Klimakonferenz Staatssekretär Flasbarth: "Es wird Zeit, dass wir ein bisschen Gas geben"

Seite 3/3

Was ist mit den 300 Optionen und über 1400 eckigen Klammern im Verhandlungstext, die Stellen anzeigen, über die noch kein Konsens besteht? Sind Sie optimistisch, dass es kein zweites Kopenhagen geben wird?

Jedenfalls wird es Zeit, dass wir jetzt mal ein bisschen Gas geben. Die Verhandlungen in den ersten Tagen sind enorm langsam, und das können wir uns wenige Tage vor dem geplanten Abschluss wirklich nicht länger leisten. Deshalb hoffe ich, dass alle Delegationen auch die Tonlage ihrer Staats- und Regierungschefs am Montag gehört haben, die ja alle durch die Bank gesagt haben: Jetzt geht es an die Arbeit, jetzt geht es darum, zu einer Einigung zu kommen. Das hat jedenfalls hier noch nicht zur ausreichenden Geschwindigkeit geführt.

Big Player beim Klima-Poker in Paris

Wer sind denn die Treiber, sind China, die USA und Kanada dabei, bei einem Bündnis der Ambitionierten?

Es gibt ganz viele verschiedene Interessensgruppierungen: Interessensgleichheit der besonders vulnerablen Länder etwa. Die wollen, dass wir die weiter entwickelten Schwellenländer bei der Finanzierung mit an Bord kriegen. In diesem Fall haben die alten Industriestaaten und die besonders anfälligen Staaten eher gleiche Interessen. In anderen Fragen, wo es darum geht, die Integrität, das Funktionieren des Überprüfungsmechanismus voranzubringen, sind es wieder andere Bündnisse. Also es gibt nicht diese ein, zwei oder drei Blöcke. Sondern eine wirklich komplizierte Gemengelage. Allerdings auch eine, die wir alle gut genug kennen. Wir müssen jetzt hier in den nächsten Tagen wirklich aufhören mit den Ritualen, wir können uns die Positionen einander regelrecht heruntersingen, von morgens bis abends. Jetzt geht es mal langsam daran, zum Abschluss zu kommen.

Fehlt da ein Psychologe?

Der Anteil an den Verhandlungen, der Therapeuten bräuchte, ist jedenfalls in den vergangenen Jahren nicht kleiner geworden.

Auf einer Skala von 0 bis 10- wo steht Deutschland bei der CO2-Neutralität?

Wir sind noch ein gutes Stück davon entfernt, aber wollen sie bis zur Mitte des Jahrhunderts weitgehend erreichen. Das müssen wir auch, schon allein abgeleitet aus den europäischen Zielen.


Und wie sieht es bei Ihnen persönlich aus?

Ich lebe sicher nicht komplett CO2-neutral, wie das wahrscheinlich kaum einer in Deutschland schafft. Beim Energieverbrauch bin ich schon ziemlich weit: Ich habe eine Thermosolaranlage, ich beziehe Ökostrom. Schwieriger ist es bei meiner Mobilität. Ich habe einen Dienstwagen, ich fahre Rad und mit der Bahn, aber ich muss auch viel fliegen. Da komme ich wegen meines Jobs nicht drumherum. Auch deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, dass die Treibhausgase aus den Dienstreisen der Bundesregierung komplett kompensiert werden, durch Investitionen in internationale Klimaschutzprojekte

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%