Rohstoffe Turbobäume sollen Deutschland vor Holznot bewahren

Seite 2/3

Brennholz vom Turbobaum

Felder voll Holz - Landwirt Hüttmann auf seiner Weidenplantage in Soltau Quelle: Michael Löwa für WirtschaftsWoche

Die Folge der Importskepsis ist eine neue Art des Ackerbaus in Deutschland. Joachim Hüttmann, Eigentümer eines landwirtschaftlichen Großbetriebs im niedersächsischen Soltau, tut etwas sehr Naheliegendes, um die Holzlücke zu schließen: Er pflanzt Bäume. Allerdings nicht als Nadel- oder Laubwald – sondern als sogenannte Kurzumtriebsplantagen mit schnell wachsenden Arten wie Weiden und Pappeln. Andere Bauern experimentieren auch mit Erlen, Robinien und Birken.

Dicht an dicht gesetzt, brauchen aber gerade Weiden und Pappeln nur wenig Licht und Nährstoffe. Bereits nach drei Jahren sind die Turbobäume fünf Meter groß. Dann kann Hüttmann auf seiner Holzplantage, die so groß ist wie 80 Fußballfelder, ernten. 2006 pflanzte er die ersten Bäume, weil er für seinen Betrieb nach einer neuen Perspektive suchte. Der Anbau von Feldfrüchten wie Braugerste oder Zuckerrüben lohnte sich für ihn nicht mehr, die Preise waren im Keller.

Der Niedersachse verarbeitet das Holz anschließend zu Hackschnitzeln, die er an Energieversorger und Privathaushalte in der Region verkauft. Seine Plantagen liefern genug Holz, um mehr als 200 Haushalte kontinuierlich mit Rohstoff zum Heizen zu versorgen.

Künstliche Wälder

Zwar sind Energieholzflächen auf Höchstleistung getrimmte Monokulturen, die nichts mit Wald gemein haben. Doch Johannes Enssle vom Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg gefallen die Pappelfelder dennoch. „Im Vergleich zu Ackerkulturen wie Mais oder Raps sind solche Plantagen in der Regel naturverträglicher“, sagt Enssle. Die Holzäcker werden nicht mit Pestiziden behandelt, kaum gedüngt und seltener umgebrochen.

Bislang sind in Deutschland auf 4.000 Hektar Holzplantagen angelegt, schätzt das Bundeslandwirtschaftsministerium. Das ist wenig, verglichen mit den 2,1 Millionen Hektar, auf denen Energiepflanzen wie Mais oder Raps sprießen.

Günstigerer Strom nicht in Aussicht
Das Vergleichsportal Check 24 zählt aktuell 718 Stromanbieter, die ihre Preise im Januar oder Februar des neuen Jahres erhöhen. Für einen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 5.000 kWh wird der Strom im Durchschnitt 12,07 Prozent teurer. In den Top-Ten der Grundversorger, die ihre Preise am stärksten erhöhen, befinden sich auf dem zehnten Platz die Stadtwerke Zeil a. Main. Die Kunden müssen hier 17,97 Prozent mehr für ihren Strom bezahlen. Das entspricht bei einem Verbrauch von 5.000 kWh pro Jahr rund 226 Euro mehr als zuvor. Quelle: dpa
Auf dem neunten Platz liegen die Licht-, Kraft- und Wasserwerke Kitzingen GmbH mit einer Differenz von 18,09 Prozent zum alten Preis. Damit verlangt der Versorger 232 Euro mehr für seinen Strom. Quelle: dpa
Die städtischen Werke Borna GmbH befinden sich auf dem achten Platz der Strompreiserhöhungen im neuen Jahr. 18,35 Prozent müssen die Verbraucher mehr bezahlen - das sind 260 Euro mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
Auch in Fürth wird es für Stromkunden teurer: Die infra fürth GmbH verlangt 18,92 Prozent mehr - was 257,50 Euro entspricht. So liegt der Versorger auf Platz sieben. Quelle: dpa
Auf dem sechsten Platz befindet sich die EMB Energieversorgung Miltenberg-Bürgstadt GmbH & Co. KG mit einer Preiserhöhung von 19,05 Prozent. Hier müssen Verbraucher 236 Euro auf den alten Preis draufzahlen. Quelle: dpa
Den fünften Platz erreichen die Stadtwerke Borken/Westf. GmbH. Der Grundversorger hat seine Preise um 19,12 Prozent erhöht, was für den Verbraucher bedeutet, dass er 232 Euro mehr zahlen muss als zuvor. Quelle: dapd
Mit einer Erhöhung um 19,13 Prozent liegen die Stadtwerke Straubing Strom und Gas GmbH auf Platz vier. Hier muss der Verbraucher bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh 230,50 Euro zusätzlich zahlen. Quelle: dpa

Doch die künstlichen Wälder könnten schon bald sehr viel mehr Land besetzen: Die Deutsche Bahn lässt derzeit von zwei Hochschulen ermitteln, welche Flächen entlang ihrer Schienentrassen sich für die Anlage von Holzäckern eignen. Die Ernte machen bahneigene Kraftwerke und externe Betreiber zu Strom und Wärme.

Auch der Anlagenbauer Andritz aus Graz arbeitet an einer Alternative zum klassischen Brennholz aus dem Wald. Das österreichische Unternehmen nahm kürzlich eine Pilotanlage in Betrieb, die Biomasse in eine Art Kohle verwandelt. Torrefizierung, abgeleitet von dem lateinischen Begriff für „rösten“, heißt das Verfahren. Dabei werden die Ausgangsstoffe unter Luftabschluss auf 250 bis 300 Grad erhitzt, sodass sich Wasser sowie chemische Verbindungen mit niedrigem Heizwert lösen.

Übrig bleibt ein trockener, energiereicher Brennstoff, der sich problemlos in Holz- und Kohlekraftwerken verfeuern lässt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%