Urbanisierung Der Reichtum der Städte

Die Urbanisierung ist nicht aufzuhalten – und das ist gut so. Der Harvard-Ökonom Edward Glaeser beschreibt, warum uns die Stadt reicher, gesünder und glücklicher machen wird.

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Stau am Schalter - Um die Zuwanderung zu verkraften, brauchen Städte wie Peking leistungsfähige Verkehrssysteme. Quelle: dapd

Die Städte der USA machen nur drei Prozent der gesamten Landesfläche aus, doch auf diesen drei Prozent leben dicht gedrängt 243 Millionen Amerikaner. 36 Millionen Menschen wiederum leben im Großraum Tokio, der Metropolregion mit den weltweit höchsten Produktivitätsraten. Und mindestens zwölf Millionen Menschen wohnen in der indischen Megastadt Mumbai. Die Einwohnerzahlen chinesischer Wirtschaftszentren wie Shanghai sind fast ebenso hoch.

Was sagt uns das? Das Platzangebot auf unserem Planeten ist riesig – die Menschen aber rücken in riesigen, städtischen Ballungszentren immer näher zusammen. In den Entwicklungsländern ziehen jeden Monat fünf Millionen neue Zuwanderer in die Metropolen – mehr als jeder zweite Mensch lebt mittlerweile in der Stadt.

Diese wachsenden Ballungszentren sind die treibende Kraft für Neuerung – und das schon seit Plato und Sokrates, die auf den Plätzen Athens ihre Lehren verbreiteten. Die Gassen und Wege von Florenz wiederum waren die Wiege der Renaissance, und in den Straßen von Birmingham entfaltete sich die industrielle Revolution.

Wachstum der Mega-Metropolen
Platz 10: N.Y.-Newark (USA)Bereits 1960 lebten rund 14 Millionen Menschen im Großram New York- Newark. Laut Prognosen sollen es 2020 über 20 Millionen sein. Das würde einem Wachstum von 44 Prozent entsprechen. (Quelle: UN) Quelle: dapd
Platz 9: Tokio (Japan)Um 122 Prozent soll Japans Hauptstadt zwischen den Jahren 1960 und 2020 wachsen. Schon 1960 lebten in Tokio 16,5 Millionen Menschen - 2020 sollen es aber fast 38 Millionen sein. Zwar reicht es mit dieser Wachstumsprognose nur für einen der hinteren Plätze - allerdings wäre Tokio mit dieser Bevölkerungszahl 2020 die weltweit größte Stadt! Quelle: Reuters
Platz 8: Shanghai (China)Fast 20 Millionen Menschen sollen im Jahr 2020 in Shanghai leben - 1960 belief sich die Zahl der Einwohner noch auf 6 Millionen. Dieser Anstieg würde einem Wachstum von 180 Prozent entsprechen. Quelle: Reuters
Platz 7: Kalkutta (Indien)Knapp 6 Millionen Menschen lebten im Jahre 1960 in Kalkutta. Die Zahl der Einwohner soll bis 2020 um 227 Prozent steigen - dann soll die Stadt laut Prognosen Platz für über 18 Millionen Menschen bieten. Quelle: Reuters
Platz 6: Mexiko-Stadt (Mexiko)Ein Wachstum von 309 Prozent hat Mexiko-Stadt zu erwarten. 4,5 Millionen Menschen lebten hier 1960 - im Jahr 2020 sollen es bereits über 20 Millionen sein. Quelle: dapd
Platz 5: São Paulo (Brasilien)Noch stärker fällt der Wachstum mit 445 Prozent in Brasiliens größter Stadt aus. 2020 sollen in São Paulo fast 22 Millionen Menschen Platz finden - 1960 belief sich die Zahl der Einwohner auf "nur" 4 Millionen. Quelle: Reuters
Platz 4: Mumbai (Indien)Mit stolzen 484 Prozent Wachstum muss eine der wichtigsten Hafenstädte Indiens rechnen. Auch Mumbai fasste im Jahr 1960 nur knapp 4 Millionen Einwohner. Allerdings soll die Stadt 2020 fast 24 Millionen Menschen Platz zum Leben bieten. Quelle: dapd

Die Stadt triumphiert

In den wohlhabenden Ländern der westlichen Welt gingen die Städte aus den Entwicklungen des industriellen Zeitalters hervor und sind heute reicher, gesünder und attraktiver denn je. In den ärmeren Ländern expandieren die Ballungsräume in atemberaubendem Tempo, weil die urbane Dichte den Menschen am ehesten Chancen bietet, der Armut zu entfliehen.

Die Welt ist nicht flach, sie ist asphaltiert. Die Stadt hat triumphiert. Sie steht für ein Minimum an räumlicher Distanz zwischen Menschen und Unternehmen. Städte bedeuten Nähe, Dichte und direkten Kontakt. Sie schaffen die Bühne, auf der Menschen zusammen arbeiten, leben und sich vergnügen. Ihren Erfolg verdanken sie dem Bedürfnis nach Nähe und Zusammenhalt.

In den USA verdienen Arbeiter urbaner Ballungsräume 30 Prozent mehr als Arbeiter fernab der Metropolen. In anderen reichen Ländern ist das Einkommensgefälle zwischen Stadt und Land um nichts geringer. Noch größer ist der Abstand in ärmeren Ländern. Die hohen Löhne werden zwar durch höhere Lebenskosten wettgemacht, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass hohe Löhne Ausdruck höherer Produktivität sind.

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