchwert-Verhältnis mit 1,38 den Index deutlich (1,77) unterbietet, rangiert das Preis-Gewinn-Verhältnis mit 16,3 auf vergleichsweise hohem Niveau (MSCI: 14,8). Die Dividendenrendite, die Hongkongs Firmen durchschnittlich erwirtschaften, liegt mit 2,53 unter der des Index (2,79). Dennoch rät Keppler zum Kauf – wohl auch aufgrund der Entwicklung über die vergangenen sieben Jahre. Preis-Buch- und Preis-Gewinn-Verhältnis lagen meist höher. Quelle: dpa
Die Schweizer Wirtschaft hat in den vergangenen 12 Monaten durch die massive Aufwertung des Frankens an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Der kriselnde Euro hat die Nachfrage nach der eidgenössischen Währung aufgebläht. Kein Wunder also, dass auch Schweizer Aktien im Durchschnitt zu teuer sind. Mit einem Preis-Buchwert-Verhältnis von 2,28 und einem Preis-Gewinn-Verhältnis von 18,2 übertrifft der Länderwert Schweiz den MSCI Welt Index um jeweils gut 12 Prozent. Die Keppler Vermögensverwaltung rät zum Verkauf. Ein weiteres Indiz dafür, sich tendenziell von Schweizer Papieren zu trennen: Der repräsentative Aktienkorb konnte innerhalb der letzten 12 Monate nur eine minimale Renditesteigerung von 0,1 Prozent vorweisen. Quelle: AP

Trotz aller Kritik, einen nennenswerten Effekt haben die Fonds dennoch. Eine Studie von Oekom Research ergab, dass nachhaltige Kapitalanlagen für Unternehmen ein Anreiz zur verantwortungsvollen Unternehmensführung sind. Ein Drittel der von Oekom befragten Unternehmen gab sogar an, dass das Abschneiden in Nachhaltigkeitsratings Einfluss auf die Vergütung der Führungskräfte habe.

von Melanie Bergermann, Martin Gerth, Max Haerder, Matthias Kamp, Florian Zerfaß

Was für konventionelle Geldanlagen gilt ist auch nachhaltigen Produkten nicht fern: Je weiter sich der Anleger vom klassischen Produktspektrum entfernt, desto höher wird das Risiko. So locken zahlreiche geschlossene Fonds mit nachhaltigen Investments in Windkraft, Wasser oder Holz und hohen Renditen. Vorsicht: Egal ob grün oder nicht, die Risiken sind mindestens genauso hoch wie bei normalen geschlossenen Fonds. Oft stecken komplexe Strukturen dahinter, die für den Anleger kaum zu durchblicken sind. Und wenn der Wind nicht weht, dann bringt auch der Windkraft-Fonds keinen Ertrag. Der Windkraftbetreiber Prokon beispielsweise sammelte mit Genussrechten bereits mehr als eine Milliarde an Anlegergeldern ein. Allerdings hagelt es Kritik. Zahlen belegen, dass die Gruppe zuletzt weniger verdiente, als sie an Anleger ausschüttete.

Wer statt eines Fonds ein direkteres Investment bevorzugt, kann sich an einer der zahlreichen, teils regionale, Genossenschaften beteiligen. Aber auch hier gilt es für Anleger, die schwarzen Schafe auszusortieren. Denn im Gegensatz zu Investments bei Banken sind Anleger hier im Falle einer Insolvenz nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Das Risiko ist also ungleich höher. Wenn überhaupt sollten Anleger die Projekte, in die die Genossenschaften investieren, genau kennen und ihre Ertragschancen einschätzen können. Eine Ausnahme bildet Oikocredit, eine der größten Genossenschaften für nachhaltige Anlage. Die niederländische Gesellschaft vergibt von den Anlegergeldern Mikrokredite an Unternehmer in Entwicklungsländern. Anleger werden in der Regel mit einer Dividende von maximal zwei Prozent am Geschäftserfolg beteiligt. Laut Oikocredit wurde die bis auf zwei Ausnahmen immer gezahlt.

So leicht wie der Kauf vom Bio-Obst auf dem Markt ist die grüne Geldanlage leider nicht. Stattdessen müssen sich Anleger häppchenweise über die einzelnen Produkte informieren. Vor allem müssen die Angebote strengstens nach faulen Stellen geprüft werden. Wer also Wert auf ein gutes Gewissen bei der Geldanlage legt, muss einigen Aufwand dafür in Kauf nehmen. Lohnen tut sich der aber allemal.  

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