Privates Kraftwerk Fünf Wege zur Stromproduktion im Eigenheim

Die Energiekosten verschlingen immer größere Teile des Budgets. Viele Hausbesitzer wollen sich daher mit neuen Technologien von der Preispolitik der Versorger unabhängig machen. Aber wie viel Strom und Wärme können sie mit Sonne, Wind und Blockheizkraftwerk wirklich selbst erzeugen? Fünf Systeme im Test.

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Die Wärme bleibt drin - Passivhäuser wie dieses kommen ohne klassische Heizung aus Quelle: Presse

So viel Andrang war nie. Sobald der Minutenzeiger am Wochenende gegen elf Uhr rückt, füllt sich der Parkplatz in Köln-Frechen, nicht weit von der Autobahn nach Aachen. Keine Viertelstunde später ist er rappelvoll. Viele junge Familien sind unter den Besuchern. Mit Kinderwagen und zeternden Kleinkinder rücken sie an – sogar an kalten Winterwochenenden. Sie kommen, um sich die Mustersiedlung aus 24 Fertighäusern anzusehen, die alle extrem energieeffizient gebaut sind.

Vor allem die sogenannten Plusenergiehäuser haben es den jungen Familien angetan. Denn sie wissen: Wenn sie wirklich für ihre Zukunft vorsorgen wollen, müssen sie nicht nur fürs Alter sparen. Sie müssen auch in ein energiesparendes Eigenheim investieren. Denn Strom, Gas und Heizöl werden immer teurer. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Neue Technologien zur Energiegewinnung
Solarzellen gehören in der Stadt von Morgen zu den wichtigsten Technologien bei der Energiegewinnung. Die Integration in die Gebäudehüllen spart Material und verbilligt den Sonnenstrom. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Strom erzeugende Straßen gehören zu der Vision des amerikanischen Startup Solar Roadways. Die Oberfläche besteht aus einem extrem harten Glas, darunter befinden sich Solarzellen. Im US-Bundesstaat Idaho wurde so der erste Strom erzeugende Parkplatz aus Solarmodulen gebaut. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Durch transparente Farbstoffsolarzellen können zusätzlich Fassadenflächen zur Energiegewinnung genutzt werden. Das australische Solarunternehmen Dyesol und der US-Glashersteller Pilkington wollen bereits in wenigen Jahren damit beginnen, Glas mit Solarzellen aus Farbstoffen zu bedrucken. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Einzelne Haushalte können sich zukünftig durch Kleinwindräder, die sich leicht auf Hausdächern und an Balkonbrüstungen montieren lassen, mit Strom versorgen. Der Branchenverband RenewableUK rechnet damit, dass in England bis 2020 Kleinwindräder mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt installiert sein werden - so viel wie ein großes Atomkraftwerk derzeit produziert. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Elektroautos könnten in den zukünftigen Megacities direkt am Parkplatz aufgeladen werden - durch Windenergie. Sanya Skypump heissen diese Windturbinen, die vom New Yorker Kleinwindanlagen-Startup Urban Green Energy entwickelt wurden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Selbst Biomasse lässt sich in den Städten zur Energiegewinnung nutzen. Durch Fermentierungsanlagen wird aus dem angefallenen Müll Biogas erzeugt - womit sich wiederum gasbetriebene Fahrzeuge antreiben lassen. Zudem... Illustration: Javier Martinez Zarracina
...lässt sich das gewonnene Biogas problemlos in das Gasleistungsnetz mischen. So können auch hocheffiziente Blockheizkraftwerke betrieben werden, die dann in den Kellern von Gebäuden Wärme und Strom erzeugen. Illustration: Javier Martinez Zarracina

Ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt musste vergangenes Jahr Monat für Monat knapp 300 Euro hinblättern, um es warm und hell zu haben – fast doppelt so viel wie im Jahr 2000. Aber das ist nur ein Zwischenstand: Heizöl wird nach einer Prognose der Verbraucherzentrale NRW bis 2020 um 59 Prozent teurer, Erdgas um 35 Prozent. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young erklärt die Angst der Bundesbürger vor den galoppierenden Energiepreisen in einer jüngsten Konsumstudie "zur Gefahr für die Konjunktur".

Heizen macht arm - Anstieg der jährlichen Brennstoffkosten bis 2020 (Prognose, in Euro) (zum Vergrößern bitte anklicken!)

Da wundert es nicht, dass Mieter und Hauseigentümer fast schon verzweifelt nach Möglichkeiten suchen, der Preislawine zu entkommen. Fast jeder zweite Deutsche dreht bereits die Heizung herunter und trägt lieber einen Pulli mehr. Das ergab eine Umfrage der Prüforganisation Dekra. Und: 80 Prozent der Befragten geißeln die Energiekonzerne als Preistreiber.

So eint die Deutschen mehr noch als ihr Sparwille der Wunsch, sich von der Preispolitik der Versorger unabhängig zu machen: Rund zwei Drittel würden laut den Marktforschern von TNS Emnid ihren Strom und ihre Wärme gern selbst produzieren. Bevorzugt aus erneuerbaren Quellen. Deren Anteil an der Energiebereitstellung hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt – von knapp 100 auf gut 250 Milliarden Kilowattstunden.

Erneuerbare legen zu - Bereitstellung von Strom und Wärme aus regenerativen Energien in Deutschland (zum Vergrößern bitte anklicken!)

Deshalb drängeln sich viele der Besucher der Kölner Musterhaus-Siedlung in Haus 10. Es ist eines dieser Plusenergiewunder, die dank einer Solaranlage übers Jahr gerechnet mehr Kilowattstunden erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen – und die weder einen Gasanschluss noch einen Öltank benötigen.

Und selbst in sonnenarmen Zeiten, so versprechen die Verkäufer des Fertighausherstellers Weberhaus, werden allenfalls monatlich 40 Euro für Strom fällig, den die Hausbesitzer beim Versorger zukaufen müssen. Ein Bruchteil dessen, was viele heute zahlen.

Das Energieplus ist möglich, weil die Häuser extrem gut isoliert sind und selbst bei strenger Kälte nur wenig beheizt werden müssen. Das übernimmt eine Wärmepumpe, die alle Räume über eine zugfreie Frischluftanlage individuell temperiert und zudem das Badewasser erwärmt. Eine klassische Heizung hat das Haus nicht.

Energieausgaben halbieren

So setzt sich der Strompreis zusammen
Traditionelle Erzeuger Quelle: dapd
Neue Energien Quelle: REUTERS
Strombörse Quelle: dpa
Verschiedener Strom Quelle: dpa
Die Endverbraucher Quelle: dpa
EEG-Umlage Quelle: dpa

Solche idealen Voraussetzungen erfüllen aber nur wenige Gebäude. Die gute Nachricht: Er gibt auch für sie Lösungen. Das Angebot an Kraftwerken fürs eigene Heim war nie größer als heute.

Wie unabhängig sie die Hausbesitzer wirklich machen und welche Techniken sich für wen rechnen, hat die WirtschaftsWoche zusammen mit den Experten der Energieagentur NRW ausgerechnet. Und auch Mieter sind nicht machtlos. Sie können ihre Energieausgaben immerhin halbieren.

Verbrauch halbieren

1. Starkes Quartett

Es ist ein Wetter ganz nach Herbert Mauerers Geschmack. Die Sonne am fast wolkenlosen Winterhimmel über seinem 340 Quadratmeter großen Wohn- und Geschäftshaus in Pemfling-Löwendorf, unweit von Cham an der Grenze zu Tschechien, spornt seine Solarstromanlage zu Höchstleistungen an. Eine frische Brise dreht zudem das Windrad auf dem Dach und erntet zusätzliche Kilowattstunden.

Jetzt um die Mittagszeit sind es zusammen mehr, als Computer, Drucker, Kühlschrank und andere Haushaltsgeräte verbrauchen. Mit dem Überschuss füllt er einen Lithium-Ionen-Akku im Keller, damit er auch nach Einbruch der Dunkelheit noch selbst produzierten Strom hat. Die Kapazität des 20,5 Kilowattstunden fassenden Akkus reicht, um vollgeladen bis zu drei sonnenlose Tage zu überbrücken.

Grüner High-Tech für Stadt und Land
Schlafkapsel von Leap-Factory Quelle: PR
Prototyp eines wärmespeichernden Grills Quelle: PR
Mini-Windkraftwerk von MRT Wind Quelle: PR
Leuchtendes Kindle-Cover Quelle: PR
Selbstversorgende Insel in der Südsee Quelle: PR
Tomaten in einem Gewächshaus Quelle: dpa
Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" steckt in einer aufgeschnittenen Tomate neben einem Maiskolben Quelle: dpa/dpaweb

Mauerer ist Geschäftsführer und Eigentümer des Energiesystemanbieters 3 Plus Solar. Er hat sein zweistöckiges Haus mit ausgebautem Keller vergangenen November zum ersten Test- und Referenzobjekt einer Anlage gemacht, die das Gebäude – außer gelegentlichen Rückgriffen aufs Stromnetz – komplett aus am Standort vorhandenen Energiequellen versorgt.

Die vierte Komponente ist eine Wärmepumpe. Sie entzieht der Luft Wärme und komprimiert sie auf ein Temperaturniveau, das ausreicht, um heißes Wasser fürs Duschen und Heizen in einem Speicher bereitzuhalten. Das tut sie höchst effektiv: Sie wandelt jede Kilowattstunde Strom in rund drei Kilowattstunden Wärme um. Nach den Berechnungen der Energieagentur kann die Technik Hauseigentümer tatsächlich zu 100 Prozent energieautark machen. Wenn Lage sowie die baulichen Voraussetzungen stimmen und die Sonne sich nicht wochenlang hinter Wolken versteckt. Unter weniger günstigen Umständen lassen sich immer noch 85 Prozent erreichen. "Es ist inzwischen tatsächlich möglich geworden, mit solchen Technologien sein eigener Energieversorger zu werden", betont Energieagentur-Experte Joachim Decker.

Eine entscheidende Rolle für den hohen Autonomiegrad spielt das Windrad. Es ersetzt in der dunklen Jahreszeit zumindest teilweise die fehlenden Kilowattstunden aus der Fotovoltaikanlage. Mauerer konnte sich diesen Winter selbst an sehr trüben Tagen noch zu 50 Prozent selbst versorgen. Ganz billig ist die Unabhängigkeit von Gas und Heizöl indes nicht. Mehr als 40.000 Euro müssen Sparwillige für eine vernünftig dimensionierte Anlage investieren.

Energieunabhängigkeit für kühle Rechner

Die größten Stromfresser und wie man sie ausschaltet
Ab September müssen Staubsauger ein Energielabel tragen, so wie Waschmaschine und Kühlschrank auch. Die EU-Regelung soll es einfacher machen, energiesparende Geräte zu erkennen. Ab September dürfen die Geräte maximal 1600 Watt verbrauchen, bis 2017 soll diese Grenze auf 900 Watt herabgesetzt werden. Zusätzliche hinweise auf dem Label informieren den Kunden, für welchen Bodenbelag der Sauger geeignet ist. Wichtig ist für Experten allerdings nicht nur die Watt-Zahl, sondern auch die Saugleistung. Muss länger gesaugt werden, ist die Energieersparnis durch geringeren Stromverbrauch hinüber. Deshalb sei das Label kaum mit den Energieeffizienzklassen anderer Geräte zu vergleichen. Wenn Sie vorhaben, sich einen neuen Staubsauger anzuschaffen, achten Sie nicht nur auf den Stromverbrauch, sondern auch auf die Saugleistung. Diese wird durch die Art des Motors, Saugrohr und vorhandene Filter beeinflusst. Viele Händler bieten mittlerweile "Versuchsparcours" an, auf denen man die Staubsaugermodelle testen kann. Staubsauger, die bis Ende des Monats in den Handel kommen, werden das Label vorerst nicht bekommen und dürfen auch ohne dieses verkauft werden. Quelle: dpa
Für Filter-Kaffeemaschinen mit einer Isolierkanne soll der EU zufolge eine Wartezeit von fünf Minuten gelten. Bei Maschinen ohne Isolierbehälter ist eine Wartezeit von maximal 40 Minuten geplant. Die Hersteller können der Kommission zufolge aber entscheiden, ob sie es den Verbrauchern ermöglichen, die automatische Abschaltung der Warmhaltefunktion wieder abzustellen. „Die Einschränkungen für den Verbraucher sind sehr, sehr gering. Kaffee, der 40 Minuten in der Glaskanne steht, schmeckt ohnehin nicht mehr“, sagte Scholz. Vorteile für die Verbraucher seien Einsparungen beim Stromverbrauch und damit bei den Kosten. Der Bund der Energieverbraucher schätzt die Einsparungen auf etwa 60 Euro im Jahr, wenn täglich drei Kannen Kaffee gekocht und diese insgesamt acht Stunden warmgehalten werden. „Existierende Modelle, die automatisch abschalten, kosten kaum so viel wie der Warmhaltestrom eines Jahres“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Aribert Peters der dpa. „Wir bekommen die Energiewende nicht hin, ohne Strom zu sparen.“ Quelle: dpa
Eine Umfrage von TNS Emnid für den Strom- und Gasanbieter E wie einfach hat ergeben, dass 30 Prozent der Bürger nicht wissen, wie viel Strom sie im Alltag tatsächlich verbrauchen. Vor allem ganz junge sowie ältere Menschen kennen ihren Verbrauch nicht. Um Strom zu sparen, geben 81 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Akkuladegeräte vom Netz trennen, den Gefrierschrank abtauen (72 Prozent), und auf Energiesparlampen umgestiegen sind (71 Prozent). Doch sind das wirklich die größten Stromfresser im Haushalt? Wer geben zehn Tipps, wo und wie Sie in Zukunft Strom im Haushalt sparen können. Quelle: dapd
Eco-Programme beim Spülen benutzenMit 5,1 Prozent Anteil am gesamten Stromverbrauch landet das Geschirrspülen auf Platz 10 der größten Stromfresser im Haushalt. Laut einer Studie der Universität Bonn ist das Spülen in der Maschine übrigens trotzdem günstiger als Handspülen: Im Geschirrspüler werden sowohl weniger Wasser als auch weniger Energie verbraucht. Voraussetzung ist natürlich, dass die Maschine nur voll beladen eingeschaltet wird und dass das Geschirr nicht zusätzlich von Hand vorgespült wird. Auch sogenannte Spar-, Eco- oder Umwelt-Programme sparen Energie. Bei geringerer Temperatur wird das Geschirr dank längerer Spülzeiten genauso sauber wie in "Normal"-Programmen.Datengrundlage des Rankings: Energieagentur NRW: "Wo im Haushalt bleibt der Strom?"; in der Studie wurde 2011 unter anderem der Stromverbrauch von Ein- bis Sechs-Personen-Haushalten untersucht. Bei allen Punkten gilt: Es handelt sich um Durchschnittswerte. Je nach eingesetzter Technologie, Handhabung, Haushaltsgröße und -zusammensetzung kann der Stromverbrauch im individuellen Zuhause erheblich abweichen.Tipps zum Energiesparen: Eigene Recherche und Umweltbundesamt-Broschüre "Energiesparen im Haushalt", die als PDF heruntergeladen werden kann. Quelle: dpa
Moderne Umwälzpumpen lohnen sichDie elektrisch betriebene Umwälzpumpe der Heizungsanlage landet mit durchschnittlich 6,0 Prozent Anteil am Stromverbrauch auf Platz neun. Sie transportiert das erwärmte Wasser zu den Heizkörpern in der Wohnung. Laut Stiftung Warentest lohnt sich der Ersatz einer alten Pumpe durch eine moderne, energieeffiziente Pumpe schnell; demnach lassen sich so 100 bis 130 Euro Stromkosten pro Jahr einsparen. Von den Stromkosten abgesehen (ein Sonderfall sind alte Nachtstromspeicheröfen) macht das Heizen mit 70 Prozent am Gesamtenergieverbrauch des HAushalts den größten Anteil aus. Ohne große Investitionen in eine neue Heizungsanlage kann man auch hier mit einigen Tricks viel Energie sparen. Ihre Heizung sollten Sie im Idealfall nicht durch Möbel zustellen. Achten Sie beim Lüften darauf, die Heizung immer aus zu machen. Die Raumtemperatur sollte zudem auf maximal 20 Grad Celsius eingestellt sein - jedes Grad weniger spart Energie. Moderne Thermostatventile können die Raumtemperatur auch konstant auf dem gewünschten Wert halten, wenn mal die Sonne durchs Fenster scheint. So wird ein überheizen der Räume und Verlust teurer Heizenergie durch zusätzliches Lüften vermieden. Laut Umweltbundesamt können so vier bis acht Prozent Heizenergie gespart werden. Quelle: dpa
Trocknen: Nichts ist preiswerter als Sonne und WindBeim Trocknen der Wäsche wird das Wasser aus dem Waschvorgang wieder entfernt - das können Sonne und Wind kostenfrei für Sie erledigen, oder eben der elektrische Wäschetrockner. Das Gerät ist allerdings ein wahrer Stromfresser: 6,6 Prozent des Stromverbrauchs entfallen im Durchschnitt auf das Trocknen, das so auf Rang acht landet. Soll ein Trockner zum Einsatz kommen, ist ein Gerät mit Wärmepumpentechnologie besonders Umwelt- und Geldbeutelschonend im Einsatz, die Anschaffungskosten sind allerdings recht hoch. Es gibt auch Trockner, die mit Gas betrieben werden.Beim maschinellen Trocknen gilt: Das Gerät sollte nur gut befüllt zum Einsatz kommen und die Wäsche sollte so gut wie möglich vorgetrocknet, also zuvor in der Waschmaschine oder Wäscheschleuder mit möglichst hoher Schleuderdrehzahl entwässert worden sein. Als Kompromiss kann man auch die Wäsche im Trockner leicht vortrocknen und dann auf der Leine zu Ende trocknen lassen. Auch ein kleiner Ventilator, der vor dem Wäscheständer aufgestellt wird, leistet gute Dienste: Er verbraucht wesentlich weniger Strom, macht die Wäsche aber ebenfalls weich und beschleunigt den Abtransport der Feuchtigkeit durch die permanente Bewegung der vorbeistreichenden Luft.Beim Trocknen der Wäsche im Raum gilt: Der Raum muss unbeheizt und gut gelüftet sein - sonst droht Schimmelbefall. Wäsche im beheizten Wohnraum zu trocknen, ist nicht sinnvoll, denn durch das zusätzliche Stoßlüften um die Feuchtigkeit abzutransportieren geht viel wertvolle Heizenergie verloren. Quelle: dpa
Alte Haushaltsgeräte durch neue ersetzen Diverse elektrische Hausgeräte, darunter zum Beispiel Staubsauger, machen im Durchschnitt 7,7 Prozent des Haushalt-Stromverbrauchs aus und landen sie auf Platz sieben der größten Stromfresser. Bei Staubsaugern gilt: Eine hohe Leistungsaufnahme entspricht nicht einer hohen Saugleistung. Bei der Wahl sollte man also nicht den Sauger mit der höchsten Watt-Zahl auf dem Typenschild wählen, sondern sich über Testergebnisse der tatsächlichen Saugleistung schlau machen. Ab 2014 kommen auch Energieeffizienzklassen-Kennzeichnungen für Staubsauger. Bei diversen Elektro-Kleingeräten, wie elektrischen Dosenöffnern oder Messern, kann man den Einsatz durchaus hinterfragen. In anderen Fällen kann ihr Einsatz aber auch Energie einsparen, denn ein Brötchen lässt sich auf dem Toaster stromsparender aufbacken als im Backofen, ein Liter Wasser für Tee oder zum Nudeln kochen ist im Wasserkocher schneller und effizienter aufbereitet, als auf dem Elektroherd. In der Regel gilt die Devise: Setzen Sie die Verschwender vor die Tür. Gerade bei Haushaltsgeräten macht es sich in Sachen Strombilanz bezahlt, alte Geräte gegen neue Technologien einzutauschen. Quelle: dapd

Das Geld ist laut Energieagentur gut angelegt: Mit der Technik sparen Hausbesitzer 2.000 Euro Energiekosten im Jahr gegenüber einer Gas-Brennwerttherme mit Solarkollektor. Eingerechnet sind die Vergütungen für die Einspeisung überschüssigen Sonnenstroms in die Netze. Nach 15 Jahren ist das System bezahlt – dann wird verdient.

Das kann sogar schneller gehen. Denn die Energieberater haben zu heutigen Preisen kalkuliert. Bewahrheiten sich die Prognosen, dass Gas und Öl ständig teurer werden, kann sich das Hauskraftwerk schon nach weniger als zehn Jahren amortisieren. Berücksichtigt man staatliche Fördermittel etwa der KfW-Bankengruppe oder des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, ist die Investition ins eigene Kraftwerk noch schneller zurückverdient.

Insofern ist der Einstieg in die Energieunabhängigkeit nicht nur etwas für Öko- und Technikfreaks, sondern auch für kühle Rechner. Die stellen bei energetischen Sanierungsmaßnahmen die klare Mehrheit, wie Umfragen belegen. 3-Plus-Solar-Chef Mauerer hört das auch von seinen Kunden. "Die wollen ihren Geldbeutel und nicht die Umwelt retten."

Fünf Wege in die Unabhängigkeit

2. Strom vom Dach

Hausbesitzer, die knapper kalkulieren müssen und dennoch autark sein wollen, können auf das Windrad verzichten. Auf diesem Weg sparen sie rund 8000 Euro und erreichen im Idealfall dennoch eine 100-prozentige Selbstversorgung.

Im Durchschnitt sind sie mit einer solchen Lösung schon nach 13 statt erst nach 15 Jahren in der Gewinnzone – wiederum im Vergleich zu einer Gastherme mit Kollektor. Auch bei dieser Variante gilt: Rechnet man Fördermittel und steigende Energiepreise ein, können Immobilienbesitzer damit schon nach sieben oder acht Jahren Geld verdienen. Sollte die Bundesregierung außerdem wie angekündigt von Ostern an die Anschaffung eines Keller-Akkus mit bis zu 3.000 Euro bezuschussen, zahlt sich die Investition noch früher aus.

Fast alle namhaften Heizungshersteller, ob Viessmann, Vaillant oder Buderus, haben solche Komplettpakete aus Solaranlagen, Speichern und Wärmepumpen im Programm. Ebenso Spezialisten wie Stiebel Eltron oder Centrosolar.

Energie aus neuen Quellen
US-Rapper 50 Cent Quelle: dapd
Ergiebiges Schütteln Quelle: Pressebild
Spiel mit Hintersinn Quelle: Screenshot
Straßen-Kraftwerk: Quelle: Screenshot
Baum-Power Quelle: Screenshot
Ewige Tauchfahrt: Quelle: Pressebild
Wind-Tanke Quelle: Screenshot

Um einen hohen Eigenverbrauch zu erzielen, müssen die Anlagen allerdings mit einer intelligenten Steuerung kombiniert sein. Die startet zum Beispiel den Trockner und die Waschmaschine erst dann, wenn die Solaranlage auf dem Dach auf Hochtouren läuft.

3. Solares Duett

Am unwirtschaftlichsten ist es nach den Berechnungen der Energieagentur NRW, Strom produzierende Solarzellen mit einem Wärme liefernden Sonnenkollektor und einer Batterie zu kombinieren. "Das ist derzeit nur etwas für Liebhaber, reich wird damit bei den heutigen Energiepreisen niemand", urteilt deren Experte Decker. Das System rechnet sich erst nach 29 Jahren, spart nur rund 625 Euro Energiekosten pro Jahr, und gerade einmal die Hälfte des Stroms und der Wärme wird selbst erzeugt.

Kleinstkraftwerke

Tipps zum Sparen von Heizkosten
Heiztemperatur richtig wählen Quelle: dpa
Temperaturabsenkung bei Abwesenheit Quelle: dpa
Türen, Fenster und Rolllädenkasten abdichten Quelle: dapd
Heizkörper entlüften Quelle: Ewald Fröch - Fotolia.com
Gerade der Brenner von Heizungsanlagen – gemeinhin Heizkessel genannt – muss regelmäßig eingestellt werden, Quelle: Kadmy - Fotolia.com
Heizkörper frei lassen, zur Wand isolieren Quelle: dpa
Thermostat digitale Temperaturregelung Quelle: sugar0607 - Fotolia.com

Die Schwachstelle dieser Variante ist der Kollektor. Denn er produziert ausgerechnet während der Heizperiode am wenigsten Wärme. Dann muss ein elektrischer Heizstab einspringen und den Warmwasserspeicher auf Temperatur bringen. Das jedoch treibt den Stromverbrauch ziemlich in die Höhe.

Für welche solare Lösung sich Hausbesitzer auch entscheiden – immer gilt: Voraussetzung für einen hohen Ertrag ist, dass ihr Haus möglichst viele südlich ausgerichtete Flächen hat. Ist dies gegeben, lässt sich die Technik nach Ansicht der Energieagentur-Experten auch in Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich einsetzen.

4. Doppelte Ausbeute

Für Autarkie-Fans, deren Gebäude wenig Sonnenlicht abbekommen, bieten sich Blockheizkraftwerke (BHKW) als Alternative an. Sie nutzen jeden Kubikmeter Gas doppelt, indem ein Verbrennungs- oder Stirlingmotor daraus zugleich Wärme und Strom produziert.

Das klingt verlockend – doch die Tandem-Technik hat ein Problem: Sie liefert zu 75 Prozent und mehr Wärme. Das führt dazu, dass die Kellerkraftwerke außerhalb der Heizperiode zumeist stillstehen, weil der Warmwasserspeicher rasch voll ist und die Wärme nicht abgenommen werden kann. Während der kalten Jahreszeit hingegen reicht das Wärmeangebot oft nicht aus. Dann springt ein Zusatzbrenner ein. Beide Effekte reduzieren die Rentabilität.

Grundsätzlich gilt damit – zum Graus von Umweltschützern: Je mehr Wärme eine Immobilie verbraucht, desto sinnvoller ist der Einsatz der Strom erzeugenden Heizung. Denn damit steigt die Stromproduktion. Und darin liegt der finanzielle Charme. Jede selbst gewonnene Kilowattstunde hat einen Wert von etwa 31 Cent: 26 Cent für nicht eingekauften Strom plus 5,11 Cent Kraft-Wärme-Kopplungs-Bonus.

Die Hürde für den wirtschaftlichen Einsatz ist laut der Berechnungen der Energieagentur-Experten dennoch hoch. Mindestens an 5.000 von 8.760 Stunden im Jahr sollte das Kleinstkraftwerk laufen. Das ist am ehesten in großen Gebäuden wegen ihres tendenziell höheren Wärmebedarfs zu schaffen. In Mehrfamilienhäusern kann sich die Anschaffung daher schon nach fünf Jahren rechnen – im Eigenheim dauert es mindestens doppelt so lang. Dort kommen die Geräte oft auf gerade einmal 2.500 Betriebsstunden, so die Erfahrung der Energieagentur. Beim Autarkie-Check schneiden die BHKWs mittelmäßig ab: Mehr als 50 Prozent sind nicht drin – die Abhängigkeit von einem Brennstoff bleibt.

Energiespareffekt schon nach wenigen Jahren

Kuriose Energiefresser
Beheizbare KlobrillenJapaner und Südkoreaner lieben es, wenn der Sitz auf dem stillen Örtchen wohlig warm wird. Besonders luxuriöse Varianten duschen und föhnen auch noch mit anschließender Massage. Sechs Prozent des Stromverbrauchs gehen in Südkorea allein für beheizbare Klobrillen drauf. In Deutschland sind die Edel-Klobrillen inzwischen auch erhältlich, die meisten Haushalte begnügen sich aber weiterhin mit einem kalten Toilettensitz. Quelle: Reuters
Heizdecken.... verursachten in Südkorea regelmäßig Stromausfälle, denn große Teile der Bevölkerung drehten nachts gleichzeitig den Regler hoch. In Deutschland sind sie dank gut beheizter Wohnungen weniger begehrt.
Ja, für gewöhnlich ist es in Regionen mit Schnee kalt - sehr kalt. Beheizbare Handschuhe und Skischuhe halten die Gliedmaßen bis zu 18 Stunden warm - dafür sorgt ein aufladbarer Akku. Für passionierte Wintersportler sind diese High-tech-Kleidungsstücke sicherlich praktisch - in puncto Energieverbrauch aber auch ein verzichtbarer Luxus. Quelle: dpa
Der Clou für Menschen, die unter akuter Morgenmüdigkeit leiden oder schlicht zu faul sind einen Löffel aus der Schublade zu holen - die selbst umrührende Tasse. Ein eingebauter Quirl wirbelt Milch und Zucker durcheinander. Sieht aus wie von Zauberhand, ist aber batteriebetrieben. Bei derartiger Energieverschwendung könnte einem glatt schwindlig werden. Quelle: PR
Vorbei die Zeiten als Männer gemütlich ein Pfeifchen schmauchten - jetzt kommt die E-Pfeife. Hier glimmt allerdings kein Tabak. Mittels eines Verdampfers lassen sich verschiedene Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schokolade, Kirsche oder Café in die Luft pusten. Ober man dafür tatsächlich Akkus laden muss... Quelle: PR
Computermäuse lassen sich per USB-Kabel über den Computer beheizen und über ein kleines Rädchen regulieren. Zwar verbrauchen die beheizbaren Mäuschen allein nicht viel Strom, aber ganz ehrlich - wirklich brauchen tut sie keiner. Man könnte die klammen Fingerchen auch einfach zwischendurch ordentlich gegeneinander reiben - ganz ohne Strom.

5. Wärme aus Wasserstoff

Sind die ersten vier Systeme bereits fest am Markt etabliert, warten Geräte, die aus Erdgas Wasserstoff gewinnen und diesen in einer Brennstoffzelle in Energie umwandeln, noch auf ihren Durchbruch. Sie produzieren im Vergleich zu BHKWs mehr Strom und dafür weniger Wärme. Das macht sie für gut gedämmte Häuser mit geringem Heizbedarf interessant.

In Japan laufen die ersten Geräte bereits. Sie sind unauffällig und kaum größer als eine herkömmliche Gastherme. In Deutschland werden sie noch getestet. Vor allem ihr Durchhaltevermögen soll laut Herstellerangaben noch geprüft werden.

Energiekosten in Zahlen

Bei Hans-Gerd Funke, der mit seiner Frau, drei Kindern und einem Hund im niedersächsischen Oldenburg wohnt, hängt seit gut sechs Monaten ein Brennstoffzellen-Prototyp von Vaillant im Keller. Dessen Wärmeleistung von gerade einmal zwei Kilowatt ist allerdings viel zu gering, um das 200-Quadratmeter-Haus in kalten Nächten warm zu halten. Dann muss ein Gaskessel einspringen. Immerhin produziert die Brennstoffzelle bis zu 24 Kilowattstunden Strom am Tag. Und Funke kann sagen: "Bisher arbeitet sie zuverlässig."

Wegen der geringen Leistungsfähigkeit und dem hohen Anschaffungspreis von 25.000 Euro hält Decker von der Energieagentur die neue Technik derzeit für keine Alternative: "Da ist noch eine Menge Entwicklungsarbeit notwendig." Gerade einmal rund 540 Euro könnten Anwender ihre jährliche Energierechnung mit einer Brennstoffzelle drücken. Zwar ist der Autarkie-Grad mit 80 bis 100 Prozent beim Strom relativ hoch. Doch die Abhängigkeit vom Gas besteht fort.

Bleibt die Erkenntnis: Jeder Immobilienbesitzer kann heute sein eigener Energieerzeuger werden. Und oftmals schon nach wenigen Jahren kräftig sparen.

Energieexperte Decker warnt allerdings vor übereilten Entscheidungen. Die Berechnungen seien nur Orientierungsgrößen. "Ob sich ein Umstieg lohnt und welche Technik sich am meisten auszahlt, muss in jedem Einzelfall gründlich geprüft werden."

Andernfalls könnte der Traum vom eigenen Kraftwerk am Ende zum Kosten-Albtraum werden.

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