Schluss mit schlechten Flaschen Nie wieder korkiger Wein

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Umstieg auf Edelstahl

Für die einfachen Weine stellt sich diese Frage immer seltener. Der Schraubverschluss hat sich selbst bei renommierten Weingütern als Standard für die Gutsweine, die binnen weniger Jahre nach Abfüllung getrunken werden sollen, durchgesetzt. Auch für die höherpreisigen Weine gibt es Alternativen.

Das Unternehmen Vinventions aus den USA ist die Mutter von Marken wie Nomacorc, die neben Analysegeräten auch verschieden Verschlüsse bis zu Glas-Lösungen vertreibt, und des Fussgoenheimer Unternehmens Ohlinger. Das führt neben Schraubverschlüssen auch den sogenannten Safecork, der aus Kunststoff besteht und je nach Wunsch knallbunt oder in Kork-Optik die Flasche abdichtet. Ähnliche Eigenschaften mit edlerem Erscheinungsbild hat das sogenannte Vinolok. Das ist ein Glasstopfen, der eine wertige Anmutung vermitteln soll, die die Käufer von teuren Weinen erwarten.

Wenn es nach dem Winzer Patrick Johner ginge, wäre das alles nicht länger nötig. Im familiären Weingut Karl H. Johner, sind Korken inzwischen Vergangenheit. Das seit jeher für Innovationen bekannte Weingut in Vogtsburg-Bischoffingen wünscht sich eigentlich eine industrielle Lösung, die Flaschen mit Glas verschließt. Bislang gibt es hierfür nur die sogenannte „Gantenbrink“-Lösung, der Kunde knackt die Flasche an einer Sollbruchstelle auf.

Für Johner haben Versuche in Australien über mehr als 25 Jahre gezeigt, dass die Weine mit Edelstahlschraubverschluss gut reifen.

Auswirkungen des Kork-Verzichts

Keine Weinkorken mehr – das klingt für viele Menschen zunächst nach Schutz der Korkeichen. Die sinkende Nachfrage bedroht allerdings die Kulturlandschaft, die zum Beispiel als Heimat des Pardelluchses gilt.

Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist die industrielle Nutzung der Korkeiche sinnvoll. „Obwohl der Rohstoff fast ausschließlich aus Spanien und Portugal stammt, wird bei Fertigung und Transport eines Korkverschlusses nur etwa ein Viertel so viel Kohlendioxid freigesetzt wie bei einem Verschluss aus Kunststoff oder Metall“, heißt es in einem Ökotipp auf der Webseite. Auch seien die Korkeichenwälder Winterquartier für Zugvögel und bänden fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid.

Der CEO von Amorim, Antonio Amorim, freut sich deswegen auch über eine Steigerung von drei auf vier Milliarden Korken jährlich in den vergangen fünf Jahren. Und mit dem neuen Testverfahren, das laut der Fachzeitschrift Vinum den Winzer 120 Euro für 1000 Korken kostet, sollen fehlerhafte Flaschen Vergangenheit sein.

Ungelöst bleibt nur die Frage, was zu tun ist, wenn kein Korkenzieher zur Hand ist.

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