Umweltschutz Recycling liegt voll im Trend

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Bürostuhl in Einzelteilen. Alle Teile können wiederverwertet werden

Selbst Kleidung eignet sich für die Kreislaufproduktion. Würde man allein alle 500 Millionen Schuhe zu einem Haufen stapeln, die im deutschsprachigen Raum Jahr für Jahr auf dem Müll landen, ergäbe dies alleine einen rund 130 Meter hohen Abfallhaufen. „Um diesen Müllbergen zu entgehen, brauchen wir intelligente Schuhsysteme“, sagt Dominik Walcher, Professor für Design und Produktmanagement an der Fachhochschule in Salzburg.

Der amerikanische Sportartikelhersteller Nike hat den 100 Euro teuren Laufschuh Pegasus nach dem Cradle-to-Cradle-Konzept hergestellt: Die Außensohle besteht aus recyceltem Gummi geschredderter Sportschuhe. Sind die Schuhe abgenutzt, nimmt Nike sie zurück und stellt daraus neue her.

Die Idee des Ökovisionärs Braungart geht noch weiter: Er fordert eine Art Öko-Leasing. Das würde bedeuten, dass Gebrauchsgüter für ihre Lebensdauer nur noch verliehen werden. Kunden kaufen dann ihren Fernseher nicht mehr, sie erwerben 5.000 Stunden Nutzungszeit. Ist die Zeit abgelaufen, holt der Hersteller das Gerät ab und verwertet dessen Einzelteile.

Kritik an technischen Gegebenheiten

Heute schon verleiht ein Bielefelder Fensterproduzent seine Produkte an Kunden: Haben die Fenster ausgedient, nimmt sie das Unternehmen zurück und verwendet die Einzelteile weiter. Der weltgrößte Teppichhersteller Shaw aus dem US-Bundesstaat Georgia bietet ähnliche Dienstleistungen für Teppichböden an.

Kritiker halten den C2C-Aktivisten entgegen, dass ihr abfallfreies Wirtschaften zu oft an technischen Gegebenheiten scheitert. So existieren nicht einmal „die nötigen Sortiermaschinen für Sekundärrohstoffe wie etwa Kunststoff“, sagt Klaus Wiemer, Experte für Abfallwirtschaft der Universität Kassel.

Häufiges Erhitzen von Plastik-Granulat verkürze zudem die Molekülketten und beeinträchtige die Qualität des recycelten Materials, warnen Experten.

Doch die Visionäre scheren sich wenig um derlei Bedenken. Stattdessen lassen sich inzwischen Politiker vom Cradle-to-Cradle-Fieber anstecken: Gouverneur Arnold Schwarzenegger etwa will Kalifornien zu einem C2C-Staat machen. Und die niederländische Umweltministerin Jacqueline Cramer gab bekannt, im Jahr 2012 den öffentlichen Einkauf in Höhe von 40 Milliarden Euro auf „Cradle-to-Cradle“-Beschaffung umzustellen.

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