Eine Herde von 800 afrikanischen Elefanten wiegt zusammen etwa 4000 Tonnen. Genauso schwer ist die Menge an Plastik-Müll, die Deutsche jährlich durch Kaffeekapseln produzieren. Und das ist nur ein Bruchteil des Plastikmülls, den Menschen aufgrund des großen Kunststoffverbrauchs auf der Erde hinterlassen. Allein in Deutschland werden jedes Jahr 19,5 Millionen Tonnen Plastik produziert. Weltweit sind es 288 Millionen.
Doch so groß das Geschrei über die wachsenden Plastik-Müllberge und verschmutzte Meere ist - komplett verzichten möchte niemand auf den Einsatz des Materials. Kaum ein Produkt lässt sich so schnell, flexibel und vor allem kostengünstig einsetzen.
Länger haltbar
Die Vorteile sind immens. So halten sich eingeschweißte Gurken zwei Wochen länger im Supermarktlager oder im heimischen Kühlschrank als das unverpackte Gemüse. Auch die Bekleidungs- und Automobilindustrie ist ohne Kunststoff nicht mehr denkbar.
Schneller schlau: Bio-Kunststoff
Der Begriff Biokunststoffe ist mehrdeutig und es muss differenziert werden hinsichtlich Rohstoffbasis und Funktionalität.
Diese Art des Kunstoffs ist abbaubar; also biologisch abbaubar, kompostierbar und wird aus nachwachsenden oder aus fossilen Rostoffen produziert. Es kann sich auch um Blends (Mischungen) handeln.
Kunststoffe dieser Art werden ganz oder teilweise aus Biomasse produziert, etwa aus Zuckerrohr. Biobasierte Kunststoffe können biologisch abbaubar sein, sind es aber oftmals nicht.
Quelle: Umweltbundesamt, Stand: August 2023
Großer Nachteil ist jedoch, dass sich die Polymere des Materials nur langsam abbauen. Je nach Beschaffenheit dauert es 350 bis 500 Jahre, ehe Kunststoff zu Humus geworden ist. Um die Umwelt und vor allem Ressourcen zu schonen, arbeiten immer mehr Wissenschaftler, Unternehmen und sogar kleine Start-ups an der Entwicklung von Bioplastik.
Der Unterschied: Herkömmliche Kunststoffe bestehen vor allem aus Erdöl. Bioplastik setzt sich aus Polymeren zusammen. Diese werden aus natürlichen Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr, Holz, Ölen oder Fetten hergestellt.
Banane aus Plastik
Der Schülerin Elif Bilgrin ist es im Zuge eines amerikanischen Wissenschaftswettbewerbs im Sommer 2013 sogar gelungen, aus einer Banane Plastik herzustellen. Der Fantasie und vor allem den Möglichkeiten, aus Abfall Kunststoffe herzustellen, sind also keine Grenzen gesetzt.
„Biokunststoffe kommen vor allem in der Verpackungsindustrie und Automobilbranche zum Einsatz“, sagt Michael Herrmann, Sprecher beim Verband Plastics Europe in Frankfurt. Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen gibt es zum Beispiel in Bioabfalltüten oder in der sogenannten Plant Bottle von Coca Cola. Die PET-Flasche besteht zu 18 Prozent aus Material auf Pflanzenbasis. Auch die Flaschen des Vio-Tafelwasser bestehen aus einem Mischmaterial.
Bioabbaubare versus biobasierte Kunststoffe
PCL (Polycaprolacton) ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff, der auf Basis von Erdöl hergestellt wird. Er kommt vor allem in der Verpackungstechnik und in der Medizintechnik zum Einsatz. Ganz ähnliche Eigenschaften weisen PBAT (Polybutylenadipat-terephthalat), PBS (Polybutylensuccina), PGA (Polyglycolid) und andere auf.
Allgemeine Kunststoffe, die nicht kompostierbar sind: PE (Polyethylen), PP (Polypropylen), PVC (Polyvinylchlorid), PS (Polystyrol), PET (Polyethylenterephthalat) und andere.
Dabei handelt es sich um Stärke-Blends, die sich aus unterschiedlicher Biomasse zusammensetzen können. Bekannte Materialien sind Cellophan, PLA (Polylactide), Chitin und andere.
Die meisten Cellulose-Derivate wie Zucker (PE+PVC) oder Rizinusöl (PU +PA) bestehen zwar aus Biomasse. Ihre Polymere sind dennoch nicht biologisch abbaubar. Sie kommen in Filmbindern, Klebstoffen oder Wasch- und Reinigungsmitteln vor.
Sogar in Autos wird Bioplastik verbaut. Ein berühmtes Beispiel ist das „Concept Car“ von Fanta-Vier-Sänger Smudo. Der Rennsportfan und bekennende Öko hat sich ein Auto bauen lassen, dessen Scheinwerfer und Außenteile aus sogenannten thermoplastischen Biowerkstoffen bestehen. Das Material lässt sich nach der Aushärtung wieder erwärmen und neu verformen und wird so recycelbar. Außerdem wurden für großflächige Karosserieteile Naturfaserverbunde eingesetzt.
In der Automobilbranche ist der Trend hin zu Biokunststoffen alles andere als neu. Bereits 1915 verbaute Henry Ford an seinem T-Modell eine Starterbox aus Weizengluten, die mit Asbestfasern verstärkt wurde. Im Anschluss entwickelte er Prototypen aus Hanffasern und Sojamehl. Das Material war so stabil, dass Ford den Kofferraumdeckel nicht einmal mit einer Axt zertrümmern konnte. Im heutigen Ford Mustang kommen immerhin noch in geringen Mengen Biokunststoffe zum Einsatz.