So viel Andrang war nie. Sobald der Minutenzeiger am Wochenende gegen elf Uhr rückt, füllt sich der Parkplatz in Köln-Frechen, nicht weit von der Autobahn nach Aachen. Keine Viertelstunde später ist er rappelvoll. Viele junge Familien sind unter den Besuchern. Mit Kinderwagen und zeternden Kleinkinder rücken sie an – sogar an kalten Winterwochenenden. Sie kommen, um sich die Mustersiedlung aus 24 Fertighäusern anzusehen, die alle extrem energieeffizient gebaut sind.
Vor allem die sogenannten Plusenergiehäuser haben es den jungen Familien angetan. Denn sie wissen: Wenn sie wirklich für ihre Zukunft vorsorgen wollen, müssen sie nicht nur fürs Alter sparen. Sie müssen auch in ein energiesparendes Eigenheim investieren. Denn Strom, Gas und Heizöl werden immer teurer. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt musste vergangenes Jahr Monat für Monat knapp 300 Euro hinblättern, um es warm und hell zu haben – fast doppelt so viel wie im Jahr 2000. Aber das ist nur ein Zwischenstand: Heizöl wird nach einer Prognose der Verbraucherzentrale NRW bis 2020 um 59 Prozent teurer, Erdgas um 35 Prozent. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young erklärt die Angst der Bundesbürger vor den galoppierenden Energiepreisen in einer jüngsten Konsumstudie "zur Gefahr für die Konjunktur".
Da wundert es nicht, dass Mieter und Hauseigentümer fast schon verzweifelt nach Möglichkeiten suchen, der Preislawine zu entkommen. Fast jeder zweite Deutsche dreht bereits die Heizung herunter und trägt lieber einen Pulli mehr. Das ergab eine Umfrage der Prüforganisation Dekra. Und: 80 Prozent der Befragten geißeln die Energiekonzerne als Preistreiber.
So eint die Deutschen mehr noch als ihr Sparwille der Wunsch, sich von der Preispolitik der Versorger unabhängig zu machen: Rund zwei Drittel würden laut den Marktforschern von TNS Emnid ihren Strom und ihre Wärme gern selbst produzieren. Bevorzugt aus erneuerbaren Quellen. Deren Anteil an der Energiebereitstellung hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt – von knapp 100 auf gut 250 Milliarden Kilowattstunden.
Deshalb drängeln sich viele der Besucher der Kölner Musterhaus-Siedlung in Haus 10. Es ist eines dieser Plusenergiewunder, die dank einer Solaranlage übers Jahr gerechnet mehr Kilowattstunden erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen – und die weder einen Gasanschluss noch einen Öltank benötigen.
Und selbst in sonnenarmen Zeiten, so versprechen die Verkäufer des Fertighausherstellers Weberhaus, werden allenfalls monatlich 40 Euro für Strom fällig, den die Hausbesitzer beim Versorger zukaufen müssen. Ein Bruchteil dessen, was viele heute zahlen.
Das Energieplus ist möglich, weil die Häuser extrem gut isoliert sind und selbst bei strenger Kälte nur wenig beheizt werden müssen. Das übernimmt eine Wärmepumpe, die alle Räume über eine zugfreie Frischluftanlage individuell temperiert und zudem das Badewasser erwärmt. Eine klassische Heizung hat das Haus nicht.
Energieausgaben halbieren
Solche idealen Voraussetzungen erfüllen aber nur wenige Gebäude. Die gute Nachricht: Er gibt auch für sie Lösungen. Das Angebot an Kraftwerken fürs eigene Heim war nie größer als heute.
Wie unabhängig sie die Hausbesitzer wirklich machen und welche Techniken sich für wen rechnen, hat die WirtschaftsWoche zusammen mit den Experten der Energieagentur NRW ausgerechnet. Und auch Mieter sind nicht machtlos. Sie können ihre Energieausgaben immerhin halbieren.
Verbrauch halbieren
Nehmen Sie Computer, Festplattenrekorder oder Espressomaschinen nach Gebrauch vom Netz – denn auch im Standby-Modus schlucken viele Geräte Strom. Das Sparpotenzial (für einen Zwei-Personen-Haushalt): 510 Kilowattstunden pro Jahr.
Moderne LEDs oder Energiesparlampen verbrauchen fünf Mal weniger Strom als alte Glühbirnen oder Halogenstrahler. Tauschen Sie die elf Birnen aus, die am meisten leuchten, und Sie sparen in
einem Jahr 270 Kilowattstunden Strom.
Ein Wasser sparender Perlator in der Dusche senkt den Verbrauch des Durchlauferhitzers um 495 Kilowattstunden pro Jahr. Beladen Sie die Waschmaschine immer voll, stellen Sie nur jede vierte
Wäsche auf 60 Grad. Das bringt 55 Kilowattstunden Ersparnis. Nutzen Sie fürs Erhitzen in der Küche einen Wasserkocher statt der Herdplatte – das spart 208 Kilowattstunden.
Ersetzen Sie Ihre alte Heizungspumpe durch ein effizientes Neugerät – das spart bis zu 150 Euro Stromkosten im Jahr. Tauschen Sie Rippenheizungen gegen moderne Flächenheizkörper.
Auch Mieter können ihre Heizkosten mit einfachen Mitteln um 20 Prozent senken: Stoß- statt Dauerlüften, Heizung nachts auf 16 Grad senken, alte Heizventile tauschen.
Der Austausch eines mehr als zehn Jahre alten Kühlschranks durch ein Gerät mit dem Effizienzstandard A+++ entlastet die Rechnung um rund 300 Kilowattstunden im Jahr.
1. Starkes Quartett
Es ist ein Wetter ganz nach Herbert Mauerers Geschmack. Die Sonne am fast wolkenlosen Winterhimmel über seinem 340 Quadratmeter großen Wohn- und Geschäftshaus in Pemfling-Löwendorf, unweit von Cham an der Grenze zu Tschechien, spornt seine Solarstromanlage zu Höchstleistungen an. Eine frische Brise dreht zudem das Windrad auf dem Dach und erntet zusätzliche Kilowattstunden.
Jetzt um die Mittagszeit sind es zusammen mehr, als Computer, Drucker, Kühlschrank und andere Haushaltsgeräte verbrauchen. Mit dem Überschuss füllt er einen Lithium-Ionen-Akku im Keller, damit er auch nach Einbruch der Dunkelheit noch selbst produzierten Strom hat. Die Kapazität des 20,5 Kilowattstunden fassenden Akkus reicht, um vollgeladen bis zu drei sonnenlose Tage zu überbrücken.
Mauerer ist Geschäftsführer und Eigentümer des Energiesystemanbieters 3 Plus Solar. Er hat sein zweistöckiges Haus mit ausgebautem Keller vergangenen November zum ersten Test- und Referenzobjekt einer Anlage gemacht, die das Gebäude – außer gelegentlichen Rückgriffen aufs Stromnetz – komplett aus am Standort vorhandenen Energiequellen versorgt.
Die vierte Komponente ist eine Wärmepumpe. Sie entzieht der Luft Wärme und komprimiert sie auf ein Temperaturniveau, das ausreicht, um heißes Wasser fürs Duschen und Heizen in einem Speicher bereitzuhalten. Das tut sie höchst effektiv: Sie wandelt jede Kilowattstunde Strom in rund drei Kilowattstunden Wärme um. Nach den Berechnungen der Energieagentur kann die Technik Hauseigentümer tatsächlich zu 100 Prozent energieautark machen. Wenn Lage sowie die baulichen Voraussetzungen stimmen und die Sonne sich nicht wochenlang hinter Wolken versteckt. Unter weniger günstigen Umständen lassen sich immer noch 85 Prozent erreichen. "Es ist inzwischen tatsächlich möglich geworden, mit solchen Technologien sein eigener Energieversorger zu werden", betont Energieagentur-Experte Joachim Decker.
Eine entscheidende Rolle für den hohen Autonomiegrad spielt das Windrad. Es ersetzt in der dunklen Jahreszeit zumindest teilweise die fehlenden Kilowattstunden aus der Fotovoltaikanlage. Mauerer konnte sich diesen Winter selbst an sehr trüben Tagen noch zu 50 Prozent selbst versorgen. Ganz billig ist die Unabhängigkeit von Gas und Heizöl indes nicht. Mehr als 40.000 Euro müssen Sparwillige für eine vernünftig dimensionierte Anlage investieren.
Energieunabhängigkeit für kühle Rechner
Das Geld ist laut Energieagentur gut angelegt: Mit der Technik sparen Hausbesitzer 2.000 Euro Energiekosten im Jahr gegenüber einer Gas-Brennwerttherme mit Solarkollektor. Eingerechnet sind die Vergütungen für die Einspeisung überschüssigen Sonnenstroms in die Netze. Nach 15 Jahren ist das System bezahlt – dann wird verdient.
Das kann sogar schneller gehen. Denn die Energieberater haben zu heutigen Preisen kalkuliert. Bewahrheiten sich die Prognosen, dass Gas und Öl ständig teurer werden, kann sich das Hauskraftwerk schon nach weniger als zehn Jahren amortisieren. Berücksichtigt man staatliche Fördermittel etwa der KfW-Bankengruppe oder des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, ist die Investition ins eigene Kraftwerk noch schneller zurückverdient.
Insofern ist der Einstieg in die Energieunabhängigkeit nicht nur etwas für Öko- und Technikfreaks, sondern auch für kühle Rechner. Die stellen bei energetischen Sanierungsmaßnahmen die klare Mehrheit, wie Umfragen belegen. 3-Plus-Solar-Chef Mauerer hört das auch von seinen Kunden. "Die wollen ihren Geldbeutel und nicht die Umwelt retten."
Fünf Wege in die Unabhängigkeit
Mit dem Dachstrom betreibt der Hausbesitzer Kühlschrank und TV oder speichert ihn in der Batterie. Die Wärmepumpe stellt heißes Wasser fürs Heizen und Duschen bereit.
Kostet: ca. 43 000 Euro (Solaranlage 8 kWp, Wärmepumpe 8 kW, Bleiakku 4 kWh)
Spart an Strom- und Heizkosten: rund 2020 Euro inklusive Einspeisevergütung
Rechnet sich: nach etwa 15 Jahren
Vorteil: Höchste Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen. Das Windrad gleicht im Winter den niedrigen Solarertrag aus
Nachteil: Sehr teuer, aber Bund plant Zuschüsse zur Batterie. Windrad in manchen Bundesländern genehmigungspflichtig
Ein Teil des Solarstroms treibt die Pumpe an, die der Außenluft oder dem Erdreich Wärme fürs Heizen entzieht. Der Rest wird selbst verbraucht oder verkauft.
Kostet: ca. 35.000 Euro (Solaranlage 8 kWp, Wärmepumpe 8 kW, Bleiakku 4 kWh)
Spart an Strom- und Heizkosten: rund 1.765 Euro inklusive Einspeisevergütung
Rechnet sich: nach etwa 13 Jahren
Vorteil: Hohe Unabhängigkeit von Energiepreisen. Hoher Eigenverbrauch des Stroms günstiger als Einspeisung
Nachteil: Teuer, wird rentabler, falls der Bund den Batteriekauf bezuschusst. Nur bei südlicher Dachausrichtung rentabel
Der Kollektor leitet die Sonnenwärme in einen Speicher. Ein Stab erhitzt das Wasser fürs Baden, Spülen und Heizen bei Bedarf nach. Der Dachstrom versorgt elektrische Geräte.
Kostet: ca. 30.000 Euro (Kollektor 10 m², Solaranlage 8 kWp, Bleiakku 4 kWh)
Spart an Strom- und Heizkosten: rund 625 Euro inklusive Einspeisevergütung
Rechnet sich: nach etwa 29 Jahren
Vorteil: Basiert auf bewährter Technik, und es ist kein separates Heizsystem notwendig.
Weitgehend wartungsfrei.
Nachteil: Wegen des hohen Strombedarfs für den Heizstab extrem lange Amortisationszeit.
Geringer Autarkiegrad
Ein Verbrennungsmotor produziert über einen Generator Strom. Die Abwärme wird für die Warmwasserbereitung genutzt.
Kostet: ca. 17.000 Euro (Anlage 1 kW elektrisch und 6 kW thermisch)
Spart an Strom- und Heizkosten: Einfamilienhaus (EFH) rund 570 Euro (inklusive Stromvergütung), Mehrfamilienhaus (MFH) mind. 1.500 Euro
Rechnet sich: EFH nicht unter 30 Jahren, MFH ab 5 Jahren
Vorteil: Die doppelte Ausbeute spart bis zu 60 Prozent Primärenergie. Nachrüstbar und für viele Gebäudetypen geeignet
Nachteil: Eignet sich nur für Häuser mit hohem Wärmebedarf. Basiert auf fossilen Brennstoffen. Wartungsintensiv
Die Energieagentur NRW hat für die überschlägigen Beispielrechnungen außer der Einspeisevergütung für grünen Strom weder Förderungen, Finanzierungskosten noch
Preissteigerungen für Strom, Gas und Heizöl berücksichtigt. Denn diese Größen können enorm variieren und sind zum Teil höchst spekulativ. Zudem haben die Experten bestimmte Anlagengrößen unterstellt. Ebenso verändern Standort und die baulichen Begebenheiten die Rechnung: Je sonniger,
desto höher zum Beispiel die solaren Gewinne. Die Energiekostenersparnis und damit auch die Amortisationszeiten basieren auf dem Vergleich mit einer hocheffizienten Gasbrennwerttherme plus Sonnenkollektor, deren Anschaffung die Energieagentur-Fachleute mit 12000 Euro gegengerechnet haben. Heizt jemand mit teurem Öl, fallen die Ersparnisse höher aus. Das kann die Amortisationszeiten ebenso wie die Berücksichtigung von staatlichen Zuschüssen und die Annahme steigender Energiepreise erheblich verkürzen – um bis die Hälfte.
2. Strom vom Dach
Hausbesitzer, die knapper kalkulieren müssen und dennoch autark sein wollen, können auf das Windrad verzichten. Auf diesem Weg sparen sie rund 8000 Euro und erreichen im Idealfall dennoch eine 100-prozentige Selbstversorgung.
Im Durchschnitt sind sie mit einer solchen Lösung schon nach 13 statt erst nach 15 Jahren in der Gewinnzone – wiederum im Vergleich zu einer Gastherme mit Kollektor. Auch bei dieser Variante gilt: Rechnet man Fördermittel und steigende Energiepreise ein, können Immobilienbesitzer damit schon nach sieben oder acht Jahren Geld verdienen. Sollte die Bundesregierung außerdem wie angekündigt von Ostern an die Anschaffung eines Keller-Akkus mit bis zu 3.000 Euro bezuschussen, zahlt sich die Investition noch früher aus.
Fast alle namhaften Heizungshersteller, ob Viessmann, Vaillant oder Buderus, haben solche Komplettpakete aus Solaranlagen, Speichern und Wärmepumpen im Programm. Ebenso Spezialisten wie Stiebel Eltron oder Centrosolar.
Um einen hohen Eigenverbrauch zu erzielen, müssen die Anlagen allerdings mit einer intelligenten Steuerung kombiniert sein. Die startet zum Beispiel den Trockner und die Waschmaschine erst dann, wenn die Solaranlage auf dem Dach auf Hochtouren läuft.
3. Solares Duett
Am unwirtschaftlichsten ist es nach den Berechnungen der Energieagentur NRW, Strom produzierende Solarzellen mit einem Wärme liefernden Sonnenkollektor und einer Batterie zu kombinieren. "Das ist derzeit nur etwas für Liebhaber, reich wird damit bei den heutigen Energiepreisen niemand", urteilt deren Experte Decker. Das System rechnet sich erst nach 29 Jahren, spart nur rund 625 Euro Energiekosten pro Jahr, und gerade einmal die Hälfte des Stroms und der Wärme wird selbst erzeugt.
Kleinstkraftwerke
Die Schwachstelle dieser Variante ist der Kollektor. Denn er produziert ausgerechnet während der Heizperiode am wenigsten Wärme. Dann muss ein elektrischer Heizstab einspringen und den Warmwasserspeicher auf Temperatur bringen. Das jedoch treibt den Stromverbrauch ziemlich in die Höhe.
Für welche solare Lösung sich Hausbesitzer auch entscheiden – immer gilt: Voraussetzung für einen hohen Ertrag ist, dass ihr Haus möglichst viele südlich ausgerichtete Flächen hat. Ist dies gegeben, lässt sich die Technik nach Ansicht der Energieagentur-Experten auch in Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich einsetzen.
4. Doppelte Ausbeute
Für Autarkie-Fans, deren Gebäude wenig Sonnenlicht abbekommen, bieten sich Blockheizkraftwerke (BHKW) als Alternative an. Sie nutzen jeden Kubikmeter Gas doppelt, indem ein Verbrennungs- oder Stirlingmotor daraus zugleich Wärme und Strom produziert.
Das klingt verlockend – doch die Tandem-Technik hat ein Problem: Sie liefert zu 75 Prozent und mehr Wärme. Das führt dazu, dass die Kellerkraftwerke außerhalb der Heizperiode zumeist stillstehen, weil der Warmwasserspeicher rasch voll ist und die Wärme nicht abgenommen werden kann. Während der kalten Jahreszeit hingegen reicht das Wärmeangebot oft nicht aus. Dann springt ein Zusatzbrenner ein. Beide Effekte reduzieren die Rentabilität.
Grundsätzlich gilt damit – zum Graus von Umweltschützern: Je mehr Wärme eine Immobilie verbraucht, desto sinnvoller ist der Einsatz der Strom erzeugenden Heizung. Denn damit steigt die Stromproduktion. Und darin liegt der finanzielle Charme. Jede selbst gewonnene Kilowattstunde hat einen Wert von etwa 31 Cent: 26 Cent für nicht eingekauften Strom plus 5,11 Cent Kraft-Wärme-Kopplungs-Bonus.
Die Hürde für den wirtschaftlichen Einsatz ist laut der Berechnungen der Energieagentur-Experten dennoch hoch. Mindestens an 5.000 von 8.760 Stunden im Jahr sollte das Kleinstkraftwerk laufen. Das ist am ehesten in großen Gebäuden wegen ihres tendenziell höheren Wärmebedarfs zu schaffen. In Mehrfamilienhäusern kann sich die Anschaffung daher schon nach fünf Jahren rechnen – im Eigenheim dauert es mindestens doppelt so lang. Dort kommen die Geräte oft auf gerade einmal 2.500 Betriebsstunden, so die Erfahrung der Energieagentur. Beim Autarkie-Check schneiden die BHKWs mittelmäßig ab: Mehr als 50 Prozent sind nicht drin – die Abhängigkeit von einem Brennstoff bleibt.
Energiespareffekt schon nach wenigen Jahren
5. Wärme aus Wasserstoff
Sind die ersten vier Systeme bereits fest am Markt etabliert, warten Geräte, die aus Erdgas Wasserstoff gewinnen und diesen in einer Brennstoffzelle in Energie umwandeln, noch auf ihren Durchbruch. Sie produzieren im Vergleich zu BHKWs mehr Strom und dafür weniger Wärme. Das macht sie für gut gedämmte Häuser mit geringem Heizbedarf interessant.
In Japan laufen die ersten Geräte bereits. Sie sind unauffällig und kaum größer als eine herkömmliche Gastherme. In Deutschland werden sie noch getestet. Vor allem ihr Durchhaltevermögen soll laut Herstellerangaben noch geprüft werden.
Energiekosten in Zahlen
Rund 300 Euro im Monat zahlt ein Haushalt für Strom und Wärme.
Um 59 Prozent wird Heizöl bis zum Jahr 2020 teurer.
Zu 100 Prozent können Hausbesitzer energieautark werden.
Bei Hans-Gerd Funke, der mit seiner Frau, drei Kindern und einem Hund im niedersächsischen Oldenburg wohnt, hängt seit gut sechs Monaten ein Brennstoffzellen-Prototyp von Vaillant im Keller. Dessen Wärmeleistung von gerade einmal zwei Kilowatt ist allerdings viel zu gering, um das 200-Quadratmeter-Haus in kalten Nächten warm zu halten. Dann muss ein Gaskessel einspringen. Immerhin produziert die Brennstoffzelle bis zu 24 Kilowattstunden Strom am Tag. Und Funke kann sagen: "Bisher arbeitet sie zuverlässig."
Wegen der geringen Leistungsfähigkeit und dem hohen Anschaffungspreis von 25.000 Euro hält Decker von der Energieagentur die neue Technik derzeit für keine Alternative: "Da ist noch eine Menge Entwicklungsarbeit notwendig." Gerade einmal rund 540 Euro könnten Anwender ihre jährliche Energierechnung mit einer Brennstoffzelle drücken. Zwar ist der Autarkie-Grad mit 80 bis 100 Prozent beim Strom relativ hoch. Doch die Abhängigkeit vom Gas besteht fort.
Bleibt die Erkenntnis: Jeder Immobilienbesitzer kann heute sein eigener Energieerzeuger werden. Und oftmals schon nach wenigen Jahren kräftig sparen.
Energieexperte Decker warnt allerdings vor übereilten Entscheidungen. Die Berechnungen seien nur Orientierungsgrößen. "Ob sich ein Umstieg lohnt und welche Technik sich am meisten auszahlt, muss in jedem Einzelfall gründlich geprüft werden."
Andernfalls könnte der Traum vom eigenen Kraftwerk am Ende zum Kosten-Albtraum werden.