Kyocera-Manager handeln extrem langfristig: Schon 1975 begannen die Ingenieure, Solarzellen zu verbessern. „Damals versorgten sie nur Verkehrssignale und Telefonzellen in den Bergen“, erinnert sich Nobuo Kitamura, Chef der Solarsparte, an die Anfänge. Der Frühstart machte sich später bezahlt: 1998 wurde Kyocera weltgrößter Hersteller von Fotovoltaikanlagen. Heute liegt der Konzern auf Platz zehn, aber technisch blieb er führend: Im Vorjahr steigerten seine Entwickler den Effizienzrekord für den gängigsten Typ von Solarzellen auf 18,6 Prozent.
Auch das Beispiel des schwierigen Werkstoffs Keramik zeigt, wie konsequent das Management den Umweltgedanken verfolgt: Bei der Verarbeitung gehen nur 0,5 Prozent des Materials verloren. Beim Mahlen, Erhitzen, Sintern, Pressen oder Formen achten die Techniker auf den Energieverbrauch und vermeiden problematische Chemikalien. In der Produktion genutztes Wasser wird gereinigt und ist anschließend zehn Mal sauberer, als es das Gesetz verlangt. Im Abwasserteich in einer südjapanischen Fabrik leben Glühwürmchen, die empfindlich auf Verunreinigungen reagieren. Neben diesen freuen sich auch sensible Investoren: Die Aktie ist in vielen Nachhaltigkeitsfonds enthalten.
Die Produkte selbst helfen, die Natur zu entlasten. Keramikfilter aus dem Material vertragen hohe Temperaturen in der Müllverbrennung, es bleiben weniger Rückstände in den Abgasen. Festoxidbrennstoffzellen für Erdgas erlauben die Stromproduktion zu Hause. Messer und Zerspanungsbohrer aus Keramik halten länger und lassen sich nach Gebrauch noch bei der Zementherstellung recyceln. Piezoelektrische Elemente, die beim Anlegen elektrischer Spannung ihre Form verändern, optimieren die Spriteinspritzung in Motoren und senken Benzin- und Dieselverbrauch.
Die Autobranche betrachtet das Management als wichtigstes Wachstumsfeld und hat dazu vergangenes Jahr eine eigene Sparte gebildet. „Bereits heute fährt kein Auto ohne Kyocera-Teil“, sagt Firmenchef Yamaguchi. So lassen keramische Glühkerzen der Japaner Dieselautos im Winter schneller anspringen. Und LED-Leuchten im Scheinwerfer sorgen für mehr Licht auf der Fahrbahn.
Dabei schonen sie auch noch die Umwelt, weil sie deutlich weniger Energie benötigen als konventionelle Glühlampen.
Auch an der Automatisierung des Fahrens arbeiten die Entwickler, was die Verkehrssicherheit drastisch erhöhen soll. Kameramodule helfen den Robo-Autos, sich auf der Straße zu orientieren und Gefahren zu erkennen. In diesem Bereich arbeitet Kyocera mit dem deutschen Zulieferer Bosch zusammen.
Bleibt die Frage, ob sich der Drang zum Musterknabentum rechnet? „Wir fragen uns nicht zuerst, wie wir mehr Geld machen können, sondern was wichtig für die Menschen ist“, sagt Konzernchef Yamaguchi. Er wolle als Geschäftsmann natürlich auch Gewinn machen. „Aber wir verfolgen Profit nicht kurzfristig.“ Was nicht heißt, dass langfristig nichts verdient wird. „Wir haben in 55 Jahren immer schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Yamaguchi, „selbst in der Finanzkrise.“