Purer Luxus in der Tiefe Bombensicheres Investment - Schöner Wohnen im Bunker

Aus Angst vor dem Weltuntergang erlebt der Bunkerbau derzeit eine Renaissance. Feuchte Wände und Dunkelheit gehören dabei der Vergangenheit an. Die neuen Bunker vereinen Luxus mit modernster Überlebenstechnik.

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Swimming-Pool Quelle: PR

Ob Atomkrieg, Kometeneinschlag oder die Ankunft der Außerirdischen – die Apokalypse lässt sich ziemlich komfortabel überleben. Zumindest wer Kunde von Larry Hall ist. Denn was der ehemalige Softwareentwickler im Norden des US-Bundesstaates Kansas in den ausgedienten Abschussbunker einer Atlas-Interkontinentalrakete eingebaut hat, ist eine der sichersten Luxuswohnanlagen der Welt.

Geschützt durch knapp drei Meter speziell gehärteten Beton und bis zu 53 Meter tief in der Erde verborgen, hat Hall sein Luxury Survival Condo gebaut, eine Luxusüberlebenswohnanlage. Die soll, wie der Bauherr verspricht, selbst den direkten Einschlag einer Atomrakete überstehen. Im Fall der Fälle können dort, ein wohlgefülltes Bankkonto vorausgesetzt, bis zu 70 Bewohner in den jeweils 1,5 bis 3 Millionen Dollar teuren Apartments Platz finden.

„Im Grunde“, sagt Hall, der seine sämtlichen Ersparnisse in das außergewöhnliche Wohnprojekt gesteckt hat, „haben wir den Bunker eines Massenvernichtungsmittels in sein Gegenteil verwandelt: eine erstklassige Überlebensanlage.“ In deren 85 und 170 Quadratmeter großen Wohnungen und den zugehörigen Freizeitanlagen sollen die Angehörigen der Endzeit-WG dank jeder Menge High Tech auf kaum eine Annehmlichkeit verzichten, mal abgesehen vom Spaziergang an der frischen Luft – ein bombensicheres Investment.

So luxuriös lebt es sich im Bunker
Foyer und erstes Untergeschoss Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Lagergeschoss Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Lager Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Apartments Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Apartments Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Bibliothek und Internet-Café Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche
Bar Kinosaal Quelle: PR Montage WirtschaftsWoche

Drei Quellen und eine mehrstufige Wasseraufbereitung speisen sowohl die ausgedehnte Badelandschaft im Untergeschoss als auch die Frischwasser-Aquarien und Hydrokultur-Pflanzungen (siehe rechts). Dort sollen im obersten Stockwerk Fische und frisches Gemüse für die Bewohner heranwachsen. Zusammen mit den eingelagerten Lebensmitteln und Haushaltswaren, versichert Projektentwickler Hall, sei die abgelegene Anlage unter der Einöde von Kansas bis zu fünf Jahre autark.

In den Apartments selbst soll eine LED-Beleuchtung, deren Farbe sich am Tageslichtverlauf orientiert, ebenso den Bunker-Koller vermeiden wie Megabildschirme, die in den Wohnräumen die Fenster simulieren. Die Monitore erkennen die Bewegungen des Betrachters vor ihnen und passen ihren Bildinhalt entsprechend dynamisch an den Standort des Betrachters an. So öffnet sich dann in hochauflösender Qualität der Blick auf San Francisco, in fischreiche Korallenriffe oder ins All. Die nötige Energie, um auch das integrierte Kino, den Supermarkt, die Auslaufzone für die Haustiere der Bewohner und sogar die unterirdische Schießbahn für Hobbyschützen zu betreiben, liefert eine redundante Stromversorgung aus Windrädern, Solarpanelen und Dieselgeneratoren.

Renaissance des Bunkerbaus

Die innovativsten Hochhäuser der Welt
Deutsche Bank-Türme Quelle: REUTERS
Unter die Finalisten schaffte es beispielsweise das 164 Meter hohe Wohnhochhaus Pinnacle@Duxton in Singapur, das 2009 von den Architekten aus dem ARC Studio Architecture + Urbanism gestaltet wurde. Quelle: Pressebild
Auch das erst in diesem Jahr fertig gestellte Gebäude Absolute Towers in Mississauga bekam eine Urkunde. Die Türme des Wolkenkratzers sind 179 Meter und 161 Meter hoch, entworfen wurde der Wolkenkratzer von MAD Architects. Quelle: dpa
Die Architekten von Foster + Partners planten und erbauten im Jahr 2011 die 177 Meter und 160 Meter hohen Türme des The Troika in Kuala Lumpur. Auch dieses Hochhaus gehört zu den Finalisten des Internationalen Hochhauspreises. Quelle: Pressebild
Ebenfalls recht jung ist das 265 Meter hohe Eight Spruce Street in New York, das erst 2011 von den Gehry Partners aus Los Angeles designed und fertig gestellt wurde. Quelle: Pressebild
Das 139 Meter hohe Bürohochhaus 1 Bligh Street in Sydney ist das innovativste und schönste Hochhaus des Jahres 2012. Das Gewinnergebäude setze neue Maßstäbe hinsichtlich sozialer, kultureller, stadtplanerischer und nachhaltiger Kriterien. "Die Gesamtqualität des Gebäudes ist herausragend. Mit ihrem Entwurf meiden die Architekten das Ikonische, stellen vielmehr die Bedürfnisse der Nutzer - wie etwa den Ausblick aller Büros - in den Fokus", urteilte die Expertenjury unter Vorsitz des Frankfurter Architekten Albert Speer. Als erstes Hochhaus Australiens verfügt es über eine natürlich belüftete Doppelfassade aus Glas. Sie ermöglicht einen optimalen Tageslichteinfall und verringert die Wärmelasten oder –verluste. Die Architekten Christoph Ingenhoven (ingenhoven architects) und Ray Brown (Architectus) sowie der General Manager Development des Bauherrn DEXUS, Tony Gulliver, bekamen für das Gebäude eine Preisstatuette und 50.000 Euro Preisgeld. Die Architekten wollen die Preissumme für die Ausschreibung eines Studentenstipendiums an der University of New South Wales spenden. Quelle: Pressebild
The Burj Khalifa Quelle: REUTERS

So selten Kometentreffer auch sein mögen, so wenig der Ausbruch des Dritten Weltkriegs bevorstehen mag und so unwahrscheinlich auch in den USA das totale Staatsversagen erscheint – über einen Mangel an Mitstreitern kann Larry Hall nicht klagen. Ganz im Gegenteil: „Alle Apartments sind verkauft.“ Demnächst, sagt er, will er mit dem Umbau der nächsten Abschussbasis beginnen.

Halls Luxury Survival Condo ist sicher das außergewöhnlichste Projekt seiner Art, aber beileibe nicht das einzige. Im Gegenteil, ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Kriegs erlebt der Bunkerbau in vielen Regionen der Welt so etwas wie eine Renaissance: Nicht nur in den USA, auch im Nahen Osten oder in Russland stecken private Investoren fünf- bis siebenstellige Summen in den Bau neuer Schutzbauten. Das reicht vom unauffälligen Schnellbauset für den heimischen Garten über High-End-Bauten à la Hall bis hin zu riesigen unterirdischen Campinganlagen in denen sich Untergangsapologeten schon jetzt die Stellplätze für ihre Wohnmobile gesichert haben.

Besonders in den USA bereiten sich massenweise Menschen auf Börsencrashs und die totale Geldentwertung vor, auf einen neuen Weltkrieg, auf Nuklearattacken, Superstürme oder Chemieunfälle. „Doomsday Prepper“ heißt die Bewegung, nach einer gleichnamigen Reality-Show im National Geographic Channel. Aus deutscher Sicht wirken deren Anhänger ein bisschen spinnert. Aber wie berechtigt oder unberechtigt ihre Sorgen auch sein mögen, spielt für das Geschäft keine Rolle. Paranoia oder weise Voraussicht hin oder her – mit den Preppern lassen sich Milliarden verdienen – gute, harte Dollar.

Die Prepper-Branche bringt viele Produkte hervor: Nahrungsmittel, die sich ewig halten. Munition und Waffen. Geigerzähler. Schutzkleidung gegen allerlei Gefahren. Generatoren und kräftige Batterien. Wasser- und Luftaufbereiter. Kompasse, Campingkocher und tragbare Toiletten. Kisten voller Pflanzensamen, damit der Überlebende die wichtigsten Gewächse nach dem Weltuntergang neu anbauen kann. Medikamente gegen Strahlen und Viren und Killerbakterien, zum Beispiel ein Premiumarzneiset für 699 Dollar der Firma Doom and Bloom, LLC. Die Prepper-Web-Site survivalblog.com steuern pro Woche mehr als 300.000 Menschen an. Inzwischen haben die Prepper sogar ihre eigene Messe, die „Life Changes, Be Ready!“, die zuletzt im November in Florida stattfand.

Aber was für Leute interessieren sich für Bunker? „Ach, das sind ganz normale Menschen“, sagt Ron Hubbard, meist konservativ und mit mittlerem Einkommen, häufig Kleinunternehmer, die in die Kirche gehen und ihre Familie lieben. Hubbard kennt sich aus. Er ist Bunkerhändler, inzwischen wohl Amerikas berühmtester. Er ist ständig im Fernsehen, in den Tagen vor der Weltuntergangsprophezeiung der Maya zum Jahresende 2012 hat er jeden Tag Interviews aus der Bunkerluke heraus gegeben. Mit seinem Scientology-Namensvetter hat er nichts zu tun. Seit 2009 ist er im Geschäft, seine Firma Atlas Survival Shelters sitzt in Los Angeles, hier lässt er die Bunker für den amerikanischen Markt fertigen.

Better safe than sorry

Wie Sensornetze das Leben in der Stadt erleichtern können
Intelligente AbfalleimerDie Müllentsorgung lässt sich mit neuen technischen Möglichkeiten in großem Maße optimieren. In Philadelphia werden aktuell solarbetriebene Mülleimer aufgestellt, die mit einer eingebauten Müllpresse ausgestattet sind. Sobald sie voll sind, wird den Abfallbetrieben via Mobilfunk eine Nachricht geschickt - und der Müllwagen rückt an. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Intelligente StraßenlaternenEine der größten finanziellen Belastungen für Großstädte stellt die Beleuchtung da - daher gilt es: Strom sparen. Die Uni Delft hat Straßenlaternen entwickelt, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind. Befindet sich kein Atuo, Radfahrer oder Fussgänger in der Nähe einer Laterne, dimmt sie sich automatisch. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Schlauer BürostuhlAuch der Energieverbrauch von öffentlichen Gebäuden kann durch Sensoren gesenkt werden. So hat das nordrhein-westfälische Elektronikunternehmen IQfy einen Bürostuhl entwickelt, der dank eines eingebauten Sensors in der Sitzfläche registriert, ob eine Person auf ihm sitzt oder nicht. Verlässt der Mitarbeiter längere Zeit seinen Arbeitsplatz, schaltet der Sensor automatisch Beleuchtung, Monitor und Klimaanlage ab. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Regenwasser sammelnNeben Strom lässt sich durch etwas Technik auch Wasser sparen. So kann Regenwasser gesammelt und in Tanks gespeichert werden, um es für die Toilettenspülung wieder zu verwenden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Wassersprinkler mit FühlernAuch auf anderem Wege lässt sich der Wasserverbrauch von Städten weiter senken. In der nordspanischen Stadt versucht man es mit Wassersprinklen, die durch einen im Boden installierten Fühler registrieren, ob der Boden zu trocken ist und bewässert werden muss. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Software gegen den FeinstaubDurch Sensortechnik kann man Städte nicht nur sparsamer, sondern auch gesünder machen. So testet IBM derzeit eine Software, die Daten aus Luftmessstationen und Verkehrssensoren auswertet, und so die Feinstaubbelastung für einzelne Straßen berechnen kann. Steigt die Belastung zu stark an, kann der Verkehr umgeleitet oder die Grünphasen der Ampelanlagen verlängert werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Kameras und InduktionsschleifenVerkehrsstöme steuern und damit Stau vorbeugen - mit der Kombination aus Induktionsschleifen, Kameras und der Positionsdaten der Mobiltelefone der Autofahrer ist das möglich. Auf diese Weise kann der Verkehr für jede Straße zu jeder Zeit präzise vorausgesagt werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina

„Meine Kunden sind nicht verrückt, sie haben nur ihre Bedenken.“ Im Moment, erzählt er, hätten die Menschen die größte Angst vor einem Bürgerkrieg in Amerika. Aber auch eine Bedrohung von außen ließe sich nicht komplett ausschließen. Nordkorea, China, Syrien, Israel, Iran – die Welt sei eben unsicher. „Und die Russen hassen uns doch auch“, sagt er.

In Amerika gibt es einen Spruch: better safe than sorry. Auch ein Autounfall oder ein Brand zu Hause sei doch eher unwahrscheinlich, so Hubbard, trotzdem kauften die Menschen Versicherungen dagegen. „Ein Bunker ist auch eine Versicherung, eine Versicherung für die Familie, die ist schließlich das wichtigste Asset, das die meisten Leute haben.“ Mit Verrücktheit habe das alles überhaupt nichts zu tun, findet er.

Hubbard bietet verschieden große Stahlröhren in unterschiedlich luxuriöser Ausstattung an. Das Geschäft brummt, täglich rufen 10 bis 15 Interessenten an. Pro Monat verkauft er zwei bis vier Bunker, im Moment meist eher vier. Die Idee und die Patente lizenziert er inzwischen an Geschäftspartner auf der ganzen Welt. „Ich bin inzwischen Marktführer bei privaten Bunkern“, versichert Hubbard.

Grüner High-Tech für Stadt und Land
Schlafkapsel von Leap-Factory Quelle: PR
Prototyp eines wärmespeichernden Grills Quelle: PR
Mini-Windkraftwerk von MRT Wind Quelle: PR
Leuchtendes Kindle-Cover Quelle: PR
Selbstversorgende Insel in der Südsee Quelle: PR
Tomaten in einem Gewächshaus Quelle: dpa
Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" steckt in einer aufgeschnittenen Tomate neben einem Maiskolben Quelle: dpa/dpaweb

Auch Europa hat er im Visier, in Tschechien hat er schon einen Lizenznehmer für seine Röhrenbunker gefunden, der ganz Osteuropa versorgen soll. In Deutschland ist er gerade auf der Suche nach einem Geschäftspartner. Ende 2014 will er in 20 Ländern produzieren. Sein Team von vier Experten, die die Anlagen für ihn gestaltet haben und installieren, habe schon Bunker im Wert von 6 Milliarden Dollar in 53 Ländern gebaut – fast alle für Regierungen und Militär. „Und jetzt machen wir Bunker erreichbar für ganz normale Leute auf der ganzen Welt.“

Hubbard hat die Technik für seine Stahlröhrenbunker nicht selbst entwickeln lassen. „Sie stammt von der Regierung aus den Dreißigerjahren, sie hat Tausende davon gebaut“, sagt er. Die verzinkten Röhren seien enorm stabil, bei normalem amerikanischem Klima hielten sie mindestens 200 Jahre, in der Wüste noch viel länger. „Darüber können 40-Tonner fahren.“ Wenn Straßenbauer unter den Highways Wasserkanäle bauen, verwendeten sie schließlich die gleichen Röhren.

Ganz normale Menschen wollen Bunker kaufen

Die Wolkenkratzer der Zukunft
On hold_Pentominium, Copyright Imre Solt Quelle: Imre Solt
Busan Lotte Town Tower Quelle: SOM
Dalian Greenland Center Quelle: HOK
CTF Tianjin Tower Quelle: SOM
One World Trade Center Quelle: SOM dbox studio
Goldin Finance 117 Quelle: P & T Group
Makkah Clock Royal Tower Quelle: Henry Wong

Der Bestseller von Atlas Survival Shelters ist 15 Meter lang, die Röhre hat dann einen Durchmesser von drei Metern. Mindestens drei, besser aber sechs Meter unter die Erde sollte der Besitzer sie verscharren. Je nachdem wie groß der Bunker und wie luxuriös die Ausstattung ist, liegen die Kosten zwischen 35.000 und mehreren Millionen Dollar. Mit Eingraben, Mobiliar, Nahrung und allem, was der vorsichtige Mensch sonst so braucht nach dem Weltuntergang, sollte er schon 150.000 Dollar einplanen. „Das ist eine enorm langfristige Investition“, erklärt Hubbard. „Ich werde meinen Bunker an künftige Generationen weitergeben.“

Man kann sie treffen, die ganz normalen Menschen, die Bunker kaufen wollen. Heute kommen Interessenten in Hubbards Vorzeigebunker in Texas vorbei. Brindy Buchanan hat ihre ganze Familie mitgebracht, ihre vier Kinder liegen in den Hochbetten Probe, ihre Stimmen hallen durch die Stahlröhre. „Ich hatte mir das hier drinnen ganz anders vorgestellt, viel beengter“, sagt die 34-jährige Texanerin. „Ich finde es eigentlich ganz hübsch.“ Hubbard beantwortet geduldig ihre Fragen zur Belüftung, Toilette und Rostresistenz. Sie hätte auch gern so einen Bunker für ihren Garten, aber gerade fehlt das Geld. „Eine ganz konkrete Angst habe ich nicht, aber man weiß einfach nie, was passieren kann“, sagt sie. „Und außerdem finde ich das Ganze auch irgendwie cool.“

Der Bunker ist eine Stahlröhre, von innen weiß lackiert. Ein normal großer Mensch kann die Decke berühren, ohne sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Die kugelsicheren Türen schließen mit quietschendem, schwerem Schloss, eine ratternde Maschine pumpt frische Luft von außen herein. Es gibt eine Mikrowelle, ein Ledersofa, vier Hochbetten und einen braunen Linoleumfußboden in Parkettoptik. Von der einen Seite der Röhre bis zur anderen sind es knapp zehn Meter.

Verkehrsmittel der Zukunft
In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache. Illustration: Javier Martinez Zarracina
In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen… Illustration: Javier Martinez Zarracina

Die meisten seiner Kunden richten ihre Schutzräume so ein, dass sie dort gut ein Jahr mit ihrer Familie überleben könnten, erzählt Hubbard. Es gibt Überwachungskameras. Die Luft wird maschinell von nuklearen, chemischen oder biologischen Gefahren gereinigt, die Maschine dafür kommt von der Andair AG aus der Schweiz. Trinkwasser lagert in einem Tank neben dem Bunker – je größer, desto länger kann der Bewohner unterirdisch überleben. Für den Strom empfiehlt Hubbard Dieselgeneratoren, eine große Batterie und am besten zusätzlich eine Solaranlage. Die Toilette sei eine besondere Herausforderung, schließlich darf sie nicht zu viel Wasser verbrauchen und muss aufwärts, nicht abwärts abspülen.

Manche der Bunker befinden sich auf großen Grundstücken weit entfernt von der Zivilisation, viele Käufer versenken sie aber auch in ihre Gärten hinterm Haus. Hubbard installiert sie meist mitten in der Nacht. Wenn das Loch fertig gegraben ist, dauert es nur eine Stunde, bis seine Leute alles aufgebaut haben. Dann können die Besitzer ihren Gartenbunker zuschaufeln, bevor es hell wird und die Nachbarn aufmerksam werden. „Ein Bunker bringt nur etwas, wenn keiner davon weiß“, sagt Hubbard. „Wenn es um Leben oder Tod geht, will schließlich niemand gegen Leute kämpfen müssen, die Zutritt zum Bunker wollen. Jeder will seine eigene Familie retten.“ Den Eingang zum Bunker kann der Eigentümer unter einem künstlichen Stein verstecken.

Kleinstadt unter Tage

In einer ganz anderen Liga spielt Robert Vicino. Er hat Vivos Group gegründet – ein ähnlich ehrgeiziges Projekt wie das von Larry Hall mit seinen ausgedienten Abschussanlagen. Vicino hat im US-Bundesstaat Indiana ein Konstrukt aus Stahl und Beton errichtet, es ist schon seit zwei Jahren fertig und komplett ausverkauft. Hier ist Platz für 80 Menschen. Neulich bei einem Tornado hat sich eine Hand voll Leute dort verschanzt, „alles funktioniert und ist sicher“, sagt Vicino. „Das Fundament ist das gleiche wie in einem Atomkraftwerk.“

Gerade baut er eine weitere Anlage in einer riesigen Höhle in einem Kalksteingebirge in Kansas, es wird eine ganze Kleinstadt unter Tage. 25 Millionen Dollar soll das Projekt kosten, 35 Millionen Dollar will er durch die Verkäufe einnehmen – eine üppige Marge. „Aber das Risiko ist ja auch groß für mich, die Kosten können sehr leicht steigen“, rechtfertigt Vicino den Preis. Das technische Equipment ist teuer, zum Beispiel die Luftreiniger, die vor Verseuchung fast jeder Art schützen. Allein die Maschine zur Luftentfeuchtung koste zwei Millionen Dollar, sagt Vicino. 5000 Menschen sollen hier einmal Unterschlupf finden auf rund 200.000 Quadratmetern. „Das Projekt ist gigantisch, die Fläche ist genauso groß wie im Empire State Building“, erzählt Vicino, der es in den vergangenen 30 Jahren mit Immobilienfirmen zu einem kleinen Vermögen gebracht hat.

Knapp 40 Meter unter der Oberfläche liegt die Atchison Cave, die US-Regierung hat sie seit dem Zweiten Weltkrieg als Lagerstätte genutzt und 2013 privatisiert. Vicino rüstet sie gerade aus, in gut einem Jahr soll sie bezugsfertig sein. Sechsmal stabiler als Beton sei das Fundament, versichert er. Die Kunden sollen hier mit ihren eigenen Wohnmobilen hineinfahren, sie zahlen pro Länge des Fahrzeugs, ein Fuß (rund 30 Zentimeter) kostet 1000 Dollar. Platz ist für mehr als 1000 Wohnmobile. Wer kein eigenes hat, kann ein kleines Apartment kaufen. Eine vierköpfige Familie sollte etwa 20.000 Dollar investieren – und weitere 1500 Dollar pro Person für Nahrungsmittel, die Vivos bereitstellt.

Das Essen in der Riesenhöhle soll mindestens ein Jahr reichen, es wird massenweise Dosennahrung geben. In riesigen Gewächshäusern mit künstlicher Sonne wächst Gemüse. „Jeder Bewohner kann täglich einen großen Salat haben, wenn er will“, verspricht Vicino. Es soll mehrere Bars, einen Weinkeller und sogar eine Bäckerei geben, genug Mehl will er einlagern. „Für jeden sind pro Tag 2500 Kalorien eingeplant.“ Die Tanks der Generatoren fassen mehr als eine Million Liter Diesel. Vicino plant einen Golfplatz, eine Kirche, eine Bibliothek, ein Fitnessstudio und ein Kino. In einem Teil des Bunkers soll ein kleines Krankenhaus mit Minioperationssaal entstehen. „Wir stellen die Ausrüstung zur Verfügung, den Betrieb müssen dann unsere Kunden übernehmen“, sagt er. „Wir haben Interessenten aus allen Berufsgruppen, dort werden Chirurgen, Krankenschwestern, Zahnärzte, Polizisten und Friseure leben. Alle Dienstleistungen bieten sie einander kostenlos an. Es wird eine komplette Gesellschaft unter der Erde.“ Von Privatbunkern in Stahlröhren, wie Ron Hubbard sie anbietet, hält er nicht viel: „Die werden zum Grab.“

Seinen Wettbewerber Hubbard ficht das nicht an: „Ich gehe davon aus, dass ich mit meinen Bunkern ein reicher Mann werde“, versichert er. Aber er sei keiner, der Angst schüre, um das Geschäft anzukurbeln. „Die Nachfrage ist da. Die Angst ist schon da.“

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