Modernere Kühltruhen Wie die Industrie Lebensmittelabfälle reduzieren will

„Nahrungsabfälle sind eine Schande“, sagt Marks & Spencer-Chef Bolland und wirbt für mehr Nachhaltigkeit. Die Konsumgüterhersteller sollen sich verpflichten, nur noch Kühltruhen ohne klimaschädliche Kühlgase einzusetzen.

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Moderne Kühlschränke Quelle: dpa

„Ein Drittel der weltweit produzierten Kalorien wird nicht gegessen, sondern weggeworfen. Was ist das für eine Welt?“, beklagte sich der Chef der britischen Kaufhauskette Marks & Spencer, Marc Bolland. Und setzte nach: „Wenn ich Kinder hätte, würde ich mich schuldig fühlen.“
Der Manager kam mit einer Botschaft an die 1000 Kollegen von 400 Unternehmen, die sich beim Jahrestreffen des Konsumgüterforums CGF in New York versammelt hatten. „Die Menschen beobachten uns. Sie sollten uns nicht auf dem falschen Fuß erwischen.“

Zusammen mit Unilever-Chef Paul Polman treibt Bolland die Nachhaltigkeitsbestrebungen der globalen Branchenorganisation für Konsumgüterhersteller und Händler voran. Die beiden Manager erzielten einen Erfolg: Die beteiligten Unternehmen verpflichteten sich in New York, die innerhalb ihrer Organisationen anfallenden Lebensmittelabfälle bis 2025 zu halbieren.

Das sei möglich, unterstrich der CGF-Vorsitzende, Nestlé-Chef Paul Bulcke. So verschwende eine durchschnittliche Molkerei 16,5 Prozent ihrer Milch, ein moderner Betrieb aber nur 1,2 Prozent. „Nahrungsabfälle sind eine Schande“, sagte er. Sie zu reduzieren, sein keine PR-Maßnahme. „Wir reduzieren damit auch unsere Kosten“, betonte er. In einem ersten Schritt wolle die Industrie jetzt feststellen, wie viel Abfall aktuell entsteht, um einen Maßstab zu haben. Anschließend sollen Best-Practice-Beispiele entwickelt werden, um voneinander zu lernen.


So essen die Deutschen am liebsten
FleischDie Deutschen lieben Fleisch. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Bundesagrarministers Christian Schmidt (CSU) kommen bei vier von fünf Deutschen (83 Prozent) Fleisch und Wurst mehrmals in der Woche auf den Tisch. Quelle: AP
GeschlechtsunterschiedeBesonders Männer und Bürger aus den neuen Bundesländern bestehen auf ihr tägliches Schinkenbrötchen und ihr Schnitzel. Insgesamt ernähren sich Frauen gesünder als Männer. Schmidt sprach insgesamt von einem „eigentlich ziemlich guten Befund“. Gemeinsam mit Forsa-Chef Manfred Güllner bescheinigte der Minister den Deutschen bei ihrem Ess- und Konsumverhalten die Note 2 bis 3. Das Klassenziel sei erreicht, einige Werte müssten aber noch verbessert werden. Quelle: Fotolia
PastaLaut dem Ernährungsreport 2016 ist das Lieblingsgericht der Deutschen aber nicht Wurst oder Steak, sondern Pasta. Die dann vermutlich mit Hackfleischsauce. 35 Prozent nennen Spaghetti, Spätzle & Co als Lieblingsgericht. Quelle: AP
LieblingsessenWeitere Lieblingsgerichte nach Nudeln sind Gemüse- und Kartoffelgerichte (18 Prozent) sowie Fischgerichte (16). Salat bezeichneten 15 Prozent als ihre Leibspeise, das Schnitzel nannten nur elf Prozent. Quelle: dpa
Vegetarier und VeganerNur drei Prozent der Deutschen verzichten ganz auf Fleisch und Wurst. Nur sechs Prozent der Frauen und lediglich ein Prozent der Männer geben an, nie Fleisch oder Wurst zu essen, wie aus von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) vorgelegten „Ernährungsreport 2016“ hervorgeht. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bio-LebensmittelIm Trend liegen eine artgerechte Tierhaltung sowie Regionales: Fast alle Befragten wären bereit, für Fleisch aus tiergerechter Haltung mehr zu zahlen. 86 Prozent der Verbraucher sind für ein besseres Einkommen der Landwirte. Etwas mehr als drei Viertel legen zudem Wert darauf, dass die Lebensmittel aus der Region kommen. Quelle: dpa
EinkaufenTrotz steigenden Angebots nutzt laut der Umfrage bisher kaum jemand (durchschnittlich weniger als 1 Prozent) die Möglichkeit, Lebensmittel im Internet zu bestellen und sich diese nach Hause liefern zu lassen. Aber jeder Fünfte nutzt das Smartphone und „googelt“ beim Einkauf. Trotzdem fühle sich aber auch fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) weniger gut bis schlecht informiert über die Lebensmittel, die sie kaufen. Quelle: dpa

Die Branchenorganisation CGF konzentriert sich künftig auf drei Nachhaltigkeitsfelder: Neben Nahrungsabfall will sie die Abholzung von Urwäldern verhindern und umweltfreundlichere Kühltruhen einsetzen.
Am weitesten sieht sich die Organisation beim Thema Abholzung. Ein Industrieboykott habe etwa den größten indonesischen Palmöl-Produzenten dazu gebracht, mit Greenpeace zusammenzuarbeiten.
Bei Kühltruhen startete Bolland am Donnerstag einen neuen Vorstoß. Mehr CGF-Mitglieder sollten sich verbindlich verpflichten, bei Neukäufen nur noch Maschinen ohne klimaschädliche Kühlgase einzusetzen. Das betrifft vor allem Supermarkt-Betreiber. Nur so würden die Hersteller von Kühlanlagen ausreichend in neue Technik investieren. „Wir müssen die Anbieter antreiben. Die finden sonst nur immer neue Ausreden, weshalb das nicht immer geht“, sagte er.

Einer der Vorreiter sei Coca-Cola. Der Konzern habe bereits eine Million solcher Kühlschränke bestellt. Die Branche habe eine große Verantwortung, auch wenn umweltfreundlichere Anlagen noch teurer seien als herkömmliche. Der Klimaeinfluss der weltweiten Kühlanlagen sei größer als derjenige der gesamten Luftfahrt.
„Wir können etwas verändern“, appellierte Boland an seine Kollegen. „Wir müssen Vorreiter-Branche sein. Denn wir haben den direkten Kundenkontakt“, forderte er.

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