Lebensmittel „Fleisch, für das kein Tier sterben muss“

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Die nächsten Ziele: Fettzellen und Myoglobin

Der Preis ist in den vergangen drei Jahren also schon gesunken. Ich nehme an, Sie arbeiten nicht mehr mühsam per Hand?
Genau. Wir haben mittlerweile einen kleinen Bioreaktor mit einem Volumen von 1,5 Litern, in dem die Zellen heranwachsen. Darin können wir schon verschiedene Sachen testen und zum Beispiel kleine Fleischbälle züchten. Wir werden Schritt für Schritt vorgehen. Von dem 1,5 Liter Reaktor geht es dann in einen zehn Liter Reaktor. Dort müssen wir dann schauen, ob die Effizienz noch gegeben ist.

Was macht es denn so schwierig künstliches Fleisch zu produzieren?
Wir sind schon ziemlich gut in der Lage, Muskelfasern im Labormaßstab zu produzieren. Wir arbeiten aktuell daran, auch Fettzellen zu züchten. Fettgewebe braucht man im Fleisch für den Geschmack. Das Züchten von Fettzellen im Labor wurde von der Wissenschaft bisher noch nicht viel aufgegriffen. In der medizinischen Forschung wurde zwar bereits viel darüber geforscht, Muskelzellen zu produzieren, um zum Beispiel Organe künstlich zu züchten oder so reparieren zu können. Aber Fettzellen sind im medizinischen Bereich noch nicht von Bedeutung. Es gab nicht viel Literatur zu diesem Prozess. Also haben wir einen eigenen Ansatz entwickelt, den wir weiter testen müssen.

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Dann arbeiten wir dran das Muskelprotein Myoglobin in ausreichendem Mengen herzustellen. Das Protein verleiht dem Fleisch seine typische Farbe und den charakteristischen blutigen Geschmack. Außerdem enthält das Protein Eisen. Eisen ist ebenfalls entscheiden für den Geschmack, den Nährwert und die Farbe des Produkts. Ohne ausreichend Myoglobin ist unser künstliches Fleisch weiß. Da das künstliche Fleisch keine Blutgefäße hat oder an einen Blutkreislauf angebunden ist, müssen wir es ständig mit Sauerstoff versorgen. Diese sauerstoffreiche Umgebung verhindert gleichzeitig die Bildung von Myoglobin.

Ein Vorteil des künstlichen Fleischs soll sein, dass kein Tier mehr für unsere Ernährung sterben muss. Das ist bisher aber noch nicht der Fall in Ihrem Prozess?
Ja, das stimmt. Als Kulturmedium nutzen wir genauso wie andere Unternehmen auf diesem Gebiet fötales Kälberserum, also das Blut von ungeborenen Kälbern. Dieser Ansatz entspricht aber nicht unserer Vision. Wir wollen dieses Serum durch eine pflanzliche Alternative ersetzen, die denselben Zweck erfüllt. Zum Glück forschen nicht nur wir aktuell an vernünftigen Serum-Alternativen, sondern fast der ganze medizinische und pharmazeutische Bereich. Denn das Serum ist teuer und es gibt Qualitätsfragen, auch hinsichtlich gesundheitsrelevanter Probleme. Wir müssen das Serum ersetzten.

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