Gefrackt wird zwar schon seit mehr als fünfzig Jahren, doch der Schiefer-Schatz unter der Erde lässt sich erst seit etwa 15 Jahren dank neuer Technik bergen.
Denn während konventionelle Gasreserven wie Blasen über Ölquellen liegen und so durch einfaches anbohren gewonnen werden können, ist das bei Schiefergas etwas komplizierter. Es gehört zu den unkonventionellen Reserven und lagert eingekapselt in unzähligen Hohlräumen im Gestein. Diese Hohlräume müssen regelrecht geknackt werden, mit Hilfe von Hydraulic Fracutring – also Fracking.
Unkonventionelle Gasvorkommen
Schiefergas lagert in dichten Tonsteinschichten, in denen es sich auch gebildet hat. In Norddeutschland liegen diese in Tiefen von etwa 1000-25000 Metern. Schiefergas wird in Deutschland bisher nicht gefördert. Um es zu fördern, bedarf es der Hydraulic Fracturing Methode - also Fracking.
Kohleflözgas bezeichnet Erdgas, das in den Kohleschichten entstanden und enthalten ist. Diese Vorkommen befinden sich hierzulande in den Tiefen ab etwa 1000 Metern. Aus internationaler Erfahrung lässt sich eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ableiten, bei der Gewinnung von Kohlflözgas auf Fracking verzichten zu können.
Tight Gas befindet sich in besonders dichten Sand- oder Kalksteinschichten in Tiefen unterhalb von 3500 Metern. Die Gesteinsschichten zeichnen sich durch eine extrem verringerte Durchlässigkeit aus. Anders als bei Schiefer- oder Kohlflözgas befindet sich das Erdgas hier in Speichergesteinen, und nicht dort, wo das Gas entstanden ist. Tight Gas wird in Niedersachsen seit den 1990er Jahren gefördert, besitzt mit rund drei Prozent aber nur einen geringen Anteil am Gesamtfördervolumen. Tight Gas lässt sich nur durch Fracking fördern. Aufgrund der vielen Erfahrungen der Fachleute, wird Tight Gas heute kaum noch als "unkonventionell" bezeichnet.
Die neue Technik ermöglicht es den Ingenieuren, ihre Bohrer in Tiefen von 1000 bis 4500 Metern umzulenken. So gelangen sie nicht nur vertikal sondern auch horizontal ins Gestein - und das über etliche Kilometer hinweg.
In das etwa tellergroße Bohrloch wird dann mit hohem Druck von bis zu 1000 bar ein Gemisch aus Wasser, Sand und fast 30 teils giftigen Chemikalien gepumpt. Etwa 20 Millionen Liter Flüssigkeit gelangen so unter die Erde. Die giftigen Stoffe sind mit einem Anteil von weniger als zwei Prozent in der Flüssigkeit verdünnt. Dennoch sorgt der Mix unter dem hohen Druck dafür, dass das Gas über das Bohrloch an die Oberfläche strömt. Dabei machen die Chemikalien das Wasser geschmeidig, so dass es auch in kleinste Zwischenräume dringen kann.
Um ein Gasfeld komplett nutzen zu können, muss pro Standort etwa sechs bis sieben mal gebohrt werden. Dies geschieht meist in einer Art Zirkel, um sicherzugehen, dass das gesamte Vorkommen geborgen wird.
Ohne Zweifel, die Methode ist umstritten. Nicht umsonst standen im westfälischen Nordwalde über Wochen und Monate hinweg Fracking-Gegner auf den Straßen der Gemeinde und demonstrierten gegen die Probebohrungen von Exxon. Das Unternehmen hielt immer wieder Informationsabende und Diskussionsrunden zur Aufklärung ab. Jene, die mit dem Gas Geld verdienen wollen, äußern sich meist positiv über ihr Vorhaben. Jene, die neben den Bohrlöchern leben müssen, meist negativ.
Die Nordwalder sind mit ihren Sorgen nicht alleine. Die Initiative „Gegen Gasbohren“ vereint 31 Bürgerinitiativen in ganz Deutschland, die sich gegen Probebohrungen in ihrem jeweiligen Landstrich zur Wehr setzen. Sie sorgen sich um ihr Trinkwasser, die Struktur ihrer Böden und die Landschaft. Da es in Deutschland bisher kaum Erfahrungswerte mit Fracking gibt, unterfüttern sie ihre Kritik mit theoretischen Studien und Erfahrungswerten aus den USA. Denn die Nachrichten aus Pennsylvania und Co. handeln nicht nur von klingelnden Kassen. Sie berichten auch von gigantischen Bohrtürmen und Zufahrtsstraßen, die die Natur verschandeln. Auch zu Unfällen kommt es immer wieder.
Frischwasser-Container statt Wasser aus dem Hahn
Ganz besonders besorgt sind die Bürger bezüglich des Trinkwassers. Eine Studie der privaten Universität Duke University aus North Carolina unterstützt die Vermutung, dass Fracking das Wasser verunreinigen kann. Das Problem beim unkonventionellen Erdgas ist, dass es in der Regel weniger tief liegt als konventionelle Lagerstätten. Entsprechend geringer ist der Abstand zum Grundwasser und den dazugehörigen Ökosystemen. Etliche Anwohner haben sich in den USA daher mit Frischwasser-Containern eingedeckt, um das Wasser nahe der Bohrungen nicht trinken zu müssen.
Eine weitere Sorge ist die Instabilität des Bodens. Seismologen haben im Nordwesten der USA Erschütterungen der Stärke drei bis vier auf der Richterskala gemessen. Diese Stärke dieser Erdbeben gilt als sehr leicht und kaum gefährlich. Dennoch ist sie immer spürbar. Da die Böden durch die Bohrungen sehr durchlöchert sind, könnten sie instabil werden - so die Sorge. Angeblich seien schon Böden abgesackt.
Desweitern soll explosives Methangas durch die Wasserleitungen und so über den Hahn in die Privathaushalte gelangt sein. All diese Aspekte zeigt auch der Dokumentarfilm „Gasland“ des Filmemachers Josh Fox. Eine Firma bot ihm im Jahr 2010 etwa 100.000 US-Dollar, um auf seinem Land Probebohrungen durchführen zu dürfen. Daraufhin fuhr er in den Nordwesten der USA, um sich selbst ein Bild zu machen.