Milde Temperaturen 2014 könnte den Wärmerekord brechen

Hitzewellen sind das eine. Aber für die Entwicklung des Klimas ist der Temperaturdurchschnitt wichtiger. Das Jahr 2014 ist auf Rekordkurs - zugleich warnen Klimaforscher vor neuen Wetterextremen.

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Sonne satt: 2014 könnte das bislang wärmste Jahr in Deutschland werden. Quelle: dpa

Offenbach Das laufende Jahr ist auf dem besten Weg zum deutschen Wärmerekord. „2014 könnte für einen klimatologischen Paukenschlag sorgen“, sagte Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn uns jetzt kein sibirischer Dezember mehr dazwischenfunkt, kann 2014 alle Rekorde brechen und das wärmste Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen in Deutschland werden.“ Bis ins Jahr 1881 reicht die Jahresstatistik des Wetterdienstes zurück.

Auch der November fällt nach vorläufigen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes deutlich milder aus als der Durchschnitt der Vergleichsjahre 1961 bis 1990. Fünf Tage vor Monatsende lag die mittlere Monatstemperatur um 2,5 Grad über dem langjährigen November-Durchschnitt. Schon die ersten zehn Monate des Jahres waren insgesamt zu warm.

Trotz mehrerer Hitzewellen seit Pfingsten Anfang Juni gab es keinen einzelnen Temperaturrekord. Der liegt bei 40,2 Grad, gemessen 1983 und 2003 in Süddeutschland. In diesem Jahr wurde die 40 Grad-Marke nirgends erreicht.

Aber die zu warmen Jahre häufen sich seit der Jahrtausendwende. Von den zehn wärmsten Jahren in Deutschland, die der DWD seit über 130 Jahren registrierte, waren sechs in dieser Zeit – den ersten Platz teilen sich 2000 und 2007 mit einer Durchschnittstemperatur von je 9,9 Grad. Das vieljährige Mittel liegt bei 8,2 Grad.

Weltweit sieht es nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA ähnlich aus: Die durchschnittliche Oberflächentemperatur von Januar bis Oktober dieses Jahres war global die wärmste, die jemals in den zehn ersten Monaten gemessen wurde. Sie lag um 0,68 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts für diese Zeitperiode von 14,1 Grad.


Neue Klimastudie sagt Wetterextrem voraus

Unterdessen hat sich die britische Royal Society mit einer neuen, alarmierenden Klimastudie zu Wort gemeldet. Demnach muss sich die Welt wegen des Klimawandels zunehmend auf extreme Wetterbedingungen wie Flutkatastrophen, Dürren und Hitzewellen einstellen. Betroffen seien vor allem weniger entwickelte Länder in Ost-, West- und Zentralafrika sowie Südostasien, heißt es in einem 120 Seiten starken Bericht, der in London vorgestellt wurde.

Im Jahr 2100 werde sich die Zahl extremer Hitzewellen im Vergleich zu heute verdreifachen. In Gefahr seien dadurch vor allem ältere Menschen über 65 Jahre. Durch die wachsende Erdbevölkerung seien mehr Menschen als bisher betroffen.

Auch die Auswirkungen auf die Landwirtschaft drohten verheerend zu werden – unter anderem werde das Arbeiten im Freien in einigen Regionen über längere Zeiträume unmöglich.

„Wir haben keine passenden Mittel gegen die Wetterextreme, die wir gegenwärtig beobachten und schon jetzt sind viele Menschen extrem anfällig“, sagte Georgina Mace vom University College London, die dem Pool von Autoren aus Universitäten in aller Welt für die Studie der Royal Society vorsteht. Die Regierungen auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene müssten jetzt handeln.

In vielen Fällen seien Ingenieurlösungen angezeigt, etwa der Bau von Dämmen oder Flutsperren. Sie müssten allerdings mit Lösungen verknüpft werden, die das Ökosystem betreffen, etwa die Anpflanzung bestimmter Baumarten. Diese Maßnahmen seien auch für arme Länder erschwinglich.

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