Neuer Weltklimabericht Klimawandel trifft bereits alle Kontinente

Der vom Menschen verursachte Klimawandel hat schon jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf allen Kontinenten und in den Meeren. Ein dringendes Handeln ist nötig, heißt es im Klimareport. Die Daten geben aber auch Hoffnung.

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Eine Mitarbeiterin des Potsdamer Instituts für Klimaforschung (PIK) zeigt an einer Computersimulation das Szenario der globalen Erwärmung. Quelle: dpa

Die Menschheit steuert auf viele neue Gefahren zu. Grund ist die Erderwärmung. Der vom Menschen verursachte Klimawandel hat schon jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf alle Kontinente und Meere, heißt es im neuesten Statusbericht des Weltklimarats IPCC. Und weiter: Wie viel schlimmer es für Mensch und Natur noch wird, hängt davon ab, was die Menschheit in naher Zukunft gegen die Erderwärmung unternimmt.

Demnach zeigten Katastrophen im 21. Jahrhundert wie Hitzewellen in Europa, Buschbrände in den USA, Dürren in Australien sowie tödliche Überschwemmungen in Afrika und Asien schon jetzt, wie sehr extreme Wetterbedingungen die Menschen gefährdeten. Diese Risiken würden sich jedoch mit dem Klimawandel verschärfen.

Dagegen sei niemand immun. „Wir sind alle leichte Beute“, sagte einer der Hauptautoren, Michael Oppenheimer, der als Professor an der Universität Princeton lehrt. Um die genauen Formulierungen in dem Bericht hatten er mit Hunderten Kollegen monatelang gerungen. Es ist der erste umfassende Weltklimabericht seit 2007.

„Wir bewegen uns auf schmalem Grat“, sagte die Greenpeace-Klimaexpertin Kaisa Kosonen. „Aber wenn wir mutig handeln und die Treibhausgasemissionen schneller (als geplant) senken, können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Meeressysteme, Wälder und Arten geschützt werden.“

Zwar gibt es dem Report zufolge für den Menschen noch Möglichkeiten, sich auf die Risiken infolge des globalen Klimawandels einzustellen. Eine Anpassung funktioniere aber nur, wenn die Erderwärmung deutlich gebremst werde. Sonst werde es schwierig, warnte Chris Field, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Zwei des Weltklimarats. „Selbst ernsthafte, fortgesetzte Investitionen in die Anpassung werden ihre Grenzen haben.“

Ob in den Tropen oder an den Polen, auf kleinen Inseln oder großen Kontinente, in reichen Länder oder den ärmsten – schon jetzt lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels überall beobachten. Gletscher in aller Welt schmelzen bereits, der Meeresspiegel steigt an, und viele Pflanzen und Tiere verlagern ihren Lebensraum oder sind bedroht.


„Schlimmer als zuvor geschätzt“

Der Klimawandel beeinflusst auch die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrung. „Der Bericht ist da und die Botschaft klar: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsversorgung sind schlimmer als zuvor geschätzt“, sagte Tim Gore von der Hilfsorganisation Oxfam. Schon jetzt gibt es dem Report zufolge Beeinträchtigungen bei den Ernteerträgen von Weizen und Mais.

Erstmals habe der Weltklimarat anerkannt, dass eine Zunahme der Extremwetterlagen auch extreme Nahrungspreise bedeute, so Oxfam. „Ohne schnelle Taten bei der Anpassung und der Emissionsreduzierung könnte das Ziel, dass jeder genug zu essen hat, für immer verfehlt werden“, warnte Gore. „Die politischen Lenker sollten sich die Frage stellen, ob ihre Generation diejenige sein soll, die das zulässt.“ Laut Report erhöht der Klimawandel indirekt auch das Risiko gewaltsamer Konflikte und verschärft die Flüchtlingsproblematik.

Nach tage- und nächtelangem Ringen hatten sich die Wissenschaftler mit Vertretern von Regierungen aus aller Welt in Yokohama auf eine fast 50-seitige Zusammenfassung des neuen, rund 2000 Seiten dicken zweiten Teil des Klimaberichtes geeinigt. Sie dient als Grundlage für Politiker und internationale Konferenzen. Bei der Einschätzung der Risiken mache es einen deutlichen Unterschied, ob der Mensch in einer Welt mit zwei Grad Erwärmung lebe oder mit vier. In einer um vier Grad erwärmten Welt seien die Risiken noch sehr viel höher, heißt es in dem Bericht.

Der dritte und letzte Teil des neuen Klimareports über Möglichkeiten und Wege, die Erderwärmung zu bremsen, soll am 13. April in Berlin vorgestellt werden. Der Weltklimarat hat fast 200 Mitgliedsländer. Die Uno-Organisation mit Sitz in Genf erhielt 2007 für ihren Kampf gegen den Klimawandel den Friedensnobelpreis.

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