Die Folge der Importskepsis ist eine neue Art des Ackerbaus in Deutschland. Joachim Hüttmann, Eigentümer eines landwirtschaftlichen Großbetriebs im niedersächsischen Soltau, tut etwas sehr Naheliegendes, um die Holzlücke zu schließen: Er pflanzt Bäume. Allerdings nicht als Nadel- oder Laubwald – sondern als sogenannte Kurzumtriebsplantagen mit schnell wachsenden Arten wie Weiden und Pappeln. Andere Bauern experimentieren auch mit Erlen, Robinien und Birken.
Dicht an dicht gesetzt, brauchen aber gerade Weiden und Pappeln nur wenig Licht und Nährstoffe. Bereits nach drei Jahren sind die Turbobäume fünf Meter groß. Dann kann Hüttmann auf seiner Holzplantage, die so groß ist wie 80 Fußballfelder, ernten. 2006 pflanzte er die ersten Bäume, weil er für seinen Betrieb nach einer neuen Perspektive suchte. Der Anbau von Feldfrüchten wie Braugerste oder Zuckerrüben lohnte sich für ihn nicht mehr, die Preise waren im Keller.
Der Niedersachse verarbeitet das Holz anschließend zu Hackschnitzeln, die er an Energieversorger und Privathaushalte in der Region verkauft. Seine Plantagen liefern genug Holz, um mehr als 200 Haushalte kontinuierlich mit Rohstoff zum Heizen zu versorgen.
Künstliche Wälder
Zwar sind Energieholzflächen auf Höchstleistung getrimmte Monokulturen, die nichts mit Wald gemein haben. Doch Johannes Enssle vom Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg gefallen die Pappelfelder dennoch. „Im Vergleich zu Ackerkulturen wie Mais oder Raps sind solche Plantagen in der Regel naturverträglicher“, sagt Enssle. Die Holzäcker werden nicht mit Pestiziden behandelt, kaum gedüngt und seltener umgebrochen.
Bislang sind in Deutschland auf 4.000 Hektar Holzplantagen angelegt, schätzt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Das ist wenig, verglichen mit den 2,1 Millionen Hektar, auf denen Energiepflanzen wie Mais oder Raps sprießen.
Doch die künstlichen Wälder könnten schon bald sehr viel mehr Land besetzen: Die Deutsche Bahn lässt derzeit von zwei Hochschulen ermitteln, welche Flächen entlang ihrer Schienentrassen sich für die Anlage von Holzäckern eignen. Die Ernte machen bahneigene Kraftwerke und externe Betreiber zu Strom und Wärme.
Auch der Anlagenbauer Andritz aus Graz arbeitet an einer Alternative zum klassischen Brennholz aus dem Wald. Das österreichische Unternehmen nahm kürzlich eine Pilotanlage in Betrieb, die Biomasse in eine Art Kohle verwandelt. Torrefizierung, abgeleitet von dem lateinischen Begriff für „rösten“, heißt das Verfahren. Dabei werden die Ausgangsstoffe unter Luftabschluss auf 250 bis 300 Grad erhitzt, sodass sich Wasser sowie chemische Verbindungen mit niedrigem Heizwert lösen.
Übrig bleibt ein trockener, energiereicher Brennstoff, der sich problemlos in Holz- und Kohlekraftwerken verfeuern lässt.