Klimawandel Die Zeit für eine neue Klimapolitik ist reif

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Hohe Kosten, wenig Ertrag

Die Apokalyptiker des Klimawandels
Al Gore»Jeder einzelne Meter, den der Meeresspiegel ansteigt, verursacht rund 100 Millionen Klimaflüchtlinge.«Der ehemalige US-Vizepräsident wurde zum wichtigsten politischen Vertreter der Klimapolitik in den USA. Bücher, Konzertreihen und ein Dokumentarfilm zum Thema („Eine unbequeme Wahrheit“) machten ihn zur politischen Ikone der Klimabewegung in den Vereinigten Staaten. Quelle: REUTERS
Rajendra Pachauri»Hitzewellen, die alle paar Jahrzehnte auftraten, werden bis Mitte des Jahrhunderts jedes zweite Jahr vorkommen.«Der Ökonom und Eisenbahningenieur leitet seit 2002 das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Gemeinsam mit Al Gore erhielt der Inder für diese Arbeit 2007 den Friedensnobelpreis. Die regelmäßigen Prognosen des IPCC finden weltweit große Beachtung. Quelle: REUTERS
Nicholas Stern»Was auf die Welt zukommt, das hat es in den vergangenen 30 Millionen Jahren nicht gegeben.«Der einstige Chefökonom der Weltbank beschäftigte sich 2006 in dem nach ihm benannten Bericht mit den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. Vor großen Zahlen schreckt er nicht zurück: Im schlimmsten Fall werde die Erderwärmung 20 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts kosten. Quelle: AP
Hans Joachim Schellnhuber»Fünf Grad mehr können bedeuten, dass sich eine Wüste vom Süden bis nach Berlin erstreckt.«Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ist der wohl bekannteste deutsche Klimaforscher. Der Ideengeber für das „Zwei-Grad-Ziel“ der UN nimmt als Mitglied im IPCC und wissenschaftlicher Berater der Bundesregierung Einfluss auf die Klimapolitik. Quelle: dpa
Angela Merkel»Wir wissen, dass das Zwei-Grad-Ziel nicht zu erreichen ist, es wird eher das Doppelte herauskommen.« Spätestens seit dem medienwirksamen Auftritt mit dem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel auf Grönland 2007 hat die Bundeskanzlerin das Klima für sich entdeckt. Nach dem Fukushima-Reaktorunfall nutzte sie die emotionale Kraft des Themas, um aus der Atomkraft auszusteigen Quelle: REUTERS
Michael Mann»Die weltweite Klimaentwicklung im vergangenen Jahrhundert hat die Form eines Hockeyschlägers.«Auf diese Form lässt sich die Erkenntnis des US-Forschers bringen. 1999 veröffentlicht, wurde sie zeitweise zum Hauptwerk der Klimaforschung. In die Öffentlichkeit drängt es den Forscher kaum. Mit der anschaulichen These ist er dennoch zum Hassobjekt des konservativen Amerikas geworden. Quelle: Presse

Die Liste der Eingriffe wird stetig länger: Emissionshandel, Grenzwerte für den CO2-Ausstoß von Autos, Flugzeugen und Kraftwerken, Ökosteuern auf Strom und Benzin, Dämmvorschriften. Die Kosten für Bürger und Unternehmer klettern und klettern. Bundesumweltminister Peter Altmaier rechnet damit, dass allein die Umstellung der Energieversorgung in Deutschland auf Wind und Sonne bis zu einer Billion Euro kostet. Ulrich Eichhorn, der beim Verband der Automobilindustrie den Bereich Technik und Umwelt leitet, schätzt, dass strengere Limits für den CO2-Ausstoß den Bau jedes Fahrzeugs um 3600 Euro verteuern wird. Hintergrund der Rechnung: Die EU-Kommission will die Emissionen bis 2020 auf 95 Gramm pro Kilometer begrenzen.

Zahlen zum Klimawandel

So gut wie nie hat die Politik ihre Maßnahmen auf die ökonomischen Folgen überprüft. Ebenso wenig achtete sie darauf, ob die Erlässe und Gesetze dem Klima tatsächlich helfen. Das hätte sie aber besser getan. Dann hätte etwa die EU frühzeitig gemerkt, dass ihr Klimapaket, mit dem sie die CO2-Emissionen Europas bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 reduzieren will, zwar viel kostet, aber wenig bringt.

Der niederländische Umweltökonom Richard Tol hat Kosten und Nutzen verglichen. Danach pumpen die EU-Staaten bis 2100 fast 15 Billionen Euro in den Klimaschutz. Den Temperaturanstieg bremst die Summe jedoch nur um 0,05 Grad Celsius. Für fast nichts verspielt die EU jedes Jahrzehnt ein Jahr Wirtschaftswachstum.

Auch an der Zwischenbilanz der selbst ernannten grünen Weltmacht Deutschland zeigt sich das Scheitern bisheriger Klimapolitik: Zuletzt stieg der CO2-Ausstoß wieder – trotz der milliardenschwerer Subventionitis in Wind und Sonne.

Es geht nicht darum, die Erderwärmung zu leugnen. Doch wem die Rettung des Klimas wirklich am Herzen liegt, der muss wollen, dass die eingesetzten Mittel wirken und dass sie effizient eingesetzt werden.

Sonst sind sie schlicht Fehlinvestitionen. Wenn aber am Ende Wirtschaft und Klima am Boden liegen, ist niemandem geholfen. Wir haben daher mit Experten gesprochen und Klimaforscher interviewt – und aus diesen Recherchen fünf Vorschläge für eine effektivere Klimapolitik entwickelt.

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