Trotz vermindertes Tempo Regenwald-Zerstörung bleibt weiterhin dramatisch

Fast 5000 Quadratmeter Regenwald sind seit August 2013 zerstört worden. Das sind 18 Prozent weniger als im Vorjahr, meldet das Institut für Raumfahrtforschung (INPE). "Kein Grund zur Freude", sagen Umweltorganisationen.

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90 Satelliten-Fotos sollen zeigen, dass sich die Regenwald-Zerstörung seit August 2013 verlangsamt hat. Umweltforscher sehen darin keinen Grund zur Freude. Quelle: AFP

Brasilia Die Zerstörung des für das Weltklima wichtigen Amazonas-Regenwaldes geht zwar weiter, aber mit vermindertem Tempo. In Brasilien, dem wichtigsten und größten der neun Amazonas-Länder, fielen von August 2013 bis Juli 2014 schätzungsweise 4848 Quadratkilometer Regenwald Motorsägen oder Brandrodung zum Opfer. Das waren 18 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2012/2013 (5891 Quadratkilometer), wie das Institut für Raumfahrtforschung (INPE) am Mittwoch mitteilte. Doch die vernichtete Fläche ist immer noch fast zweimal so groß wie das Saarland.

Die Angaben beruhen auf der Auswertung von rund 90 Satelliten-Fotos und können laut INPE um bis zu 10 Prozent abweichen. Konsolidierte Daten sollen erst in den nächsten Monaten vorgelegt werden.

Die Rate war die zweitniedrigste seit Beginn der Kontrollen im Jahr 1988. Nur 2011/2012 war sie mit 4571 Quadratkilometern geringer. Da die Vegetation Kohlenstoffdioxid aufnimmt und unter anderem in Sauerstoff umwandelt, ist die Regenwaldzerstörung in Brasilien eine der Hauptursachen für klimaschädliche CO2-Emissionen.

Die Umweltschutzorganisation WWF zeigte sich skeptisch. „Die Entwaldung im Amazonas ist laut offiziellen Zahlen zurückgegangen, einen Grund zum Feiern gibt es jedoch nicht. Die Situation bleibt dramatisch“, warnte WWF-Brasilien-Referent Roberto Maldonado. Angesichts der erstarkten Agrarlobby sei für die Zukunft nichts Gutes zu erwarten. „Statt das Land auf einen Weg der nachhaltigen Entwicklung zu bringen, kreischen weiter die Kettensägen - mit langfristig fatalen Folgen für Umwelt, Klima und Wirtschaft“, erklärte Maldonado.

Für August und September 2014 hatten brasilianische Medien zuletzt über einen deutlichen Anstieg der Abholzung von insgesamt 122 Prozent berichtet. Konterkariert werden die jüngsten Zahlen des INPE auch von einer kürzlich vorgelegten Studie der Nichtregierungsorganisation „Observatório do Clima“. Danach emittierte Brasilien 2013 in CO2-Äquivalenten gerechnet 1,57 Milliarden Tonnen Treibhausgase und damit 7,8 Prozent mehr als 2012. Ein wichtiger Grund dafür war auch die Zunahme der Abholzung im Amazonas-Regenwald.

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