Nachhaltigkeit Mit diesen Tricks waschen sich deutsche Unternehmen grün

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Bio-Becher ist genauso schlecht wie Plastik

E10 tropft aus dem Hahn einer Zapfsäule Quelle: dpa

Der Activia-Joghurt steckt in Bioplastikbechern aus Maisstärke. Weg vom Erdöl wollte der Nahrungsmittelkonzern, hin zu nachwachsenden Materialien. Und so bewarben die Marketingstrategen den Becher großspurig als "umweltfreundlicher".

Was folgte war die Klage von Anti-Greenwashing-Kämpfer Resch, eine abgebrochene Werbekampagne und Verwerfungen im Konzern. Resch glaubte, Danone wollte sich mithilfe des Bechers ungerechtfertigterweise einen grünen Anstrich verpassen. Recht hatte er. Aber nicht ganz.

Die Produktion des Bechers, das ergab selbst eine von Danone durchgeführte Studie, war nur teilweise umweltfreundlicher. So entstand zwar während der Herstellung weniger klimaschädliches CO2. Der Maisanbau und ein fehlendes Recyclingsystem verhagelten aber die Umweltbilanz. Der Mais-Becher und sein Pendant aus Erdöl schnitten am Ende gleich schlecht ab.

Grünes Kerosin statt Nahrung

Erst wenn die Ökorohstoffe wiederverwendet werden, schonen sie die Umwelt wirklich; vorher verbraucht ihr Anbau Landfläche und Wasser. "Das blöde Wort umweltfreundlicher hätte Danone besser lassen sollen", bemerkt ein Insider.

Aber nicht nur Danone tut sich mit Biorohstoffen schwer. Zwar gewann die Lufthansa 2011 einen Umweltpreis für ihr grünes Kerosin aus den Früchten der Jatropha-Pflanze. Preiswürdig erschien das Projekt den Juroren, weil der struppige Busch eigentlich in Wüstengebieten wächst und so der Nahrungsmittelproduktion keine Konkurrenz machen sollte.

Der Haken: Auf fruchtbaren Böden sind die Erträge der Pflanze besser als auf Brachland. Deshalb wurden, wie die WirtschaftsWoche aufdeckte, in Indonesien für die Nahrungsmittelproduktion geeignete Felder mit der Spritpflanze besetzt. Und das in einem Land, wo wegen steigender Nahrungsmittelpreise teilweise Hunger herrscht.

Bioplastiktüten sind Ökoflop des Jahres

Der Fall des vermeintlich grünen Lufttreibstoffs weist auf ein zentrales Problem der Nachhaltigkeitsbemühungen hin: Zwar versuchen die Unternehmen – teilweise mit viel Aufwand – den Erwartungen der Kunden nachzukommen.

In der Realität aber hapert es oft an der Umsetzung. Das aktuellste Beispiel dafür hatten Abertausende gerade erst in den Händen: Die Bioplastiktüten von Aldi Süd und Rewe, die angeblich "100 Prozent kompostierbar" oder "biologisch abbaubar" sind.

Ein Besuch im Kompostierwerk Pro Arkades im brandenburgischen Jühnsdorf zeigt, dass die Tüten wohl so etwas wie der Ökoflop des Jahres sind.

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