Nachhaltigkeits-Ranking Die grünsten deutschen Städte

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Überall die gleichen Probleme

Leute im Stuttgarter Schlosspark Quelle: dpa

Stuttgart erreicht den ersten Platz mit Top-Noten in den Bereichen Soziales, Humankapital und Ökonomische Nachhaltigkeit. Damit kompensieren die Schwaben leichte Schwächen bei Umweltwerten (Platz 16) sowie Verkehr & Energie (Platz 13). "Andere Städte führen zwar bei einigen Indikatoren", sagt der Ökonom Wilfried Rickels vom IfW, "verlieren aber in anderen zu viele Punkte."

Ähnlich stark wie Stuttgart schneiden Münster (Rang 2) und Freiburg (Rang 3) ab: Die Badener hätten sogar Chancen auf den ersten Platz gehabt, büßen aber eine Top-Bewertung wegen schlechter Noten in der Kategorie Transparenz ein. Sie zeigt, wie gut Städte über ihre Aktivitäten informieren und wie viele Anreize sie in Form von Wettbewerben und anderen Förderungen für nachhaltiges Engagement setzen.

Die Ranglisten-Letzten wiederum plagen allesamt die gleichen Probleme: schlechte Luft, in die Natur wuchernde Städte, wenig Grünflächen – und sie alle liegen in Nordrhein-Westfalen: Gelsenkirchen, Oberhausen, Krefeld, Herne sind die Schlusslichter in Sachen Nachhaltigkeit.

Wenn Stuttgarts OB Schuster auf die Probleme von Städten zu sprechen kommt, ist er kaum zu stoppen. Er hat es selbst erlebt, als seine Stadt in den Neunzigerjahren unter Arbeitslosigkeit und Smog litt. „So etwas ist nicht allein zu schaffen“, sagt er. "Sie müssen alle mitnehmen. Bürger, Unternehmen und die Kollegen in der Verwaltung."

Metropolen verschleudern 80 Prozent der Ressourcen

Das Gesamtranking der 50 größten deutschen Städte im Nachhaltigkeits-Test

Keine Frage, der Mann hat sein Thema gefunden. Im Januar endet zwar seine Amtszeit nach 16 Jahren; er tritt nicht wieder an. Doch Schluss ist für den 62-Jährigen noch lange nicht. Gerade arbeitet Schuster an einem Buch über nachhaltige Städte. Und nächstes Jahr wird er zu einem wichtigen Berater der Bundesregierung, wenn er sein Engagement beim Rat für Nachhaltige Entwicklung vertieft.

In diesen Tagen reist Schuster zum Umweltgipfel Rio Plus 20. Dort wird er mit Kollegen über verantwortungsvolles Wirtschaften diskutieren. Sie wissen, dass urbane Zentren nur wenige Prozent der Erdoberfläche ausmachen, dafür aber 80 Prozent der verfügbaren Ressourcen verschleudern. Für Metropolen in aller Welt wird es daher zur Existenzfrage, sparsamer mit Öl, Wasser und Gas umzugehen. Allein schon, weil der Ölpreis steigen wird – und weil die Bevölkerung unter den Emissionen leidet.

Auch in Stuttgart. Wie fast alle Großstädte schneidet auch die baden-württembergische Hauptstadt in Sachen Umwelt schlechter ab als kleinere Orte. Die Stuttgarter leiden unter einer hohen Feinstaubbelastung. Dabei hat Schuster so viel versucht.

Beispielsweise, den Feinstaub mit einem speziellen Kleber einzufangen, der auf Straßen aufgetragen wird. Die Erfolge blieben aus. Dann fragte Schuster bei dem Reinigungsgerätehersteller Kärcher nach, ob er nicht einen speziellen Feinstaub-Sauger entwickeln könne. Dort winkte man ab.

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