Pfandskandal um Corona Die verschlungenen Wege der leeren Flaschen

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Was passiert mit den leeren Corona-Flaschen?

Der Umwelthilfe fiel auf, das die typischen Gebrauchsspuren von Mehrwegflaschen fehlen. Dazu hat Radeberger selbst freimütig mitgeteilt: „Corona Extra vertritt im deutschen Biermarkt einen eindeutigen Premiumanspruch. Daher setzt der Markenhalter für Deutschland ausschließlich Neuglas ein, um einen ansprechenden Auftritt der Marke ohne Reibringe und andere Gebrauchsspuren sicherzustellen“.

Um aber nur acht statt 25 Cent Pfand nehmen zu dürfen, schreibt die deutsche Verpackungsverordnung eindeutig vor, dass Flaschen mehrfach zum gleichen Zweck wiederverwendet werden. Hat Radeberger also ein Vergehen damit bereits eingestanden? Nein, das Unternehmen betont: Die Grupo Modelo habe bestätigt, dass die aus Deutschland zurückgeführten Flaschen in anderen Märkten wiederverwendet werden. Aber Radeberger kann auf Anfrage kein anderes Land nennen, wo Corona als Mehrwegflasche verkauft wird.

Es ist schwer nachzuweisen, was mit den angeblich nach Mexiko zurückgebrachten Corona-Flaschen passiert. Fakt ist, dass diese sehr dünnglasig sind. Bundesgeschäftsführer Resch ist von einem Schwindel überzeugt. Er könne ja Kosteneinsparversuche im harten Wettbewerb verstehen, aber wenn die Flaschen nach Mexiko zurückgebracht würden, sei das doppelt fragwürdig: „Einen leeren Kasten um die halbe Welt zu transportieren, ist nicht nur sündhaft teuer, sondern auch ökologisch schwachsinnig.“

Umstrittene Ökobilanzen der Flaschen

Doch wie viel besser sind Mehrwegflaschen überhaupt? Eine Antwort darauf zu geben ist schwierig, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt und sich Studien zu dem Thema auch teilweise widersprechen. So hat das Ifeu-Institu aus Heidelberg die verschiedenen Verpackungen von Bier untersucht.

Streit um Corona - was passiert mit den Flaschen aus Mexiko? Quelle: REUTERS

"Weitestgehend ökologische Vorteile" wurden darin Glasflaschen zugesprochen, wenn sie im Schnitt 25 Mal befüllt werden und nur im Umkreis von 100 km um den Abfüllort verkauft. Bei höheren Transportwegen und geringeren Befüllungsquoten könnten jedoch Einwegquoten sogar besser abschneiden.

Die Umwelthilfe bezeichnete das als "Lehrstück an Verbrauchertäuschung", da die Studie im Auftrag des Getränkedosenindustrie-Verbands erstellt worden sei. In deutschen Brauereien würden Flaschen deutlich öfter als 25 Mal genutzt und auch die kalkulierten Transportwege seien "fast doppelt so hoch" wie in der Realität.

In der Tat schrieb das Institut, die Güte der Daten zur Getränkedistribution sei begrenzt und die Berechnungen wurden auf „Wunsch des Auftraggebers“ mit den Distributionsentfernungen von 100 km und 400 km durchgeführt.

So empfehlen Experten vom Umweltbundesamt und anderen Institutionen umweltbewussten Kunden weiterhin Mehrwegflaschen aus der Region.

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