Smartphone Worauf Sie bei einem LTE-Handy achten sollten

Noch vor zwei Jahren galt LTE als teure Mobilfunktechnik mit geringer Netzabdeckung. Doch das hat sich geändert: Datentarife mit LTE sind fast schon Alltag und Smartphones mit der neuen Zugangstechnik gibt es für unter 150 Euro. Was bringt LTE und wo liegen die Tücken?

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Die günstigsten LTE-Smartphones Quelle: Presse

Wer mit dem Gedanken spielt sich ein Smartphone mit LTE anzuschaffen, sollte vorher einen Blick auf das Display seines Smartphones werfen. Ist da oben neben dem Empfangsbalken ein kleines "L" zu sehen? Das "L" steht für LTE; das Mobiltelefon kann die Technik also bereits nutzen.

Das überrascht viele Nutzer. Denn jahrelang wurde über den schleppenden Ausbau des LTE-Netzes geklagt, dann ging es plötzlich ganz schnell. Da kann es schonmal passieren, dass man den Nachfolger des 3G-Standards bereits nutzt, ohne es zu merken.

Der mobile Internetzugang fürs schnelle Surfen und Downloaden ist mittlerweile selbstverständlicher Bestandteil vieler Datentarife von Mobilfunkbetreibern wie O2, Telekom oder Vodafone. Noch im Sommer 2013 waren Smartphones mit LTE-Unterstützung eher selten, heute sind die meisten Geräte oberhalb der Einsteigerklasse für LTE gerüstet.

Selbst bei preiswerten Handys für weniger als 150 Euro ist LTE - auch 4G genannt - keine Seltenheit mehr.

Von günstig bis Premium: LTE-Handys aller Klassen
Motorola Moto E Quelle: PR
Huawei Ascend G620s Quelle: Presse
Sony Experia E4G Quelle: Presse
ZTE Blade V220 Quelle: Presse
Microsoft Lumia 640 Quelle: PR
HTC Desire 510 Quelle: Presse
Mittelklasse-SmartphoneArchos 50 Oxygen PlusDie 4G-Version des Smartphones des französischen  Herstellers kommt im Juni auf den Markt. Das Gerät ist mit dem neuen Android Lollipop ausgestattet und arbeitet mit einem schnellen Achtkern-Prozessor MT6752 von Mediatek. Das Touchdisplay mit IPS-Technik hat eine Diagonale von 5 Zoll. Dual-Sim erlaubt private und berufliche Nutzung in einem Gerät. Ein Preis wurde noch nicht bekannt gegeben, die aktuelle Version ohne LTE-Modul kostet knapp 200 Euro.Preis: steht noch nicht fest Quelle: Presse

Wer braucht LTE?

Der Mobilfunkstandard, der heute schon Downloadraten von bis zu 150 MBit pro Sekunde erreicht, eignet sich ideal für Entertainment-Angebote aus dem Web. Beispielsweise wenn man Full-HD-Videos von Youtube, Vimeo oder Streaming-Plattformen ansehen will. Das durchschnittliche Youtube-Video funktioniert zwar auch auf einem 3G-Handy, doch hochauflösende Filme in Full HD oder gar 4K laufen über 4G einfach flüssiger. Wer unterwegs Videotelefonie oder grafisch anspruchsvolle Online-Spiele nutzt, hat ebenfalls Vorteile.

Auch mobile Mitarbeiter von Unternehmen, die unterwegs mit ihrem Tablet an Projekten arbeiten und dabei große Multimedia-Dateien bearbeiten und Daten über die Cloud austauschen, wissen 4G zu schätzen. Nützlich ist der Datenturbo außerdem für Pendler, die auf dem täglichen Arbeitsweg die Zeit in Bus oder U-Bahn nutzen, um am Tablet schon mal eine Runde zu arbeiten.

Fakten rund um LTE

Wer mit seinem Smartphone dagegen nur Online-News liest, mit den Freunden WhatsApp-Nachrichten austauscht, mit Google Maps navigiert oder sich über das neueste Katzenvideo amüsiert, der kommt auch mit 3G klar.

Die Vorgängergeneration der 3G-Ära, bekannt unter den Stichworten UMTS, HSPA oder HSPA+, erreicht in der höchsten Ausbaustufe HSPA+ immerhin bis zu 42 MBit pro Sekunde. Das klassische UMTS ist allerdings auf bescheidene 384 KBit pro Sekunde begrenzt.

Wer das schnelle LTE nutzen will, benötigt drei Dinge: Ein Smartphone oder Tablet mit einem LTE-Chip, einen Datentarif der LTE unterstützt sowie LTE-Sendemasten in Funkreichweite. Außerdem sollte die SIM-Karte nicht sehr alt sein, dann unterstützt sie eventuell LTE nicht. In diesem Fall ist eine neue SIM-Karte beim Mobilfunkanbieter zu bestellen.

Die Technik hinter LTE

LTE steht für Long Term Evolution und bezeichnet einen Mobilfunkstandard, der heute in der Praxis schon Downloadraten von 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) oder mehr ermöglicht. Theoretisch sind bis zu 300 MBit/s erreichbar. Der 4G-Standard ist in der Geschwindigkeit den meisten DSL-Anschlüssen ebenbürtig, und oftmals sogar überlegen. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher DSL-Anschluss im Haushalt bietet beispielsweise 25 MBit/s im Download. In der Praxis wird allerdings oft nur die Hälfte tatsächlich erreicht.

Die Internet-Anschlüsse der deutschen Haushalte

Die hohe Leistung erzielt die Technik vor allem durch Verbesserungen beim Modulationsverfahren und den Einsatz verschiedener Frequenzbereiche. Auf dem Land wird beispielsweise besonders der Frequenzbereich um 800 MHz genutzt, in der Stadt kommen vor allem 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz zum Einsatz. Nicht nur die Datenübertragung ist schneller, auch die Reaktionszeiten im Netz (die sogenannte Latenz) sind kürzer, was ebenfalls zu einer Beschleunigung beim Aufruf von Webseiten führt.

Ein Blick auf die Tariftabellen der Mobilfunkbetreiber zeigt aber auch, dass LTE sein Geschwindigkeitspotenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat. Die meisten erschwinglichen LTE-Tarife begnügen sich derzeit mit 21 MBit/s.

Unsere Geräte werden immer schlauer, effizienter und leistungsfähiger. Der Ruhm dafür gebührt den großen Entwicklungen in Bereichen wie Cloud Computing, Big Data und Industrial Internet.

Ähnlich wie bei DSL muss man damit rechnen, dass man im Alltag nur etwas mehr als die Hälfte der als Maximalwert angegebenen Downloadrate erzielt. Wie viel die Verbindung tatsächlich hergibt, kann jeder Nutzer durch Speedtests herausfinden. Entsprechende Apps gibt es auf den gängigen Mobilplattformen iOS, Android und Windows Phone. Die Apps messen Werte wie Download-, Uploadrate und Latenzzeiten.

Um ein zuverlässiges Bild von der gebotenen Leistung zu bekommen, sollte man sich nicht auf eine Messung beschränken, sondern den Geschwindigkeitstest an mehreren Tagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten starten.

Fortschritte bei der Netzabdeckung

Die Netzabdeckung kann sich inzwischen sehen lassen, zumindest, wenn man in die Großstädte schaut. Nach Angaben von Statista war LTE Mitte 2014 beispielsweise in Berlin und Hamburg für fast 100 Prozent aller Haushalte verfügbar. Die Zahlen werden deutlich schlechter, wenn ganze Bundesländer in die Statistik genommen werden, denn außerhalb der Großstädte auf dem Land ist die Verfügbarkeit von LTE noch sehr lückenhaft.

In Baden-Württemberg lag die Netzabdeckung Mitte 2014 bei 75 Prozent, in Nordrhein-Westfalen bei knapp 90 Prozent, in Bayern bei gut 87 Prozent. Das Schlusslicht bildet das Saarland, wo LTE nur für 72 Prozent aller Haushalte zu haben ist. Die Zahlen stammen aus dem Breitbandatlas der Bundesregierung. Den aktuellen Stand der LTE-Verfügbarkeit kann man auf der Webseite Zukunft-Breitband abrufen.

Unterschiede bei LTE-tauglichen Smartphones

Beim Kauf eines LTE-tauglichen Geräts reicht es nicht, zu prüfen, ob LTE in der Featureliste steht. Es gibt nämlich unterschiedliche LTE-Module. Diese werden eingeteilt in die Cat 3, Cat 4 oder Cat 6. Erst ab Cat 4 werden Downloads von bis zu 150 MBit/s und Uploads von bis zu 50 MBit/s unterstützt.

In der Praxis dürften aber Cat-3-Geräte ausreichen. Auch diese unterstützen bereits 100 beziehungsweise 50 MBit/s. LTE Cat 6, auch als LTE Advanced bezeichnet, ermöglicht Übertragungsraten von bis zu 300 MBit/s im Download und bis zu 50 MBit/s im Upload. Entsprechende Angebote wie etwa "LTE Max" der Telekom sind aber noch selten und abhängig vom Netzausbau in der jeweiligen Region.

Abfrage LTE-Verfügbarkeit Quelle: Screenshot

Beim Handykauf kann auch ein Blick auf die unterstützten Frequenzbänder sinnvoll sein. Vor allem, wenn man viel im Ausland unterwegs ist. Zwar ist LTE ein weltweit definierter Standard, doch bei den verwendeten Frequenzen gibt es ein ziemliches Wirrwarr. Insgesamt wird auf 40 unterschiedlichen Frequenzen gefunkt und empfangen. Unterschiedliche Regionen verwenden auch unterschiedliche Frequenzbänder.

Wenn man Pech hat, kann man mit einem in Deutschland erworbenen Handy in den USA nicht mit LTE ins Web, sondern ist auf WLAN-Hotspots angewiesen. In Deutschland üblich sind beispielsweise die Frequenzbänder 3 (1,8 GHz), 7 (2,6 GHz) und 20 (800 MHz). Auf dem Land kommt vielfach 800-MHz-Frequenz zum Einsatz, da diese über eine größere Reichweite verfügt, in Großstädten sind 2,6 GHz günstiger.

Praktisch alle Smartphones unterstützen mehrere Bänder und Frequenzen, das iPhone 6 beispielsweise unterstützt 20 Bänder.

LTE für Notebooks und PCs

Wer auf dem Notebook den schnellen Mobilfunkstandard nutzen will, kauft sich einen LTE-Surfstick und steckt ihn an den USB-Anschluss des Mobilrechners. Solche Sticks gibt es beispielsweise von Huawei mit dem Huawei E 398. Verkauft werden die Sticks auch bei Mobilfunkbetreibern wie Telekom oder Vodafone.

LTE wird von der Bundesregierung und den Mobilfunkbetreibern bekanntlich vorangetrieben, um auch ländliche Gebiete, in denen das Verlegen von Kabeln zu teuer und zu langwierig ist, mit Breitband-Internet zu versorgen. Wer also außerhalb der Metropolen wohnt und keinen schnellen DSL-Anschluss bekommt, aber einen 4G-Mobilfunkmast in Empfangsreichweite hat, darf auf einen zügigen Webzugang hoffen. Dafür braucht man einen LTE-Router. Beispielsweise den Fritz! Box 6842 LTE von AVM oder den Telekom Speedbox LTE III. Ist das Funksignal in der Wohnung zu schwach, kann man eine externe Antenne ans Fenster stellen und mit dem Router verbinden.

Die Zukunft von LTE: 5G

Es sieht also so aus, als ob LTE uns noch eine ganze Weile lang begleiten wird. Als schneller Internetzugang für Mobilgeräte und als DSL-Ersatz für Regionen ohne vernünftiges DSL.

Und sollte 4G doch einmal ausgereizt sein, dann steht schon der nächste LTE-Standard vor der Tür. Die Telekom hat gerade ein "Innovationslabor 5G:haus" angekündigt, in dem sie mit Partnern wie beispielsweise Samsung, Nokia, Qualcomm oder Huawei an der nächsten Mobilfunktechnik arbeiten will.

Huawei plant derweilen in München eine "innerstädtische Testumgebung für 5G-Technologien". Dabei sollen die Bayerische Staatsregierung, die Stadt München, die Technische Universität München sowie der Provider M-Net mithelfen, den kommenden Mobilfunkstandard testweise zu realisieren.

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