Massive Kritik an Produktionsarten Deutsche essen jährlich 60 Kilo Fleisch

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Der Einsatz von Antibiotika

Quelle: dpa

Gleichzeitig sorgt die Massenproduktion in Europa auf absurde Art und Weise dafür, dass die lokale Wirtschaft Westafrikas negativ beeinträchtigt wird. Aufgrund von EU-Richtlinien dürfen die Geflügelkonzerne ihre Schlachtabfälle nicht mehr zu Tierfutter verarbeiten. Stattdessen exportieren sie die Reste preiswert in ärmere Länder. Der Fleischatlas zeigt auch, wie hoch der Einsatz von Antibiotika zur Gesunderhaltung der Tiere in der globalen Massenproduktion von Fleisch ist. Im weltweiten Ranking liegt Deutschland mit geschätzt etwa 170 Milligramm eingesetzten Antibiotika pro Kilo erzeugtem Fleisch auf einem der vorderen Plätze. Ergebnis davon ist die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen. Europaweit sterben im Jahr rund 25000 Menschen auf Grund von Antibiotika-Resistenzen.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger kritisierte in diesem Zusammenhang Agrarministerin Ilse Aigner. „Deutschland scheint Exportweltmeister bei Hühnern und Schweinen werden zu wollen. Es werden weiter neue Megaställe gebaut, deren Förderung Fleisch beim Discounter scheinbar billig macht. Tatsächlich zahlen die Verbraucher einmal beim Kauf des Fleisches, dann mit Steuergeld für neue Ställe und Schlachthöfe und drittens für die Umwelt- und Gesundheitsschäden. Bundesagrarministerin Aigner hat es nicht geschafft, hier Veränderungen einzuleiten“, sagte der BUND-Vorsitzende.

Außerdem zeigt der Atlas eindrucksvoll, wie Fleisch immer mehr zum Symbol für Luxus geworden ist. Abzulesen ist dies am Konsumanstieg in Schwellen- und Entwicklungsländern. Dort wo eine neue Mittelschicht heranwächst, wird auch mehr Fleisch gegessen. In den reicheren Ländern hingegen stagniert der Verbrauch. Immer wieder haben Skandale wie die Vogelgrippe, Rinderwahn oder Gammelfleisch das Vertrauen der Verbraucher erschüttert. Auch Medienberichte über Massentierhaltungen hatten offenbar eine abschreckende Wirkung. Laut Studien ist der Fleischverbrauch für einen gewissen Zeitraum immer dann rapide zurückgegangen, wenn ein Skandal aufgedeckt wurde. Gleichzeitig verzichten immer mehr Menschen komplett auf Fleisch. Die Mitgliederzahlen des Vegetarierbundes haben sich seit 2008 jedenfalls verdreifacht.

Der Fleischatlas 2013 zeigt mit vielen unterschiedlichen Geschichten informativ auf, welch starken Einfluss der Fleischkonsum jedes Einzelnen auf Wirtschaft und Umwelt hat. Dabei sind die Texte allerdings sehr kurz und knapp gehalten. Gerade einmal eine Doppelseite inklusive Grafiken umfasst ein Aspekt. Auch die Grafiken und Tabellen sind möglichst schlicht gehalten. Dadurch finden viele Themen Platz, die allerdings zum Teil recht oberflächlich abgehandelt wirken. Außerdem wirken die Texte trotz guter Aufmachung nicht sehr neutral. Stets scheint der Zeigefinger erheben, der den Verbraucher daran erinnert, dass er eine Verantwortung trägt.

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