Umweltverschmutzung Smog-Desaster in China

Seite 2/2

Die Luftverschmutzung ist gefährlich

So schlimm ist es in Peking. Quelle: REUTERS

Ungefährlich ist die Luftverschmutzung keineswegs: Laut einer Greenpeace-Studie war die Luftverschmutzung 2012 Ursache für 8572 Todesfälle in Peking, Shanghai, Guangzhou und Xian, und verursachte Kosten in Höhe von 1,08 Milliarden Dollar. Besonders betroffen ist die hochindustrialisierte Ostküste des Landes. Laut des chinesischen Umweltministerium leiden die Regionen um Guangzhou, Shanghai und Peking-Tianjin unter 100 Tagen Smog im Jahr. In diesen Regionen stehen die meisten Kohlekraftwerke, welche mit knapp 20 Prozent für den Großteil der PM2,5-Emissionen verantwortlich sind.

In erster Linie ist der Energiehunger des Landes und die starke Abhängigkeit Chinas von Kohlekraftwerken Ursache des Smogs. Zwischen 2005 und 2010 stieg der Kohleverbrauch des Landes um 44 Prozent - 2010 verbrauchte China 48 Prozent der weltweit verbrannten Kohle. Zu rund 80 Prozent bezieht das Land seine Energie aus Kohlekraftwerken. Eine Ursache für den Smog vom vergangenen Wochenende war der erhöhte Energieverbrauch durch Heizungen.

Der Klimawandel in Zahlen

Lange Zeit waren die Messstationen der amerikanischen Botschaft bzw. des Konsulats in Peking und Shanghai die einzige verlässliche Quelle für PM2,5-Messungen. Chinesische Messstationen maßen nur weniger gefährliche Partikel ab einer Größe von PM10, während die Regierung ausländische Botschaften noch dazu aufrief, keine "unakkuraten und unrechtmäßige" Daten zu veröffentlichen. Anfang 2012 hat Peking schließlich begonnen, die Feinstaubbelastung durch PM2,5-Partikel zu messen und zu veröffentlichen. Seit Januar gibt es nun tägliche Messwerte aus 74 Städten. Der Regierung scheint klar geworden zu sein, dass das Problem nicht mehr ignoriert oder klein geredet werden kann.

Neu am Smog-Desaster ist, dass die staatlich kontrollierten Medien relativ offen darüber berichten können. Selbst die als extrem parteitreu geltende Zeitung "Global Times" schrieb am Montag: "In Zukunft sollte die Regierung wahrheitsgetreue Umweltdaten veröffentlichen" - natürlich nicht ohne vorher auf den beeindruckenden Wirtschaftsaufschwung des Landes zu verweisen.

Das lässt den Schluss zu, dass die neue Führung um Xi Jinping, die im November auf dem 18. Parteikongress ernannt wurde, Umweltfragen tatsächlich ernster nimmt.

Umweltschutz ist als Ziel im aktuellen Fünf-Jahres-Plan formuliert. Die Regierung hat außerdem verkündet, die PM2,5-Belastung bis 2015 um fünf Prozent zu reduzieren. "Wir müssen damit beginnen, die Luftqualität zu verbessern und das PM2,5-Problem zu lösen", sagte Zhao Hualin vom Umweltschutzministerium im Dezember. Weltweit sind momentan 1200 Kohlekraftwerke in Planung - 363 davon in China. Laut Greenpeace ist eine Reduzierung von fünf Prozent noch das bestmögliche Szenario.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%