Neue Reaktortypen sollen Comback sichern Schöne neue Atomkraftwerke

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Weniger radioaktiver Atommüll

Warum die Energiepreise steigen
Euroscheine stecken an einer Steckdose Quelle: dpa
Logos der vier großen Engergiekonzerne EnBW (l, oben), RWE (r, oben), Vattenfall (l, unten) und Eon (r, unten) Quelle: dpa
Ölpumpen stehen im Sonnenuntergang auf einem Ölfeld bei Los Angeles Quelle: dpa
Bild einer Raffinerie auf einem Bildschirm der Firma Gazprom Quelle: REUTERS
Ein Mitarbeiter eines Heizöllieferanten bereitet die Betankung eines Mehrfamilienhauses mit Heizöl vor Quelle: dpa
Ein Tankwagenfahrer beliefert einen Privathaushalt mit Heizöl Quelle: AP
Ein Monteur verkabelt einen Strommast Quelle: dapd

Die Doppelfunktion als Brennstoff und Wärmetransporteur birgt jedoch ein Problem: Die Schmelze kann keine der beiden Aufgaben optimal erfüllen. Hier setzen die Berliner an. Sie trennen die Prozesse und erweitern den Reaktor um einen zweiten Kreislauf: Flüssiges Blei leitet die Hitze ab.

Die Entkoppelung hat klare Vorteile. Die Physiker können die Salzschmelze jetzt so langsam durch den Reaktor pumpen, dass genügend Zeit bleibt, die in ihr enthaltenen Spaltprodukte in einer angegliederten Aufbereitungsanlage abzutrennen und zwischenzulagern.

Dieser Atommüll ist weit weniger radioaktiv als der aus gängigen Kernkraftwerken. Der Grund: Bereits während des Reaktorbetriebs wandeln Neutronen die schlimmsten Spaltprodukte in harmlosere Elemente um. Ihre Strahlung ist nach wenigen Hundert Jahren abgeklungen statt erst nach einigen Jahrtausenden.

Sicher und wirtschaftlich

Außer weniger problematischem Atommüll versprechen die Entwickler um IFK-Geschäftsführer Armin Huke mehr Sicherheit beim Betrieb. Selbst wenn die Kühlung ausfalle, könne der Reaktorkern nicht schmelzen. Dann fließe das Salz in Becken unterhalb des Reaktors, wo der Spaltprozess nach und nach stoppt.

Überdies soll die Technik auch noch sensationell wirtschaftlich sein: Die hohe Austrittstemperatur des Bleis von 1000 Grad Celsius enthält genug Energie, um damit wahlweise Strom zu erzeugen oder Wassermoleküle zu spalten. Die Berliner Physiker erhalten so Wasserstoff, den sie in mehreren Schritten in Flüssigkraftstoffe umwandeln wollen. Sie versprechen traumhaft niedrige Preise: Die Kilowattstunde Strom soll 0,6 Cent kosten, die Treibstoffe zwischen 20 und 40 Cent je Liter.

Allerdings existiert das so plausibel anmutende Konzept erst auf dem Papier. Ob es wirklich funktioniert, müsste sich experimentell noch erweisen. Ganz zu schweigen von den finanziellen und technischen Hürden, die sich vor der sicherheitstechnischen Zulassung und dem Bau eines ersten Versuchsreaktors auftürmen.

Nur etablierte Techniken

Christoph Pistner, Nuklearexperte des Darmstädter Öko-Instituts, hält die Zahlen daher für Schönrechnerei. "Vieles, was physikalisch spannend klingt, scheitert am Ende daran, dass die technologische Umsetzung weit komplizierter ist als gedacht und die Entwicklungs- und Baukosten meist grob unterschätzt werden."

Welche Länder Kernkraftwerke betreiben und bauen. Zum Vergrößern auf das Bild klicken

Die Berliner erwidern, dass sie ausschließlich etablierte Techniken bräuchten, um ihren Reaktor zu realisieren. Aber was sei zum Beispiel mit einem geeigneten Stahl, der den radioaktiven Dauerbeschuss übersteht und trotz der aggressiven Salze nicht korrodiert, wendet Pistner ein? "Ich glaube nicht, dass es den schon gibt."

In den USA, wo mit 100 Meilern die meisten Kernkraftwerke am Netz sind, machen Pläne für den Bau kleiner, sehr kompakter Reaktoren Furore. Die Idee für die Minimeiler stammt von den Herstellern Babcock & Wilcox und dem Baukonzern Bechtel. Anders als ihre großen Brüder, die auf Kapazitäten bis zu 1000 Megawatt ausgelegt sind, leistet das kleine mPower-Modell nur 120 bis 180 Megawatt.

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