Purer Luxus in der Tiefe Bombensicheres Investment - Schöner Wohnen im Bunker

Seite 5/5

Kleinstadt unter Tage

In einer ganz anderen Liga spielt Robert Vicino. Er hat Vivos Group gegründet – ein ähnlich ehrgeiziges Projekt wie das von Larry Hall mit seinen ausgedienten Abschussanlagen. Vicino hat im US-Bundesstaat Indiana ein Konstrukt aus Stahl und Beton errichtet, es ist schon seit zwei Jahren fertig und komplett ausverkauft. Hier ist Platz für 80 Menschen. Neulich bei einem Tornado hat sich eine Hand voll Leute dort verschanzt, „alles funktioniert und ist sicher“, sagt Vicino. „Das Fundament ist das gleiche wie in einem Atomkraftwerk.“

Gerade baut er eine weitere Anlage in einer riesigen Höhle in einem Kalksteingebirge in Kansas, es wird eine ganze Kleinstadt unter Tage. 25 Millionen Dollar soll das Projekt kosten, 35 Millionen Dollar will er durch die Verkäufe einnehmen – eine üppige Marge. „Aber das Risiko ist ja auch groß für mich, die Kosten können sehr leicht steigen“, rechtfertigt Vicino den Preis. Das technische Equipment ist teuer, zum Beispiel die Luftreiniger, die vor Verseuchung fast jeder Art schützen. Allein die Maschine zur Luftentfeuchtung koste zwei Millionen Dollar, sagt Vicino. 5000 Menschen sollen hier einmal Unterschlupf finden auf rund 200.000 Quadratmetern. „Das Projekt ist gigantisch, die Fläche ist genauso groß wie im Empire State Building“, erzählt Vicino, der es in den vergangenen 30 Jahren mit Immobilienfirmen zu einem kleinen Vermögen gebracht hat.

Knapp 40 Meter unter der Oberfläche liegt die Atchison Cave, die US-Regierung hat sie seit dem Zweiten Weltkrieg als Lagerstätte genutzt und 2013 privatisiert. Vicino rüstet sie gerade aus, in gut einem Jahr soll sie bezugsfertig sein. Sechsmal stabiler als Beton sei das Fundament, versichert er. Die Kunden sollen hier mit ihren eigenen Wohnmobilen hineinfahren, sie zahlen pro Länge des Fahrzeugs, ein Fuß (rund 30 Zentimeter) kostet 1000 Dollar. Platz ist für mehr als 1000 Wohnmobile. Wer kein eigenes hat, kann ein kleines Apartment kaufen. Eine vierköpfige Familie sollte etwa 20.000 Dollar investieren – und weitere 1500 Dollar pro Person für Nahrungsmittel, die Vivos bereitstellt.

Das Essen in der Riesenhöhle soll mindestens ein Jahr reichen, es wird massenweise Dosennahrung geben. In riesigen Gewächshäusern mit künstlicher Sonne wächst Gemüse. „Jeder Bewohner kann täglich einen großen Salat haben, wenn er will“, verspricht Vicino. Es soll mehrere Bars, einen Weinkeller und sogar eine Bäckerei geben, genug Mehl will er einlagern. „Für jeden sind pro Tag 2500 Kalorien eingeplant.“ Die Tanks der Generatoren fassen mehr als eine Million Liter Diesel. Vicino plant einen Golfplatz, eine Kirche, eine Bibliothek, ein Fitnessstudio und ein Kino. In einem Teil des Bunkers soll ein kleines Krankenhaus mit Minioperationssaal entstehen. „Wir stellen die Ausrüstung zur Verfügung, den Betrieb müssen dann unsere Kunden übernehmen“, sagt er. „Wir haben Interessenten aus allen Berufsgruppen, dort werden Chirurgen, Krankenschwestern, Zahnärzte, Polizisten und Friseure leben. Alle Dienstleistungen bieten sie einander kostenlos an. Es wird eine komplette Gesellschaft unter der Erde.“ Von Privatbunkern in Stahlröhren, wie Ron Hubbard sie anbietet, hält er nicht viel: „Die werden zum Grab.“

Seinen Wettbewerber Hubbard ficht das nicht an: „Ich gehe davon aus, dass ich mit meinen Bunkern ein reicher Mann werde“, versichert er. Aber er sei keiner, der Angst schüre, um das Geschäft anzukurbeln. „Die Nachfrage ist da. Die Angst ist schon da.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%