Winter an Ostern in Deutschland, Wirbelstürme, Dürrekatastrophen – gibt es andere untrügliche Zeichen des Klimawandels?
Die Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur bleibt der wesentliche Maßstab.
Einige Forscher zählen mehr extreme Wetterereignisse und werten sie als Beleg für den Treibhauseffekt.
Da wäre ich vorsichtig. Die Zahl der Hitzewellen hat statistisch auffällig zugenommen, was konsistent ist mit der globalen Erwärmung. Wir sollten aufhören, jede Wetterkapriole zum Menetekel des Klimawandels zu stilisieren. Die Klimaforscher, und damit meine ich natürlich die, die derzeit nach außen den Ton angeben, sollten lieber ihre Rolle neu diskutieren.
Soll heißen?
Sie dürfen nicht länger den Eindruck erwecken, als wäre infolge der wissenschaftlichen Ergebnisse klar, welche Politik zu befolgen ist. Dafür sind die politischen Fragen zu komplex und die Folgen der Entscheidungen viel zu weitreichend.
Wo mischen sich Klimaforscher zu Unrecht ein?
Sie sollten zum Beispiel nicht über die Autoindustrie oder die Energiewende sprechen, weil sie davon nicht mehr verstehen als jeder Bürger. Sie haben keine höhere Deutungsmacht.
Und was muss sich innerhalb der Gemeinde der Klimaforscher ändern?
Sie muss selbstkritischer mit ihren eigenen Aussagen umgehen und bereit sein, Minderheitsmeinungen und Einwände von außen ernsthaft zu prüfen. Vor allem aber darf sie nicht der Versuchung erliegen, im Nachhinein die Theorie zu reparieren, damit die Beobachtungen passen. Sondern sie muss fragen, was bedeuten diese für die Theorie: Ist sie bestätigt oder falsch?
Ist der Weltklimarat zu solchen Reformen bereit?
Nach meinem Eindruck nicht. Im IPCC hat sich so eine Art Adel etabliert, der seine Arbeiten gegenseitig beurteilt und wenig Lust hat, Kritik von außen zuzulassen.
Das klingt nach Selbstzerstörung.
Besinnt sich der Mainstream der Klimaforschung nicht neu, droht unserer Disziplin das Schicksal der Atomphysiker. Die waren in den Fünfzigerjahren die Elite der Wissenschaft überhaupt. Heute hört ihnen kaum noch jemand zu.
Der Vergleich ist etwas schräg.
Nicht unbedingt. Die Wissenschaftler haben damals – ebenso wie manch führender Klimaforscher heute – Probleme heruntergespielt und Sorgen und Einwände einfach weggewischt. Am Ende hatten sie ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt.