Vernetztes Fahren Wie die Cloud das Auto revolutioniert

Seite 2/3

Mit dem Mehrwert soll die Nachfrage wachsen

Die Ziele sind wesentlich kürzere Innovationszyklen und ein „durchgängiges digitales Kundenerlebnis“, wie Schwarzenbauer es formuliert – sei es im Fahrzeug, über das Web oder per Smartphone-App. Ende des Jahres erwartet BMW erste Ergebnisse der neuen Abteilung. „Waren früher die meisten Innovationen technisch getrieben, kommen heute immer mehr Innovationen von der Software-Seite“, sagte Schwarzenbauer vergangenen Monat bei einem Kongress.

„Die Autobranche investiert zwar viel in Zukunftstechnologien, ein kritischer Punkt ist aber die Geschwindigkeit. Wir müssen in vielen Bereichen noch deutlich schneller arbeiten, um die Neuerungen der IT-Branche schnell in unsere Fahrzeuge zu integrieren.“ Auch Zukäufe sind in dem Bereich laut Schwarzenbauer möglich: „800 Start-ups haben wir uns schon angeschaut.“

Der Haken bleibt aber der momentan noch maue Kundenzuspruch für die Internet-Dienste im Auto. Mit neuartigen Angeboten, die einen Zusatznutzen bieten, könnten die Hersteller – im Gegensatz zu den aktuellen Funktionen – auch Geld verdienen. „Die Nachfrage ist natürlich eine Frage des Preises. Wir sind es gewohnt, für solche Dienstleistungen nicht monetär zu bezahlen. Aber wir zahlen natürlich mit unseren Daten “, erklärt Roland-Berger-Experte Bernhart. „Es ist ein Trugschluss, bestehende Apps vom Smartphone ins Auto zu übertragen und damit Geld verdienen zu wollen. Die Informationen, Musik oder ähnliches bekomme ich als Kunde auch anders und werde nicht extra dafür zahlen. Die Kosten müssen im Verhältnis zum Mehrwert stehen.“

Cloud ermöglicht Update über Nacht

Ein solcher Mehrwert könnte laut Bernhart etwa ein Navigationssystem sein, dass nicht nur zum Ziel leitet, sondern auch gleich einen Parkplatz reserviert und das Parkticket zahlt.

Die Funktionen, die mit der Internetverbindung des Autos möglich werden, sind in ihrer Anzahl beinahe unbegrenzt. Viele Daten müssen nicht mehr einzeln in jedem Wagen aufgespielt werden, sondern können per Cloud geteilt werden. Wie das aussehen kann, hat der US-Elektroautobauer Tesla gezeigt: Ein umfangreiches Software-Update wurde einfach per Internet aufgespielt. Abends vor der Haustüre geparkt, hatte der Tesla am nächsten Morgen neue Funktionen – etwa eine intelligente Routenführung entlang von Ladesäulen oder ein Stauassistent. Der früher notwendige Werkstattbesuch ist damit Vergangenheit.

Das Connected Car ist heute vielerorts schon Realität – ohne, dass es der Kunde überhaupt merkt. Dass die etwa per Spotify gestreamte Musik aus dem Netz kommt, ist genauso klar wie etwa die Anzeige von Satellitenbildern in der Navi-Karte. Andere Funktionen sind hingegen versteckt: Bezog das Navi früher seine Stau-Infos über die Radiosender, verblüfft die Genauigkeit der heutigen Real Time Traffic Information (RTTI) häufig – Echtzeit-Daten aus der Cloud machen es möglich.

Wie die Cloud auch bei der Fahrsicherheit helfen kann, erforscht derzeit unter anderem Volvo. Mit 1.000 Fahrzeugen in Norwegen und Schweden erforscht der Autobauer in einem Modellversuch, wie sich die Autos untereinander vor schlechten Straßenverhältnissen warnen können. Die Idee ist nicht neu – unter dem Stichwort Car-to-Car-Kommunikation arbeiten Autobauer und Zulieferer seit Jahren an verschiedenen Vernetzungs-Ansätzen. Bislang sollten die Autos aber untereinander die Informationen direkt austauschen. Volvo geht damit jetzt in die Cloud. Der Vorteil: So erfahren nicht nur Autos in der Nähe von der Gefahrenstelle, sondern alle – und können diese von Anfang an vermeiden.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%