Umweltverschmutzung Was mit unserem Plastikmüll im Meer passiert

Plastikmüll in den Ozeanen verschwindet auf mysteriöse Weise, diesen Schluss legt eine neue Studie nahe. Auf der Meeresoberfläche treiben weniger Plastikpartikel, als ursprünglich erwartet. Woran kann das liegen?

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270.000 Tonnen Plastikmüll treiben auf den Weltmeeren
Fast 270.000 Tonnen Plastikmüll treiben einer neuen Studie zufolge auf den Ozeanen der Erde. Das sei so viel Abfall, wie nicht einmal in 38 500 Müllwagen passen würde, schätzt eine am Mittwoch in dem Fachjournal „Plos One“ veröffentlichte Studie. Es handele sich dabei um mehr als fünf Billionen Einzelteile, heißt es in der Untersuchung. Um zu den Zahlen zu kommen, hatten Forscher zu See mit einem Maschennetz kleine Abfallteilchen gesammelt. Beobachter auf Booten zählten größere Gegenstände auf dem Wasser. Mit Computermodellen wurde für nicht untersuchte Gebiete hochgerechnet, wie viel Müll auch dort schwimmt. Die Studie bezieht sich lediglich auf Plastikabfall an der Wasseroberfläche. Wieviel Material auf dem Meeresboden liegt, erforschten die Wissenschaftler nicht.Foto: NOAA/PIFSC Quelle: Presse
Im Meer vor Griechenland treiben Plastiksäcke. Das Bild stammt aus dem Jahr 2008.Foto: Gavin Parson/Marine Photobank Quelle: Presse
Plastikmüll als Habitat für Meeresbewohner im Pazifik.Foto: Lindsey Hoshaw Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Tromsø in Norwegen.Foto: Bo Eide Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Kanapou in den USA.Foto: NOAA/Marine Debris Program Quelle: Presse
Vor der Küste von Hawaii sind etliche Netze angeschwemmt worden.Foto: Chris Pincetich/Marine Photobank Quelle: Presse
Kein seltener Bild: Eine Robbe hat sich in einem Treibnetz verfangen, USA, 2009.Foto: Kanna Jones/Marine Photobank Quelle: Presse

Wir leben in einer Zeit, die auch als Plastik-Zeitalter bezeichnet werden kann. Immer mehr produzieren wir von dem Material, dessen Trümmer die Ozeane verstopfen. Aufgrund der katastrophalen Situation in den Weltmeeren erscheint das Ergebnis einer Studie, die am Montag im Magazin "Proceedings of the National Academy of Science" veröffentlicht wurde, erfreulich. Stattdessen wundern sich Wissenschaftler von der Universität Cádiz aber viel eher und machen sich Gedanken über die überraschend geringe Konzentration an Plastikpartikeln im Meer.

Auf einem Forschungsschiff umfuhr das Team um Andrés Cózar die Weltmeere. Die Expedition diente dem Ziel, das aktuelle Ausmaß des Müllproblems in den Ozeanen zu ergründen. Dafür nahmen sie Wasserproben an 141 verschiedenen Orten und führten Messungen der Plastik-Konzentration auf der Meeresoberfläche durch. Das Ergebnis der Analyse von insgesamt 3070 Proben war frappierend und überraschte selbst die Experten.

Statt einer Million Tonnen Plastik, wie frühere Erhebungen aus den 70er Jahren prognostizierten, treiben jetzt "nur" 35.000 Tonnen Plastik auf den Weltmeeren. Damals hatte die National Academy of Science mit 45.000 Tonnen Plastik gerechnet, die jedes Jahr in die Weltmeere gespült werden. Seitdem hat sich die Produktion von Plastik aber verfünffacht.

Die logische Konsequenz, die aus dieser Tatsache zu ziehen ist: Eigentlich müsste die Menge an Plastikteilchen auf der Meeresoberfläche noch viel höher sein als damals angenommen. Tatsächlich fällt sie aber wesentlich niedriger aus. Weil sich Plastik zudem auch noch in viele kleine zusätzliche Teilchen aufspaltet, müssten sich auf der Wasseroberfläche eigentlich viele klitzekleine Bruchstücke ablagern. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Forscher fanden kaum Partikel mit einem Umfang von weniger als fünf Millimetern und die Konzentration variierte auf einem sehr niedrigen Stand - zwischen 7000 und 35.000 Tonnen.

Auf mysteriöse Weise haben sich die Müllberge folglich in Luft aufgelöst. Wie kann das sein, dass die Analysen der Plastik-Konzentration im Verhältnis derartig niedrig ausfallen?

Der Forscher Andrés Cózar vermutet, dass Fische die Plastikpartikel gefressen haben könnten, was erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit habe. Nicht nur die Tiere seien gefährdet, sondern auch wir Menschen – die eigentlichen Übeltäter der Misere.

Cózar hofft allerdings auf eine andere Möglichkeit, deren Auswirkung auf die Umwelt weit weniger schlimm einzustufen wäre. Sofern die Plastik-Partikel auf den Meeresgrund wirklich absinken, würden auch weniger Lebewesen mit dem Material in Kontakt kommen. Die Verschmutzung durch Plastik interagiere am ehesten mit den Meeresbewohnern, da an und auf der Wasseroberfläche am meisten Organismen angesiedelt seien.

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