Sein Geschäftsmodell sieht vor, viele Auszubildende zu beschäftigen und dass 40 Prozent der Mitarbeiter behinderte oder benachteiligte Menschen sind, etwa Langzeitarbeitslose. Parallel dazu betreibt Bustabads Umweltstiftung Recicla Ökoaufklärung: Direktorin Carlota Cruz organisiert etwa Führungen für rund 30.000 Besucher der Fabrik pro Jahr: „Sie sollen erfahren, wie Giftstoffe neutralisiert werden, statt in Afrika, Asien oder Lateinamerika auf illegalen Halden zu landen.“
Daneben schleust Bustabad Dutzende Studenten als Praktikanten durch die Abteilungen, um seine Idee weiterzutragen, auch über die Kanaren hinaus. In den kommenden Jahren will er beispielsweise E-Waste Lateinamerika aufbauen.
Auch deshalb hat Bustabad viele nationale und internationale Preise bekommen, darunter eine Auszeichnung der englischen Organisation European Business Awards. 2012 zeichnete ihn zudem der mittlerweile auf den Thron aufgerückte damalige spanische Kronprinz Felipe mit dem spanischen Erfinderpreis aus.
Trotzdem war der Start von E-Waste alles andere als ein Selbstläufer: Von der ersten Idee 2008 bis zum Start der Schrottverwertung vergingen rund vier Jahre zäher Investorensuche. „Die Kanaren sind kein idealer Ort für Unternehmen wie unseres“, sagt Bustabad und ergänzt: „Es ist ein Kampf gegen viele Interessen.“
Was er nicht sagt: Die spanischen Inseln, nur ein paar Hundert Kilometer vor der Küste von Marokko und Westsahara gelegen, gelten als großer Umschlagplatz für illegale Müllexporte nach Afrika.
Gase neutralisieren
Statt bei privaten Investoren wurde der Recycling-Unternehmer mit seiner Geschäftsidee daher bei Förderfonds der Europäischen Union fündig. Weiteres Geld für den Aufbau der neun Millionen Euro teuren High-Tech-Anlage im Hinterland der Touristeninsel stammt aus staatlich geförderten Krediten.
Das Geld steckte Bustabad in Technik des österreichischen Herstellers Untha Shredding Technology und der italienischen Ventilazione Industriale. Mit deren Hilfe fängt E-Waste die Gase in den alten Geräten – etwa umweltschädliche Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) – auf und recycelt sie. Die Technik erlaubt etwa, die FCKW zu 99,8 Prozent zu neutralisieren und in ungefährliche Salze umzuwandeln, versichert der Spanier.
Inzwischen stehen in den Hallen bei Arico auf fünf verschiedenen Recycling-Linien komplexe Fließband-, Neutralisierungs- und Schredderanlagen. Ein normaler Kühlschrank beispielsweise ist in gerade einmal einer Minute zerlegt und sortenrein entsorgt. Die zurückgewonnenen Materialien, aufs Kleinste zerstückelt, sauber eingetütet oder in Kartons gepackt, verkauft E-Waste an Wertstoffhändler weiter. „Diese Geschwindigkeit und Effizienz machen uns so profitabel“, sagt Bustabad.
Recyceln – das bessere Geschäft?
Auch deshalb glaubt der Unternehmer, dass sein Vorbild auf lange Sicht auch der „Müll-Mafia“, wie er sie nennt, das Geschäft abgraben könnte. Der Spanier will mit seinen Kampagnen, in seiner Stiftung und an Unis und Businessschulen zeigen, dass Recyceln das bessere Geschäft ist: „Wenn die Zahlen und die rechtlichen Grundlagen stimmen, werden mehr und mehr Firmen in das Geschäft investieren und die Kriminalität in diesem Sektor verdrängen.“
Bustabad selbst sieht sich für wachsende Nachfrage jedenfalls gerüstet. Derzeit laufe die Anlage im Zwei-Schicht-Betrieb, „aber wir könnten locker auch drei fahren“.
Selbst die eigene Familie, erzählt der grüne Pionier augenzwinkernd, spannt er ein: „Eines der ersten Worte, das meine drei Kinder gelernt haben, war ,Recycling‘.“ Und auch der Vater habe inzwischen eingelenkt und dem Sohn zugestanden, „dass man mit Umweltbewusstsein sehr wohl Geld verdienen kann“.