So selten Kometentreffer auch sein mögen, so wenig der Ausbruch des Dritten Weltkriegs bevorstehen mag und so unwahrscheinlich auch in den USA das totale Staatsversagen erscheint – über einen Mangel an Mitstreitern kann Larry Hall nicht klagen. Ganz im Gegenteil: „Alle Apartments sind verkauft.“ Demnächst, sagt er, will er mit dem Umbau der nächsten Abschussbasis beginnen.
Halls Luxury Survival Condo ist sicher das außergewöhnlichste Projekt seiner Art, aber beileibe nicht das einzige. Im Gegenteil, ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Kriegs erlebt der Bunkerbau in vielen Regionen der Welt so etwas wie eine Renaissance: Nicht nur in den USA, auch im Nahen Osten oder in Russland stecken private Investoren fünf- bis siebenstellige Summen in den Bau neuer Schutzbauten. Das reicht vom unauffälligen Schnellbauset für den heimischen Garten über High-End-Bauten à la Hall bis hin zu riesigen unterirdischen Campinganlagen in denen sich Untergangsapologeten schon jetzt die Stellplätze für ihre Wohnmobile gesichert haben.
Besonders in den USA bereiten sich massenweise Menschen auf Börsencrashs und die totale Geldentwertung vor, auf einen neuen Weltkrieg, auf Nuklearattacken, Superstürme oder Chemieunfälle. „Doomsday Prepper“ heißt die Bewegung, nach einer gleichnamigen Reality-Show im National Geographic Channel. Aus deutscher Sicht wirken deren Anhänger ein bisschen spinnert. Aber wie berechtigt oder unberechtigt ihre Sorgen auch sein mögen, spielt für das Geschäft keine Rolle. Paranoia oder weise Voraussicht hin oder her – mit den Preppern lassen sich Milliarden verdienen – gute, harte Dollar.
Die Prepper-Branche bringt viele Produkte hervor: Nahrungsmittel, die sich ewig halten. Munition und Waffen. Geigerzähler. Schutzkleidung gegen allerlei Gefahren. Generatoren und kräftige Batterien. Wasser- und Luftaufbereiter. Kompasse, Campingkocher und tragbare Toiletten. Kisten voller Pflanzensamen, damit der Überlebende die wichtigsten Gewächse nach dem Weltuntergang neu anbauen kann. Medikamente gegen Strahlen und Viren und Killerbakterien, zum Beispiel ein Premiumarzneiset für 699 Dollar der Firma Doom and Bloom, LLC. Die Prepper-Web-Site survivalblog.com steuern pro Woche mehr als 300.000 Menschen an. Inzwischen haben die Prepper sogar ihre eigene Messe, die „Life Changes, Be Ready!“, die zuletzt im November in Florida stattfand.
Aber was für Leute interessieren sich für Bunker? „Ach, das sind ganz normale Menschen“, sagt Ron Hubbard, meist konservativ und mit mittlerem Einkommen, häufig Kleinunternehmer, die in die Kirche gehen und ihre Familie lieben. Hubbard kennt sich aus. Er ist Bunkerhändler, inzwischen wohl Amerikas berühmtester. Er ist ständig im Fernsehen, in den Tagen vor der Weltuntergangsprophezeiung der Maya zum Jahresende 2012 hat er jeden Tag Interviews aus der Bunkerluke heraus gegeben. Mit seinem Scientology-Namensvetter hat er nichts zu tun. Seit 2009 ist er im Geschäft, seine Firma Atlas Survival Shelters sitzt in Los Angeles, hier lässt er die Bunker für den amerikanischen Markt fertigen.